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13 - 3 Kg Wurst

Auf dieser mehrwöchigen Reise habe ich mir vorgenommen kein Wasser mehr zu kaufen. Prinzipiell mache ich das sowieso nur sehr selten, aber diese Mal wollte ich aus dem „selten“ eben „nie“ machen. Der Plastikmüll, der durch Plastikflaschen erzeugt wird, ist erheblich. Es ist ein kleiner Beitrag für Mutter Natur, der aber an sich recht einfach zu bewerkstelligen ist. Im Übrigen für jeden von uns. Dieses Ziel hat auf meinen Fahrradreisen noch eine weitere positive Auswirkung: Ich selbst muss mich öffnen, auf Menschen zugehen und nach Wasser fragen. Als eher zurückhaltender Mensch in der Fremde, ermöglicht mir diese auferlegte Einschränkung in direkten Kontakt zu einheimischen Menschen zu kommen. Eigentlich ist diese Herausforderung eine einfache: jedes Mal, wenn das Wasser zu Ende geht, fragt man bei einem bewohnten Haus nach Wasser (oder füllt seine Flaschen bei öffentlichen Quellen, Toiletten, etc.). In der Praxis entwickelt sich in mir aber immer auch ein Gedankenspiel: „irgendwie bin ich grad gut in Tritt, ich warte lieber noch das nächste Haus ab“ oder „die Mauern sind hier hoch, ich kann dem Hausbewohner kaum sehen, da frage ich doch lieber an einem offeneren Grundstück“ oder „hier kläffen die Hunde aber ziemlich aggressiv, das sieht nicht so einladend aus“, etc. Da die Häuser in Dörfern auch nicht immer bewohnt sind bzw. sich Menschen draußen auf ihrem Grundstück aufhalten, kann zwischen der Notwendigkeit Wasser zu benötigen und der Aktion nach Wasser zu fragen, durchaus ein paar Stunden vergehen. Das liegt meistens an mir, denn grundsätzlich ist es eigentlich egal, bei wem man nach Wasser frägt. Falls vorhanden, entbehrt ein Mensch einem anderen, reisenden Menschen eigentlich nie das lebensnotwendige Wasser. Auch wenn es nur eine kleine Geste ist, zeigt sie doch das prinzipiell Gute im Menschen und, dass ich mir eigentlich gar keine Gedanken machen muss, sondern einfach nachfragen sollte. Trotzdem kostet es mich auf meinen Reisen vor allem am Anfang eine gewisse Überwindung nach Wasser, nach Hilfe zu fragen. Wenn aber dann geschehen, kommen eigentlich fast immer interessante Begegnungen zustande.

Nachdem sich die Wege von Zee und mir wieder getrennt haben, bin ich wieder alleine unterwegs. Gen Süden und hin zur tschechischen Grenze. Ich habe mich bisher nur eine Woche in Polen aufgehalten. Die bisherigen Erfahrungen, die ich Polen gesammelt haben, bilden wie immer nur ein kleiner Ausschnitt eines Landes und derer Menschen ab und sind keinesfalls repräsentativ. Nur minimale andere Erfahrungen können den Blick auf ein Land komplett verändern. Polen ist trotz der fehlenden großen „natürlichen Spektakel“, ein Land, welches super interessant ist zu bereisen. Vielleicht auch gerade wegen der fehlenden „Naturwunder“. Ich habe keinen anderen Reiseradler in Polen angetroffen. Ein prinzipiell gutes Zeichen, wenn man auf die Interaktion mit Menschen aus ist. Doch gerade dies fehlt mir aber bisher. Es nicht noch kein längeres Gespräch mit einem Polen/einer Polin entstanden. Nach den Erfahrungen mit den vielen abwertenden Blicken auf Zee und der fehlenden, längeren Interaktion mit einem Polen/einer Polin, fahre ich doch etwas betrübt in der Abendsonne herum. Die vielen landwirtschaftlichen Felder machen es außerdem nicht einfach, einen guten Schlafplatz zu finden. Und außerdem: ich benötige noch Wasser. Dann die Möglichkeit: ein Mann in einem Dorf kommt freundlich um die Ecke, als ich gerade anhalte und die letzten Schlucke meiner Flasche leere. Er grüßt mir freundlich, wir starten ein Gespräch (wie fast immer in Osteuropa auf Deutsch. Es sprechen erstaunlich viele Deutsch), dann winke ich mit der leeren Flasche und frage nach Wasser. Aber ich habe Pech, der Mann kommt nicht aus dem Dorf und hat kein Wasser für mich. Keine 2km später höre ich einer Gartenlaube Stimmen und Hundegebell. „Ah, irgendwie zu versteckt. Ich warte noch ab“, denke ich mir und fahre weiter. Mir ist bewusst, dass ich nicht mehr lange warten kann, da die Dämmerung langsam beginnt. Im nächsten Dorf sollte ich nun wirklich anhalten. Es geht leicht den Berg herunter, als ich neben mir ein schönes Wohnmobil erblicke, ein Paar sich draußen aufhält und den Garten gießt. Ich bremse fahre die paar Meter zurück. „Ein Paar, das selbst auf Reisen ist, könnte offen für andere Reisende sein“, ist mein Gedanke. Ich steige vom Fahrrad, schon kommen mir zwei große Hunde bellend dem Grundstückszaun entgegen. Ich wedele im sicheren Abstand mit meiner leeren Wasserflasche und rufe „woda“ (Wasser). Der Mann verschwindet kurz in der Garage und kommt kurze Zeit später mit zwei 1,5l (gebrauchten Wasser-) Flaschen auf die Gartentür zu. Bingo! Und es ist nicht nur ein „Bingo“, sondern ein „Super Bingo“! Denn schon kurze Zeit später stehe ich innerhalb der Gartenumzäunung und höre gespannt den Erklärungen des sehr freundlichen, offenen Georgs (polnisch: Ferzy) zu. Die Teichanlage mit Fischen, der Swimmingpool, der noch nicht fertige kleine Wasserfall. Alles hat er selbst gebaut. Ob ich auch Hunger habe, fragt er mich schon nach wenigen Minuten. Ich sage nicht Nein und nachdem kurz davor die alles entscheidende Frage kommt: „Wo schläfst du heute Nacht?“, wird mir der super Jackpot perfekt. Keine 10 Minuten nachdem ich nach Wasser gefragt habe, sitze ich in der Küche von Barbara und Georg (Georg), warte 8 Würste, die noch im Wasser kochen müssen und unterhalte mich mit Barbara und Georg. Beide haben früher in Deutschland als Saisonarbeiter gearbeitet. Meist war es Barbara, die nach Deutschland kam, 3 Monate auf Deutschlands Feldern hart arbeitete und die beiden Kindern Georg überlies. Kein einfaches Leben, das aber bis heute gute Freundschaften mit den ehemaligen deutschen Chefs ergab. Diese kommen Barbara und Georg jedes Jahr besuchen. Sie waren schon seit über 10 Jahren nicht mehr in Deutschland. Mittlerweile verdient man auch in Polen gut. Georg ist ein unglaublicher herzlicher, offener und sehr gastfreundlicher Mensch mit einem Schuss Humor und Stolz über all die praktischen Fähigkeiten, die er zweifelsfrei besitzt. Wir verstehen uns gut, trinken einen, dann zwei dann drei, dann vier, vielleicht waren es auch fünf oder sechs selbst gebrannten Weinschnapsgläser. Ich schlafe in dem Wohnmobil, das er für mich hergerichtet, den Fernseher auf Fußball gestellt und zwei Wasserflaschen und Salzbrezeln hingestellt hat. Georg zeigt mir das Haus und seine eigenen Erzeugnisse. Es ist beeindruckend welche handwerklichen Fertigkeiten Georg besitzt. Von verschiedenen Arten von Wurst, dem Schnaps, den Teich, den Pool, bis hin zum Haus, hat er alles selber gemacht. Er ist gelernter Schweißer, hat aber auch anderweitig ein unglaubliches Geschick. Die harte körperliche Arbeit hat aber seine Spuren hinterlassen. Er hat starke Hüftprobleme. Noch am Abend richtet mir Georg eine Vesper aus verschiedenen Wurstsorten für den nächsten Tag hin. In seiner ganzen Gastfreundschaft, packt er mir immer wieder noch mehr Wurst auf meinen Vesperbeutel, obwohl ich ihm zu verstehen gebe, dass ich so viel Wurst auf dem Fahrrad bei der Hitze verzehren kann. Es war ein schöner Abend, der mir wieder gezeigt hat, wie unglaublich gastfreundlich ein Mensch sein kann. Um halb 12 falle ich dann todmüde ins Bett des Wohnmobils. Das Fußballspiel, welches im Fernseher lief ist schon längst vorbei. Wohin das Fragen nach Wasser einen bringen kann.      

12 - Ein Tag mit Zee

Es ist Samstag Abend als ich an einem dieser heißen Junitage von einem Dorf in nächste fahre. Die Hitze drückt, aber das macht mir wenig aus. Ein Sprung in ein Baggersee bringt die wohlverdiente Abkühlung. Mir ist hier aber zu viel los, also schwinge ich mich wieder aufs Rad. Bei der Hitze ist wenig auf den dörflichen Straßen los. In einem kleinen Dorf namens Imbramowice biege ich in eine holprige Nebenstraße hinterm Bahnhof ein. Auch hier säumen wieder schöne Bäume am Straßenrand den Weg. Dazwischen Gras. Alle paar Meter ein Baum. Ich trete in meinem Trott in die Pedale, die Sonne im Rücken. Abendstimmung. Dann aus dem Nichts kommend, taucht vor mir zwischen zwei Bäumen eine Statue auf. Was macht eine Statue hier? Was für eine Statue, die einen sehr langen nach hinten verlaufenden Kopf hat?, denke ich mir, fahre langsam weiter ohne den Blick von der Statue zu nehmen, die nun immer näher kommt. Erst als ich mich keinen Metern entfernt neben ihr befinde, dreht sich der Kopf der Statue auf einmal parallel zu meiner im Schritttempo bewegenden Fahrtrichtung. Ich halte an und schaue völlig verdutzt und muss mich erst einmal fangen, als diese dann auch noch´mit mir spricht: " Hey, where are you going to?"Nun erkenne ich, dass es eine dunkelhäutiger Mann ist, der hier zwischen zwei Bäumen im Schatten sitzt und wartet. Mir ist es natürlich erst einmal unendlich peinlich, dass ich eine Person so lange angestarrt habeb Ich rauche ein paar Sekunden um micht zu fangen, bin dann aber voll da und aus dem Betrachten "einer Statue" wird ein über einstündiges Gespräch mit Zee, wie sich der Mann aus Ghana einfachshalber in Europa nennt (er hat 7 verschiedene, teils schwer auszusprechenden Namen). Zee spricht mit ruhiger, leiser Stimme, ist offen und spricht durchaus kritisch über das Leben in Europa. Sätze wie: "Als ich in Deutschland war, hat mich verwundert, dass es so viele obdachlose Menschen gibt und zeitgleich so viele Wohnungen und Häuser leerstehen." oder "Meine ghanaischen Freunde in Europa haben mich gebeten:"Don´t tell nobody!" führen schon früh zu einem interessanten Gespräch. Zee wirkt für mich wie eine interessante, offene und ruhige Persönlichkeit und so tauschen wir die Nummern aus, um uns später in Wroclaw zu treffen. Mich interessiert die Person und die Geschichte von Zee, der seit mehr als 5 Jahren als Ghanaer in Europa, v.a. in Polen lebt. Zee muss auf den Zug und ich einen Schlafplatz für die Nacht suchen.


Zee ist 50 Jahre alt, Rastafari und lebt seit 5 Jahren in Polen. Er ist nicht glücklich in Polen und will am liebsten wieder zurück nach Ghana. Er ist wegen seiner Tochter hier, die aus einer langjährigen Beziehung zu einer Polin in Ghana arbeitend und lebend hervorging. In Ghana besitzt er ein Haus nahe am Fluss, das er selbst ökologisch nachhaltig gebaut hat. Ein Lebensprojekt, an dem zeitweise auch seine polnische Freundin mitgearbeitet hat. Die Bilder, die er mir von dem Haus und seine Einzelheiten zeigt, sind durchaus beeindruckend, da sie zeigen, zu was der Mensch auch in Eigenarbeit fähig ist. Vor dem Erfindergeist mit wenig Ressourcen einen großen Output zu erreichen (z.B. hat er seine eigene Windanlage zu Stromerzeugung gebaut) und das handwerkliche Geschick, das Zee aufzeigt ziehe ich den Hut. Jetzt lebt er in einer 3-er WG in einem Zimmer, in einem Hochhaus in Wroclaw. Er hat kein Asyl beantragt, dafür ist er zu stolz ( abgesehen davon hat er natürlich auch keinen Asylgrund), schließlich lebt er in einem schönen, friedlichen Land ( in späteren Gesprächen zeigt sich aber auch, dass der "Frieden" in Ghana nicht kleineren und größeren Konflikten auskommt). Er will die (finanzielle) Zukunft seiner Tochter sichern, beim Aufwachsen seines Kindes dabei sein und dann am liebsten wieder zurück nach Ghana. Sein Traum: am liebsten mit einem Camper zurück nach Ghana fahren. In Wroclaw ist er einsam, besitzt keine Freunde und hält sich mit Arbeit auf Baustellen über Wasser. Er selbst sieht sich als Restaurator, Spezialist für die Restaurierung alter Gebäude und jeglicher Gegenstände. Zeitlgeich ist er vom Herzen her Künstler. Er zeigt mir seine Werke. Gerne würde er diese legal in Europa verkaufen. Aber die Regularien sind zu hoch. Er hat es sich einfacher vorgestellt. Deutschland, von dem er als Kind geträumt hat hat ihn bitter enttäuscht. Nach seinen Erzählungen hat ihn die deutsche Polizei ohne jegliches Recht inhuman behandelt. Ich würde fast soweit gehen, dass die deutsche Bundespolizei ihn sexuell erniedrigt hat. Eigentlich gehören diese Polizisten angeklagt. Erst selbst ist durch diese Erfahrung traumatisiert. Da sie ihn damals aus einem Zug (trotz Ticket, Aufenthaltserlaubnis und Covidtest) geholt haben, benutzt Zee keine öffentliche Verkehrsmittel mehr ohne sein Fahrrad. Er fährt alle fahrbaren Strecken mit dem Fahrrad. An den ersten zwei Begegnungstagen zeigt sich Zee oft lächelnd, mit Analysen, die von einer anderen Perspektive zeugen. Nicht immer kann ich seinen Analysen folgen, die Argumentationen nicht immer ganz stimmig, trotzdem bringen sie mir andere Perspektiven auf. Über Flüchtlinge, auch über diese von Ghana spricht er meist nicht positiv. Auch die Erfahrungen der Menschen aus Afrika in Europa seien nicht die, die sie sich erträumten. Aufgrund von Scham erzähle aber keiner die Wahrheit, von dem schwierigen und teils lebenstraurigem Leben. 


Zee vermisst das Lächeln der Menschen, dass den Europäern aufgrund der Kälte 9 Monate im Jahr tief eingepackt in ihren Jacken und Kapuzen verstecken. Zee selbst hat in seiner persönlichen Geschichte harte Zeiten durchgemacht. Als wir uns am letzten und dritten Tag unserer Begegnungen auf eine gemeinsame Fahrradtour aufmachen, erzählt mir Zee mehr über seine Vergangenheit. Flucht aus dem Elternhaus, Bruch mit dem Vater, falsche Freunde, Drogenprobleme und kompletter Verlust des Selbstwertgefühls,... An unserem Reisetag wirkt Zee irgendwie kälter, trauriger, nicht mehr so freudig lächelnd. Zee, der nach einigen Aussagen viele Fotos macht und Videoaufnahmen tätig, wirkt auch so, als habe er keinen Spaß daran, wenn ich Fotos von ihm tätige. Auch bei zwei Anrufen, die er während unserer Fahrradtour erhält, wirkt das Telefonat auf mich aggressiv. Als ich ihn im Nachhinein, darauf anspreche, verneint er und lacht wieder breit: Nein, dass sei seine Art zu teleonieren. Ich weiß, dass Gespräche in andere Sprachen auf Fremde manchmal aggressiv wirken, obwohl sie das nicht sind. Und trotzdem, ich spüre, dass Zee auch ein andere Seite hat. Vielleicht braucht man das auch, bei den Widrigkeiten, die sich in seinem Leben bisher aufgetan haben. Eine gewisse Härte. "Wenn du ganz unten bist, gibt es immer Menschen, die deine missliche Lage ausnutzen wollen", ist nur eine von vielen Sätzen, die mir noch im Gedächtnis sind.


Was für mich aber die wohl eindrücklichste Erfahrung in der Zeit mit Zee darstellte, war die offene Diskriminierung, die ein Schwarzer in Polen (wahrscheinlich in ganz Europa) erfahren musste. Am schlimmsten fande ich all die Blicke, die ständig auf ihn gefallen sind. Ich glaube, dass Zee diese gar nicht mehr wahrnimmt, aber für mich, der das nicht gewohnt ist, war das eine wirklich traurige und lehrreiche Erfahrung. Man hatte das Gefühl, dass überall wo Zee mit mir aufgetaucht ist, die Menschen entweder Angst davor hatten, dass Zee jetzt gleich etwas Kriminelles anstellen würde oder Menschen ihn offen ablehnend gegenüberstanden. Menschen, die etwas aus dem Auto schreien (hat sich nach einer Beleidigung angehört), kritische/böse Blicke, ein Mann, der uns vor einem angeblich privatem Gelände vertrieben hat, ein Mann , der aus seinem Haus kam, um Zee von sicherer Entfernung beim Telefonieren kritisch zu beäugen. Ich glaube, dass ich so ein Leben keine zwei Wochen aushalten würde. Ich würde am liebsten wieder zurück in mein Heimatland. Zee betonte aber, dass es auch viele nette Polen gebe, die ihn helfen würden. Trotzdem als wir so mit dem Fahrrad in Richtung Süden fahren, erwähnt Zee mehrmals, dass er am liebsten mit mir mitfahren würde. Am liebsten würde er alles hinter sich lassen, auf sein Fahrrad steigen und wegfahren. Für Zee geht es aber nach unserer Tour wieder mit dem Zug (und Fahrrad!) zurück nach Wroclaw, für mich jedoch geht wieder Richtung Süden, der Sonne entgegen.   

11- Eindrücke

Ein traumhafter Campingort in den Wäldern an der tschechisch-polnischen Grenze. Wunderschöne Alleen auf mal mehr, mal weniger verkehrsberuhigten Nebenstraßen. Alte preußische Fabrikgebäude, Gutshäuser oder Gutsschlösser. Große weite landwirtschaftliche Anbauflächen. Ein freundlicher Bauer, der es mir wie als wäre es selbstverständlich erlaubt, auf seiner Wiese mein Zelt aufzuschlagen. Ein großes Reittunier, welches ich in Strzegom (Striegau), durch Zufall besuchen kann. Männer, deren Trendfrisur die Glatze zu sein scheint. Menschen, die erst sehr zurückhaltend und reserviert auftreten, dann aber meist doch freundlich sind. Viele Kameras, die auch in Dörfern, auf Baustellen oder rund um Einfamilienhäusern installiert sind. In Südpolen (Schlesien) erlebe ich viele neue kleine Eindrücke. Auch wenn (oder wahrscheinlich gerade deshalb) es landschaftlich sicherlich nicht zu den Top-Reiseländer der Welt gehört, erlebe ich in Südpolen viele neue Eindrücke. 


Von polnischen Flaggen an jedem zweiten Haus begleitend, fahre ich durch viele kleine schlesische Dörfer. Erstaunlich, wie dicht das Netz aus polnischen Dörfern in Südpolen ist. Mal besser, mal schlechter ist der Zustand der teils schönen alten Häuserfassaden. Kleine öffentliche Picknickplätze mit Tischen, öffentlichem Fitnesspark, Spielplatz und Grillplatz hat fast jedes Dorf. Ich frage mich, warum dies in Deutschland so selten der Fall ist. Die Dörfer strotzen zwar nicht vor Lebendigkeit, doch sind sie weit vom Aussterben bedroht wie z.B. die spanischen Dörfer. Dies macht es mir einfacher nach Wasser zu fragen, denn auf der polnischen Ebene ist der Zugang zu öffentlichen Wasserstellen fast nicht vorhanden. Der Glanz/der industrielle Aufschwung vergangener preußischer Zeiten ist in fast jedem kleinen Dorf aufgrund der alten Industrieanlagen, großen Gutshäuser oder Gutsschlösser spürbar. Doch auch die Gegenwart ist weit weg von dem Bild des armen Polen, das einige von uns wahrscheinlich besitzen: Moderne landwirtschaftliche Anlagen, meist moderne, neue Autos, Menschen, die Eigentum (in Form von Häusern) besitzen. Die vielen Autos auf den kleinen Straßen überraschen mich, doch ein Blick in die Statistik zeigt mir warum: Polen ist in Europa auf Platz 2 "der PKW Dichte". Wie in fast allen Ländern in Osteuropa kommt man auch in Polen (abgesehen von den Städten) mit Deutsch oft weiter als mit Englisch. Trotzdem ist der Zugang zu den Menschen schwierig. Von sich aus, zeigt eigentlich kein Pole Interesse an mir. Was mich auch überrascht ist, dass es anscheinend ein Volk gibt, welches noch lieber in den Supermarkt zu gehen scheint, als die Deutschen. Jeder noch so kleine Supermarkt quillt von Menschen oft nur so über. Mehrmals habe ich den Supermarkt wieder verlassen, weil für mich zu viel Menschen im Supermarkt waren bzw. die Schlange an der Kasse viel zu lange war.  Ich befinde mich auf dem Weg Richtung Wroclaw (ehemals Breslau) als ich in einem kleinen Dorf namens Imbramowice eine außergewöhnliche und überraschende Begegnung mache.  

10 - Vertrauen

Es geht mal wieder gen Osten. Dieses Mal starte ich von Dresden aus. Wohin? In den Osten, wie so oft ohne klar definiertes Ziel. Mich treiben lassen von Gefühlen, Möglichkeiten...dem Wind. Es gilt sich selbst und dem Weg zu vertrauen. Es wird sich schon alles von selbst ergeben.

Auf den ersten Kilometern bestaune ich die vielen schönen alten Villen, die aus Dresden heraus der Elbe entlang emporragen. Es ist 7:00 Uhr morgens, ich gehe in den gerade geöffneten Supermarkt, als neben mir ein Bär von einem Mann auch den Supermarkt betritt. Ein zwei Meter Riese, Oberarme so groß wie meine Oberschenkel (naja, die haben nicht gerade den größten Umfang, aber trotzdem) und am ganzen Körper tätowiert. Sein Stirnnacken fällt mir dabei besonders ins Auge: " Blut und Ehre" steht dick und fett in Runenschrift darauf geschrieben. "Willkommen im Osten", denke ich mir, wohl wissend, dass ich hier fielen feinen Menschen im Osten Unrecht tue.

Schöner wirds dann im Nationalpark "Sächsische Schweiz". Diese Ruhe und Kraft, die in der Natur liegt...So rolle ich auf meinen Rädern in dem beeindruckenden Sandsteingebirge der tschechischen Grenze entgegen. Als es Abend wird und die Frage im Raum steht, wo ich übernachten kann (im Nationalpark ist es verboten und daran halte ich mich dann auch), gebe ich in der Suchfunktion meiner Offline-Karte mal den Begriff "Schutzhütte" ein. Während der "Coronazeit" habe ich auf einer Ostdeuschlandreise mit Thommy recht gute Erfahrungen damit gemacht. Und sie da: die Suche ergibt mehrere Treffer. Ganz in der Nähe des Nationalparks, aber auf einem Gipfel liegen zwei Schutzhütten und daneben ein Aussichtsturm. " Aussichtsturm, da könnte bestimmt einiges los sein", denke ich mir und überlege, ob ich die 150m Höhenmeter extra für diesen Schlafplatz riskieren soll. Und leider verwüsten in den letzten Jahren auch verstärkt vermeintliche Naturliebhaber diese letzten öffentlichen Schutzorte. "Let´s give it  try!" Und so geht es mal schiebend, mal fahrend den "Buggel nuff". Und tatsächlich: die erste Schutzhütte wird inspiziert. Für eine Person ein Traum. Auch die andere Schutzhütte ist ordentlich und sauber. Meine Erfahrungen aus dem ostdeutschen Raum zeigen mir: In Ostdeutschland scheint das System von Schutzhütten gut zu funktionieren. Sowohl was das Angebot, aber auch die Nutzung betrifft. Mein Gefühl sagt mir darüber hinaus, dass es allgmein einen toleranteren Umgang mit Naturlioebhabern gibt, die einen Schlafplatz im Wald aufsuchen. Meine Schutzhütte war keine 2km vom nächsten Dorf mit Dorfblick entfernt.

Es ist viel los im Grenzgebiet Tschechien/Deutschland. Vor allem jede Art von Fahrradfahrern, aber auch Wanderer poppen immer wieder aus der Stille des Waldes auf. Als meine Kette erneut reist, hält mal ein Bikepacker an. Man redet kurz miteinander, aber dann ist der Herr aus Tasmanien auch schon wieder weg: Er will heute noch 1300 Höhenmeter. "Thats not my spirit", denke ich mir und vermisse einfach immer wieder den Reiseradlerspirit vergangener Tage. Aber ich muss mich daran gewöhnen, dass es einfach eine andere Form des Reisens mit dem Rad ist. Das stückchenweise Teilen des gemeinsamen Weges und ggf. eine Planänderung, um die Geschichten von anderen Menschen zu hören und daraus zu lernen, gehört einfach nicht in deren Reiseportfolio.

Hier in Nordböhmen von Tschechien sind die kulturellen Einflüsse der Deutschen vor allen an der Architektur  noch deutlich erkennbar. Ebenso wie in Schlesien in Polen (welches ich danach bereisen werde), war der Norden Tschechiens vor dem 2. WK überwiegend von Deutschen besiedelt, welche dann in Folge der Kriegsniederlage und der während des Krieges erfolgten Gräueltaten der Deutschen aus ihrer Heimat vertrieben wurden. Flucht und Vertreibung ein scheinbar nie endendes Leid der Menschheit.

Der Tag neigt sich langsam dem Ende zu und ich fahre in die Stadt Liberec ein. Eigentlich kein gutes Timing. Die Muskeln sind müde von der hügeligen Landschaft, der Abend beginnt und hinter Liberec geht es in das Isergebirge. Trotzdem will ich kurz die Innenstadt ansehen. Und außerdem: es wird sich schon alles ergeben. Ich stelle mein Fahrrad vor der zentralen Kirche im Zentrum ab, setze mich einige Meter vom Fahrrad hin und mache ein paar Fotos. Als ich mich langsam wieder aufs Fahrrad zu bewegen will, spricht mich ein Mann von der Seite an. Etwas meine Statur, vielleicht etwas stabiler. Eine Brille tragend. Freundliches und doch ein etwas schüchternen, zurückhaltendens Auftreten. Ich schätze ihn auf Mitte 40. Woher ich komme, wohin ich will...der oft so übliche Smalltalk. Aber der Mann scheint doch etwas interessierter zu sein und erwähnt auch, dass er erst vor einer Woche selbst von einer Pilgereise gekommen sei. Schade, dass er jetzt ins Theater gehe, ansonsten würde er mir auch ein Platz zum Schlafen anbieten. "Ich würde in der Stadt warten, bis das Theaterstück fertig ist. Das ist kein Problem", entgegne ich ihm. Wir tauschen die Nummer aus, Petr hinterlässt mir die Bushaltestelle in der Nähe seiner Wohnung und wir verbleiben dabei, dass wir nochmals miteinander komminizieren, ich aber heute bei ihm übernachte. Dann ist er auch schon wieder an der nächsten Ecke verschwunden. Hui! Das ging ja schnell, denke ich mir, da  dies sich alles innerhalb von ein paar Minuten abgespielt hat. Als ich mich auf den Weg mache, um mein Gaskocher etwas außerhalb der Stadt anzuwerfen, kommt mir Petr doch nochmal entgegen. Das Theater beginnt heute erst um 20:00. Das wird spät, schwirrt mir durch den Kopf, entgegne aber gleichzeitig, dass das ein Problem sei. Ich warte solange, bis das Theaterstück fertig ist. So mach ich mich auf in einen Park und mache mein teils zu essendes Essen warm und fühle mich beim Gaskocher anwerfen doch etwas unwohl, da unglaublich viel Menschen in diesem Park unterwegs sind.  Aber so ist das Vagabundenleben! Irgendwie liebe ich diesen einfachen Spirit! Doch im Park sitzend, kommen mir dann doch zewifelnde Gedanken durch den Kopf. "Lohnt" es sich jetzt wrklich 3 STunden zu warten, nur damit ich irgendwo übernachten kann? Wäre es jetzt nicht einfacher, ein paar Kilometer weiter zu fahren und einfach das Zelt aufzuschlagen als 3 Stunden die Zeit "totzuschlagen"? Und außerdem: Reichen mir diese paar Minuten, um mir ein Bild von einem Menschen zu machen und ihm zu Vertrauen? Was ist wenn er vielleicht andere Intentionen hat (man weiß ja nie)?  Vertraue dem Menschen, beruhige ich mich innerlich. und mache mich gegen 21:00 auf, um in das Viertel von Petr zu fahren. Es wird langsam dunkel und als ich in die Wohngegend hinter dem Bahnhof fahre, kommen doch Zweifel auf, ob es denn das alles "Wert" ist. All das Warten, all die Unsicherheit, "nur", um eine tschechische Person kennenzulernen? Ich hänge im nahe gelegenen Park der Hochhäuser ab, setze mich, lese, schaue einer Gruppe von Asiaten beim Fußbballspielen zu. Da gehts ganz schön zur Sache. Gehe auf einen Spielplatz. Ein paar Bänke neben mir genießt ein jugendliches Pärchen die nächtliche Freiheit auf dem Spielplatz. Ich verziehe mich wieder auf die "Lesebank". Es ist 22:30 Uhr. Hoffentlich schreibt er bald. Ich komme ihm zuvor und schreibe ihm, dass ich bei der Bushaltstelle auf ihn warte. Die Minuten vergehen...immer noch keine Antwort. Dann kurz vor 23:00 die Antwort: "Ok, i am on the way + 15 min". Ich warte vor dem 6 stöckigem Gebäude. Kommt er mit dem Bus, dem Auto oder zu Fuß? Wie wohnt er, wie lebt er? Ich habe Zeit, mir Gedanken zu machen. Wahrscheinlich zu vie Zeit, denn dann taucht Petr (wieder) wie aus dem Nichts gegen 23.15 Uhr um die Ecke kommend auf. Er schaut freundlich, begrüßt mich und dann geht es ab ins Gebäude. Schon auf dem Weg zu seiner Wohnung schlägt er mir vor, noch ein Nacht länger (also 2 Übernachtungen) zu bleiben. ich warte erstmal noch ab, um es mir durch den Kopf gehen zu lassen und mir die Wohnung anzuschauen. In die Wohnung kommend spüre ich, dass Petr Wohnung eine unglaubliche Wäre ausstrahlt. Pflanzen, ein Bild von Petr mit einem buddhistischen Novizen, philosophische Bücher und tolle Landschaftsfotos. Ich fühle, dass Petr eine interessante und warmherzige Persön ist und entscheide mich noch in der Nacht, mir einen Tag mehr Zeit zu lassen und zwei Nächte zu bleiben. Zwar steht Petr äußeres Handeln( alles wird immer schnell erledigt) konträr zu seinem Inneren, was mich am Anfang etwas irritiert hat. Doch Petr zeigt mir eigentlich vom ersten Moment an, dass er ein erfahrener "Reisender" und "Gastgeber" ist. Petr, der schon 55 ist, mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hat, ein spiritueller, gebildeter, reise- und outdoorerfahrener und gastfreundlicher Mensch ist, hat mir vor allem eines gezeigt: Es ist schön, dass man fremden Menschen vertrauen kann! Dies gilt im Übrigen auch aus der anderen Perspektive. Auch er muss Vetrauen in einem Fremden aufrbingen, um ihn nachts in seine Wohnung einzuladen. Natürlich gibt es auch Interaktionen, in denen das Vertrauen missbraucht wird. Ich glaube, dass dies gerade für Menschen mit negativer Erfahrung für weitere Interaktionen fatal sein kann. Doch trotzdem: Ich bin der Meinung, dass man dem Großteil der Menschen in grundsätzlichen Dingen vertrauen kann.

Wie als Beweis dafür, drückt er mir Petr am nächsten Morgen die Schlüssel in die Hand und verlässt seine Wohnung Richtung Arbeit und das, obwohl wir uns am Abend nur noch kurz unterhalten konnten
 

9 - Wendepunkt

Eigentlich ist es eine schöne Stelle, an der ich heute mein Zelt aufgeschlagen habe. Die Berge im Hintergrund, schlage ich mein Zelt in Dorfnähe (ich wurde zuvor von einem Einheimischen auf die Bärenregion aufmerksam gemacht) vor einer kleinen Bergkette auf. Der Rasen ist durch die Weidewirtschaft perfekt zum Campen. Nachts sind die Sterne schön klar zu sehen. Da steht man doch auch nachts mal gerne auf, um sich zu erleichtern. Morgens werde ich dann etwas unsanfter geweckt und irgendwie scheint der Morgen ein kleiner Wendepunkt meiner bisherigen Reise zu sein. Ein Hund, erstmal nichts Außergewöhnliches, macht sich neben meinem Zelt lautstark bemerkbar und stört sich anscheinend an meiner Anwesenheit. Aber nach ein paar Minuten zieht er auch schon wieder weiter…Nichts ahnend, frühstücke ich gemütlich, packe meine Sachen zusammen und will meine Sandalen anziehen. Doch wo sind sie? Ich schau überall nach, doch kann sie nicht finden. Gestern nach habe ich sie doch benutzt! Der Hund! Dieser Schlawiner!! Eigentlich stelle ich das Schuhwerk immer unters Zelt, nur gestern habe ich in der Idylle vergessen. Denn Hunde und Füchse scheinen sich insbesondere am Schuhwerk zu erfreuen. Es ist nicht das erste Mal, dass Hunde/Füchse mir oder anderen Fahrradreisenden das Schuhwerk klaut. Ich suche die nähere Umgebung ab: nichts! Die Sandalen sind weg! Schade, sie waren perfekt zum Fahrradfahren. 

Als ich an der montenegrinischen/serbischen angelange bin ich erst einmal verwundert, dass die ehemaligen Freundesstaaten so weit voneinander entfernt ihre Grenzstationen haben. Die Entfernung der Grenzstationen ist immer auch ein Indiz dafür, wie gut die diplomatischen Beziehungen der Grenzstaaten sind. Sicherlich hat die Unabhängigkeit Montenegros vom serbisch-montenegrinischen Nationalstaat, die Westorientierung Montenegros und schlussendlich der NATO-Beitritt Montenegros dazu beigetragen, dass sich Serbien, welches vor allem die Nähe zum „Bruderstaat“ Russland, aber auch zu China und zur EU sucht, und Montenegro diplomatisch in andere Richtungen entwickelt haben. Der Grenzübertritt in ein nicht gerade pro-europäischem Land wie Serbien ist dann auch immer etwas spannender. Bewusst habe ich mich für den kleinen Grenzübergang entschieden, da es bei diesen oft noch ruhiger, schneller und menschlicher zugeht als z.B. in dem einige Kilometer entfernten großen Grenzübergang. Als ich am serbischen Zoll ankomme, scheinen die Zöllner gerade Mittagspause zu machen. Ein Zöllner liegt auf einer Couch und hält ein Nickerchen, der andere stellt seinen Cafe ab, als ich mich per Fuß dem Zollhäuschen nähere. Er kann es irgendwie nicht glauben, dass ich mit dem Fahrrad die Grenze überquere und erzählt seinem Kollegen zwei Mal, dass ich mit dem Fahrrad unterwegs bin. Er ist aber gut gelaunt, für einen Zöllner sehr freundlich und so geht das Prozedere dann sehr schnell. 

Nach 2016 bin ich also das zweite Mal in Serbien. Zu meiner großen Überraschung ist der Südwesten Serbien, genauso wie der Nordosten Montenegros überwiegend muslimisch geprägt. Es handelt sich hierbei um die historische Region Sandzak, die sowohl in Montenegro als auch Serbien die einzigen Regionen sind, in denen die Muslime die Mehrheitsbevölkerung darstellen. Die muslimisch geprägte Region in Serbien wirkt konservativer, reservierter und abgeschotteter als z.B. im Westen von Bosnien und Herzegowina. Ich führe es u.a. darauf zurück, dass die Konflikte mit den serbisch-orthodoxen Serben als Merheitsethnie in Serbien sie dazu gebracht hat. Öffentliche Treubekundungen zur SDA, der nationalistischen, konservativen, bosniakisch dominierten Partei sind in allen Dörfern allgegenwärtig. Die serbische Flagge weht im Südwesten, wenn überhaupt, nur an öffentlichen Gebäuden. Ich entwickle im Laufe meiner Reise durch den Balkan eine immer größer werdende Abneigung gegenüber dem vorherrschenden Nationalismus auf dem Balkan. Dieses spalterische, toxische und zukunftszerstörende Element drückt auf meine Stimmung. Sicherlich haben die grausamen Ereignisse des Krieges auch zu dieser ethnienorientierten Politik geführt, doch umgekehrt kann man auch sagen, dass diese ethnieorientierte Politik eben erst zu diesem Krieg geführt hat. Als ich dann im serbisch-dominierten Teil an einem Fahrradwegweiser ein Sticker des brutalen und verurteilten Kriegsverbrechers Ratko Mladic sehe, und auch weiß, dass ihm bei einem nicht geringen Teilen der serbischen Bevölkerung immer noch eine Verehrung zu Teil wird, tut sich in mir ein Stimmungswandel auf. Darüber hinaus bin ich langsam der „Balkanberge“ etwas müde. Denn auch der serbische Teil ist alles andere als flach. Und dann kommt auch noch kaltes, regnerisches, aber auch gewittriges Wetter hinzu. Nachts soll es jetzt unter 0 Grad werden. Ich buche ein Apartment für 2 Tage. Am nächsten Morgen beginnt es zu schneien. Wir haben Mitte Mai. Das Apartment ist das erste Mal wirklich grauenhaft. Nichts ist geputzt oder aufgeräumt. Die Vermieterin, die unten drin wohnt, will mir sogar am Abend das Elektroheizgerät aus dem Zimmer stellen, da die Sicherung herausgefallen ist. Der Wasserhahn im Bad hängt nur noch lose am Schlauch. Ich bleibe 2 Tage überwiegend in meinem Zimmer und versuche mich zu erholen. 

Aber irgendwie hat sich die innerliche Stimmung bei mir etwas gedreht, auch mein Körper scheint nicht mehr so fit zu sein. Die Wetteraussichten werden auch in den nächsten Tagen nicht besser. Die Leichtigkeit bei den immer noch täglich 1000 Höhenmetern fehlt. Der Appetit wird weniger und meine Stimmung ist nicht gut. Woran liegt das? Zwar treffe ich auch in Serbien und später im Osten Bosniens immer wieder nette Menschen, doch irgendwie wirke ich ausgelaugt oder krank? Dann auf einmal: Durchfall und Magenkrämpfe nachts. Ich gehe davon aus, dass es ein Bakterium ist. Oder doch die Auswirkungen der nicht strikten glutenfreien Ernährung? Ich weiß es nicht, aber die nächsten Tage schleppe ich mich voran. Bis in den Osten Kroatiens. Dann entscheide ich mich spontan nachts meine geplante Steppvisite in Deutschland eine Woche vorzuverlegen. Ich steige um 22:00 Uhr nachts in einen Zug und komme 2 Tage später nach langer Zugreise und einigen Umstiegen in Deutschland an. Es ist Zeit sich auszuruhen, bevor es dann weiter nach Polen geht. Es sollte fast 2 Wochen brauchen, bis sich mein Magen-Darm-Trakt wieder vollends erholt. 

8 - Fahrradreisende
 

Nach mehr als einem Monat auf dem Rad fühle ich mich nun richtig angekommen im Reiseradeln. Mich nicht in klar definierten Raum- und Zeitkategorien bewegend, spüre ich gewissermaßen die Freiheit und Entschleunigung, die dies zur Folge hat zu 100%. Anteil am „Angekommen sein“, haben auch die Menschen und die damit einhergehende vielen kleine Gespräche, die ich auf meiner Reise kennenlernen und führen darf. Auf meinem Weg in den Kosovo hatte ich das Glück täglich neuen Menschen zu begegnen, mich mit ihnen zu unterhalten, ihre Lebensgeschichten zu erfahren und davon zu lernen. 

In erster Linie sind es neben den Einheimischen oft andere Fahrradreisende, denen man begegnet. Meinen Erfahrungen und Begegnungen nach, hat sich die Anzahl der Fahrradreisenden in den letzten Jahren erheblich gesteigert. Gerade das „Bikepacken“ scheint sich großer Beliebtheit zu erfreuen. Als Unterschied zu den „Reiseradlern“, sind diese wesentlich leichter unterwegs, haben ihr Gepäck am Rahmen es Fahrrads befestigt und sind aufgrund dieser leichteren, wendigeren Ausrüstung stärker im Off-Road Gelände und somit in bevölkerungsärmeren Regionen unterwegs. Hier steht der sportliche, naturnahe, abenteuerliche Charakter des Reisens/Fahrens im Vordergrund, weniger der gesellschaftlich, menschliche Kontakt. Auch das sehr geringe Packmaß und die damit einhergehende noch stärkere Einschränkung beim Gepäck, sind Punkte, die mich bisher von dieser Art des Reisens abgehalten haben. Größten Respekt für diese "Leichtgewichte" habe ich trotzdem jedes Mal, wenn ich einen von Ihnen sehe/treffe. Die größer gewordene Anzahl der Radreisenden hat auch die Vielfalt unter ihnen erhöht. Ich persönlich merke eine Tendenz hinzur „durchgeplanten“ Fahrradtour. Durch ständig vorhandene und genutzte technische Unterstützung wird vorgegeben, wie und wohin man sich begibt. Die Komponente „Unsicherheit“/ „Unbekannt“ wird auf ein Minimum reduziert. Die geplanten und vorgegebenen Schritte lassen wenig Raum für zufällig Veränderbares. Ich finde es toll, wenn sich Menschen aufmachen und die Welt mit dem Rad erkunden, ganz egal wie und in welcher Form sie dies tun. Jeder muss schauen, dass er seine Reise seinen Bedürfnissen anpasst. Es ergibt wenig Sinn, seine Reise den Bedürfnissen anderer anzupassen. Darüber hinaus halte ich es für falsch, seine Art der Reise anderen aufzuzwängen, denn wir Menschen sind unterschiedlich und haben unterschiedliche Bedürfnisse. 

Für mich persönlich ist das Fahrradreisen (eigentlich mag ich sehr gerne den spanischen Ausdruck „cicloviaje“ oder cicloviajero) auch immer eine Reise weg „vom Geplanten“, „Durchstrukturierten“, „Vorhersebaren“. Denn haben wir im Leben nicht schon genug davon? Würde es uns nicht auch einmal guttun, sich dem Unvorhersehbaren auszusetzen? Schafft die Sprengung des vorgegebenen Plans nicht auch Freiräume, die anderweitig gefüllt werden können? Der Begriff „Reise“ ist meiner Meinung auch immer verbunden mit einer inneren Reise. Denn ein Reisender ist auch immer ein Suchender, der zwar nicht immer findet, was er sucht, aber der am Ende eigentlich auch immer etwas findet, selbst wenn es etwas ist, dass er nicht mag. Je stärker ein Raum geschaffen wird, der von seinem Alltag abweicht, je stärker er zur Ruhe kommt, je größer der Raum des Unvorhergesehenen, desto größer ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass er mit Dingen konfrontiert wird, die bisher Unbekanntes in seinem Innern hervorholt. Gewiss, nicht jeder der mit dem Fahrrad aufbricht, verbindet dies mit einer Reise zu sich selbst. Wie gesagt, die Bedürfnisse sind unterschiedlich. Trotzdem glaube ich, dass es vielen Menschen guttun würde, sich ab und an dem sicherheitsgebenden Gefühl des strukturierten Plans zu lösen und sich auf eine Reise (zu sich selbst) zu begeben.

So bin ich froh, dass es Reiseradler gibt, die die mitunter wichtigsten Ressourcen besitzen: Zeit und Freiheit. So bin ich die Grenze des Kosovos überquerend, nicht alleine unterwegs. Gemeinsam mit Johannes, der aus Hermannsstadt/Sibiu in Rumänien kommt, verbringe ich einige Momente auf dem Rad, am Wegesrand beim Kochen oder auch beim Tee in einem Café. Nachdem sich unserer Wege aufgrund unterschiedlicher Routen trennen, dauert es keine 10 Minuten, bin mir im Kosovo  3 Jungs auf dem Fahrrad erst folgen und sich dann entschließen, neben mir herzufahren und mit mir zu plaudern. Wie viele junge (Kosovo-) Albaner sprechen auch diese drei Jungs sehr gutes Englisch. Nach ihren Aussagen liegt es nicht am Englischunterricht, sondern am Video-Gaming. Auch wenn dies nur kleine Momente sind, gehören diese mal kürzeren, mal längeren Interaktionen mit den Menschen auf der Reise, zu den wertvollsten. Es ist auch schön zu erfahren, dass es die „an dem Fremden“ Interessierte, aufgeschlossenen Kinder noch gibt. Kinder, die mich durch ihre Kontaktfreudigkeit, vor allem auf meiner Chinareise so nachhaltig beeindruckt haben. Nach mehreren Kilometern trennen sich auch hier wieder unserer Wege und ich fahre wieder alleine auf mein nächstes Reiseziel „Peja/Pec“ zu. Was mir auf dem Weg besonders auffällt sind die vielen neuen Einfamilienhäuser, die in den letzten Jahren gebaut worden sein mussten. Mit teils großen Grundstücken und schicken Häusern, überrascht mich der Süden des Landes Kosovos, das sich noch vor 25 Jahren in einem blutigen Bürgerkrieg wiederfand. Auch hier sind die Narben des Krieges deutlich erkennbar, auch wenn die neu gebauten Häuser auch Gegenteiliges vermuten lassen. Gräber, Denkmäler und Ehrenmäler finden sich in regelmäßigen Abständen am Wegesrand. Manchmal sind auch Dankessprüche an die USA und die NATO per Graffiti erkennbar, ohne die, die muslimische Bevölkerung im Kosovo evtl. ein weitaus schlimmeres Schicksaal erlebt haben dürfte. Es gibt aber auch gegenteilige Behauptungen, dass die NATO durch Bombardierung auf weniger wichtige Stellungen des serbischen Militärs, aber auch auf die zivile Infrastruktur, erst zu Racheaktionen des serbischen Militärs auf dem Boden geführt haben. Eine wirkliche Aufarbeitung dieses nicht von der UN gedeckten Einsatzes wäre auf jeden Fall angebracht. Nichtsdestotrotz ist der Präsenz der NATO für den Frieden im Kosovo unabdingbar! Man wird hier nicht das Gefühl los, dass sich die beiden Ethnien (Serben und Kosovo-Albaner) ohne den Präsenz der NATO wieder sofort die Köpfe einschlagen würden. 

Als ich in die durchaus quirlige Stadt Peja/Pec fahre, merke ich doch die Anstrengungen der letzten Tage. So schön Albanien und auch der Balkan ist, das ewige Auf und Ab schlägt nach über einem Monat dann schon auch auf Körper und Geist. So fahre ich schon früh in das Hostel, um mich möglichst einen ganzen Tag voll erholen zu können. Doch bis auf ein altes Fahrrad mit Gepäcktaschen vor dem Hostel treffe ich erst einmal niemanden an. Nach 10-minütigem Suchen finde ich dann endlich eine Person in dem schön eingerichteten Bergsteiger Hostel. Es ist Aurelien, Franzose aus Grenoble, der mit seinem 30 Jahre alten Fahrradgöppel auch im Balkan unterwegs ist. Classic! Wie so oft in meiner Vergangenheit scheine ich mit den Franzosen und die Franzosen mit mir ganz gut zu können, und so wird aus einem Erholungstag, 2 Erholungstage, in denen ich mich an einem Tag mit Aurelien in die Rugova Schlucht begebe und eine mehrstündige Wanderung unternehme. Das Ungeplante, Unvorhersehbare macht es möglich. Auch hier trennen sich die Wege wieder. Für Aurelien geht es nach Albanien, für mich geht es über Montenegro weiter nach Serbien. Es gilt schon wieder den nächsten Pass zu überqueren und wieder über 1000 Höhenmeter zu überwinden. Dann mal auf, lassen wir uns überraschen, was auf mich die nächsten Tage auf mich zukommt.          

7 – Das Wiederfinden

Albanien ist wild! 

Es sind die letzten Tage in Begleitung von Jo, bevor es wieder alleine Richtung Kosovo zugeht, aber diese Tage habe es noch einmal in sich. Sie haben es „in sich“, weil ich Albanien überwiegend von seiner positiven, wilden Seite kennenlernen darf. Einer der wohl schönsten landschaftlichen Abschnitte meiner Fahrradreisen in Europa, sind die letzten zwei gemeinsamen Tage mit Jo in Albanien. 

Auf einer erst gute befahrbaren und später immer gröberen Schotterpiste, geht es stetig bergauf. Gefühlt entfernen wir uns mit jedem Kilometer weiter bergauf der Zivilisation ein Stückchen mehr. Autos sind hier nur noch ganz vereinzelt unterwegs. Hier fahren nur noch Allradautos oder irgendwelche Klapperkisten von Einheimischen. Immer wieder halten wir an, bestaunen die Natur, die wir ganz für uns besitzen. Im Gegensatz zu den „have to go“ Orten, die einem von anderen Reisenden nicht nur empfohlen, sondern fast schon auferlegt werden, müssen wir diese Orte nicht mit Hunderten, manchmal Tausenden von anderen Menschen teilen, sondern wir können noch eins sein mit der Natur um uns herum. Es ist nicht so, dass ich nicht gerne teile, doch viele schöne Orte dieser Welt haben ihre Magie aufgrund der Schieren Menge Selfie-machender Menschen verloren, sodass ich froh bin, noch Orte mit dem Fahrrad erreichen zu können, an denen die Wirkung der Natur noch ankommen kann. Die schwierige Erreichbarkeit dieser Orte hat natürlich seinen Preis: schwer befahrbarer Straßen. So wird die Bergabfahrt nach dem Pass zu einer klapprigen, schwerfälligen Angelegenheit. Die Aussicht und die Kraft der Natur gehört hier jedoch zu einem der beeindruckendsten Abschnitte, die ich weltweit gefahren bin. Ich fühle mich teilweise an Abschnitte in Tadschikistan im Grenzgebiet zu Afghanistan (nur in grün) erinnert, als ich diesem schluchten-artigen Gebiet unterwegs bin. Als wir auch noch am Abend vor einer Ziegenherde haltmachend von Mirsad zu sich und seiner Familie eingeladen werden, bin ich zu 100% im Fahrradreisen angekommen. Es sind unbezahlbare Momente, in denen uns Mirsad in einem guten Deutsch von seiner Auswanderung nach Deutschland mit 17 Jahren, seiner Ausbildung in Deutschland, seiner Rückkehr mit 21 Jahren, dem Leben auf dem elterlichen Bauernhof, der Geschichte auf dem Land mit dem noch bis heute teils angewandten „Gewohnheitsrecht“ des „Kanuns“ oder der Vater von der Zeit im Kommunismus erzählt. Auch wenn Mirsads Mutter den Ofen mithilfe von Plastiktüren anfeuert und der stetige Zigarettenrauch unserer Atemwege herausfordert, strahlt Mirsad und seine Familie auf ihrem Bauernhof eine Wärme aus, die viel tiefer geht als eine klassische Gastfreundschaft. Denn diese Art der Begegnung zeigt, dass wir Menschen, egal wer wir sind oder woher wir kommen, um einen Ofen sitzend, friedlich miteinander reden und leben können. Kein Gold der Welt kann diese Momente und diese Wirkungskraft aufwiegen.

Während die gemeinsame Zeit mit Jo dem Ende entgegen geht, geht auch die Zeit in Albanien für mich mit dem Ziel der albanisch-kosovarischen Grenze allmählich zu Ende. Zwar habe ich nur den Nordteil Albaniens kennengelernt, aber dieser hat Lust gemacht noch mehr von dem Land erfahren. Ich werde wiederkommen! Aber das „Wilde“, Schöne in Albanien hat auch seine Schattenseiten. Als Reisender ist man auch immer Beobachtender und so möchte ich noch für alle Interessierten ein paar beobachtende Punkte anfügen.

In Albanien bin ich so richtig in meiner Fahrradreise angekommen. Das lag neben der Schönheit der Natur, auch an den sehr gastfreundlichen, offenen und motivierenden Menschen des nördlichen Albanien. Nicht selten wurde ich durch den Daumen nach oben, durch ein Hupen oder das Winken von Autofahrer angefeuert. Das ist nicht unbedeutend, vor allem bei regnerischen bzw. bergigen Etappen. 

Im Gegensatz dazu, habe ich bisher keine abenteuerlichere bzw. gefährlichere Autofahrer erlebt als in Albanien. Zwar war ich es aus dem Balkan schon gewöhnt, dass quasi keine Abstände zwischen mir und dem Auto gelassen wurden, aber zumindest wurde meist dann bei eigener Gefahr (so z.B. vor bergigen Kurven) gebremst und abgewartet. Hier im Norden Albaniens scheint man keine Gefahr zu kennen. Das Resultat sind die vielen Kreuze am Straßenrand. Es gab Strecken, an denen wirklich in sehr kurzen, regelmäßigen Abständen Kreuze oder Stelen auftauchten. Die bildliche Darstellung der Verstorbenen gab dem Ganzen einen persönlichen Charakter, schien die Nordalbaner aber nicht davon abzuhalten, das Risiko zu minimieren.

Weiter überzeugt hat mich in Albanien der offene Umgang mit Religion. Wohl überwiegend als Konsequenz des durchaus brutalen, über 40 -jährigen währenden Kommunismus, wirkt die Gesellschaft frei von jeglicher Form fundamentaler, religiöser Einflüsse. Die Religionen leben friedlich nebeneinander, strikte Regelauslegungen (auch im Islam) sind hier absolute Ausnahme. Das bedeutet z.B., dass Menschen, die sich hier als Muslime identifizieren, auch mal Schweinefleisch essen, Alkohol trinken oder keinen Ramadan machen ohne dabei von anderen eine religiöse Moralpredigt gehalten zu bekommen. Es ist alles ein bisschen lockerer in Albanien.

Dies bedeutet allerdings nicht, dass die Gesellschaft frei vom Patriarchat ist. Von einigen albanischen Frauen selbst als „Macho-Land“ bezeichnet, schien es in Albanien so, dass die Männer ihre Zeit überwiegend in den flächendeckend vorhandenen Cafés verbringen. Diese sind wirklich von morgens bis abends gut gefüllt. Natürlich mit Männern! Frauen sah ich hier keine. Diese waren dafür aber auf den Feldern, auf den Märkten oder kochend aktiv! Geschäftliche Beziehungen wie die Vermietung von Immobilien wiederum war Männersache. Anders als in anderen Balkanländern, wie Bosnien, Kroatien oder Serbien, in denen die Menschen, sowohl Männlein als auch Weiblein, gefühlt den ganzen Tag am Arbeiten und Werkeln sind, schien sich die oben genannte Lockerheit, auch auf das Arbeitspensum zu übertragen. Ich will damit jetzt nicht sagen, dass in Nordalbanien wenig gearbeitet wird (Mirsads hart arbeitende Familie hat mir das Gegenteil aufgezeigt), jedoch wirkte es so, dass die täglich gut gefüllten Cafés im Kontrast zu den wenig sichtbaren Arbeitenden (Männern) stand.

Der Bau-Boom Albaniens angefacht durch den Tourismus steht zu dem gerade Erwähntem tlw. im Widerspruch. Mit fast 4% Wirtschaftswachstum tut sich etwas im Land. Überall werden Häuser, Appartments, Hotelanlagen hochgezogen. Auf der einen Seite freut es mich für die Einheimischen, dass diese vom Tourismus profitieren, auf der anderen Seite ist mir natürlich auch bewusst, dass diese starke, teils unbedacht wirkende Ausrichtung auf den Tourismus ihre negativen Folgen mit sich bringt. Es ist nur eine Frage der Zeit bis die Wildheit Albaniens in dieser jetzt bestehender Form zu Ende geht.

Was mir besonders in Albanien gefallen hat, war diese Harmonie, die der Mensch mit dem Tier und der Natur gebildet hat. Ich mag es einfach frei herumlaufende Schafs- und Ziegenherden, Kühe oder sonstige (Nutz-)Tiere zu sehen, ohne dass dabei bestimmte Ereignisse, die diese Freiheit mit sich bringen (Kühe, die die Straße blockieren, Schafe, die von Wölfen gerissen werden, etc.), als störend empfunden werden. Viele Deutsche, die sich als Naturliebhaber und Landschaftsschützer sehen, bekommen die Krise, wenn sich mal ein einsamer Wolf in unseren Wald verirrt, oder sie ihre Düngemittel nicht massenhaft auf die Felder spritzen dürfen. Hier teilen sich Wolf, Bär, Schaf, Ziege, Kuh und Mensch den vorhandenen Platz, ohne, dass dabei große Konflikte entstehen zu scheinen. Auch finde ich in oft ehemaligen kommunistischen Ländern schön, dass es noch einige Allmendegüter wie offene Felder gibt, die jeder benutzen kann. Das freie Herumlaufen der Tiere und das tägliche, abends Hereinholen der Tiere birgt irgendwie etwas Harmonisches in sich.

Gleichzeitig muss aber auch erwähnt werden, dass „die Natur“ nicht das oberste Gut der Albaner und auch nicht anderer Ethnien auf dem Balkan sein kann. Es macht mich sauer, wie unsensibel die Menschen auf dem Balkan mit der Natur, mit ihrer Natur, umgehen. Der Straßenrand ist eine einzige Müllhalde. Und zwar nicht nur von Plastikmüll, sondern von jeglichem nur Erdenkbarem Müll. Kühlschränke, Sofas, Bauschutt, Hausmüll. Selbst in den schönsten Landschaftsabschnitten, gleichen die Straßenränder einer einzigen, ungeordneten Müllhalde. Dies ist wie gesagt nicht nur in Albanien der Fall und als ich in Serbien die Kühe auf einer Müllhalde stehend, Müll essend gesehen habe, hat sich mein zuvor aufgebautes Bild der Harmonie zwischen Mensch, Tier und Natur wieder in Luft aufgelöst. Im Zusammenhang mit dem starken Nationalismus und Patriotismus, der auch in Albanien keinen Halt macht, stellt sich mir schon die Frage, wie sich diese nach außen hin gezeigt, bedingungslose Liebe zur Nation und somit auch zum Staatsgebiet im Einklang bringen lässt, mit der Verunreinigung und Vernichtung ihres natürlichen Lebensraumes. Alle sind sie so stolz, Kroaten, Serben, Albaner, etc. zu sein und im gleichen Atemzug schmeißen sie ihren alten Kühlschrank mitten in den Nationalpark ihres Heimatlandes.

Was aber vor allem aus Albanien bleibt, ist die Freundlichkeit der Menschen. Man hatte immer das Gefühl, dass man Willkommen ist, als Gast und als Mensch. Von Vorteil war sicherlich auch, dass einige Menschen hier Deutsch sprechen, so konnte das in anderen Ländern eher oberflächliche, kurze Gespräch in Albanien vertieft werden. Auch wenn das ständige und in vielen geschlossenen Räumen stattfindende Rauchen, Ambiente geschmälert hat, hat sich mein fast nicht vorhandenes Bild von „den Albanern“ stark zum Positiven entwickelt. In Albanien habe ich dank den Menschen wieder zu dem gefunden, was ich zuerst auf meiner China-reise erfahren und dann in den letzten Jahren vermisst habe: Vom Guten im Menschen. 

    

6 - Schnitzeljagd

Es ist eine Situation, die ich auf meinen Fahrradreisen schon zwei Mal erleben durfte. Man könnte es als eine Schnitzeljagd für Reiseradler sehen: Jo fährt vor mir weg ( mit einem Vorsprung von 1-2 Tagen) und ich hinterher. Das erste Mal war in Myanmar. Damals zeigte ich den verdutzten Birmesen ein Foto Jos und versuchte mit Händen und Füßen zu fragen, ob sie diesen Mann gesehen und falls ja, wann sie diesen Mann gesehen haben. Ich traf ihn an einem Tag in  einem Cafe sitzend an. Das zweite Mal war in Argentinien...ungewollt. Den täglichen stürmischen Wind nicht mehr aushaltend, versuchten wir ein Stück zu trampen. Um die Chancen zu erhöhen teilten wir uns auf. Jo hatte Glück und ich nicht. So warf ich mich mit aller Kraft dem Sturm entgegen, um Jo beim vereinbarten Treffpunkt (etwa 300 km) so schnell wie möglich zu erreichen. Mit letzter Kraft schaffte ich es am selben Tag an die vom Ausgangsort 60km entfernten Zollstation. Ich kam um 23.30 Uhr völlig entkräftet an und durfte in einem Zimmer beim Zoll schlafen. Als mir am Tag darauf die Kräfte im stürmischen patagonischen Wind ausgingen und Schutz und Schlaf in einer Hütte fand, stand wenig später auf einmal ein Mann vor mir: Jo.

Durch Zufall und der Absage Pedros (meines Reisefreundes aus der Chinareise) kam es, dass Jo eine ähnliche Strecke wie ich vorhatte. Mit einem Tag Vorsprung war er mir vorausgefahren...und ich hinterher. Da es 2 verschiedenen Optionen bzgl. des Weges gab, die Wegbeschaffenheit zuvor aber durch lokale Einheimische vor Ort abgeklärt werden musste, bat ich Jo, mir durch einen deutlich erkennbaren Pfeil, den Weg zu weisen.

Lange habe ich keine Spuren Jos erkennen können. Der harte Schotterweg wies keine eindeutige Spuren eines Fahrrads aus. Hatte ich ihn etwa im letzten Dorf schon unfreiwillig überholt? Die Unsicherheit stieg mit jedem Kilometer ohne Fahrradspuren.  Falls ich an der abgemachten Kreuzung kein Pfeil sehen sollte, plante ich, eine Essenpause einzulegen. schließlich war ich sei 7.00 Uhr auf dem Rad, dabei mehr als 1000 Höhenmeter absolviert und habe jetzt um 13.00 Uhr noch immer keine richtige Mahlzeit gehabt. Dann war der Zeitpunkt gekommen: die entscheidende Kreuzung. ich schaute zuerst auf den linken Weg: nichts...dann schweifte mein Blick nach geradeaus. Und da sah ich ihn: der deutliche Pfeil. Also weiter in die Pedale treten. Immer wieder halte ich an. Die Landschaft ist ein Paradies.

Irgendwie erinnert es mich hier (im schwer zugänglichen Teil abseits der Ortschaft Teth) an die "Carretera Austral" im Süden Chiles. Für mich bis heute die wohl schönste und zeitgleich wildeste Landschaft. In Albanien haben die Einheimischen das Potential der Gegend in den letzten Jahren entdeckt und stampfen aus dem Boden eine Übernachtungsimmobilie nach der anderen. Die Ortschaft Teth, die mit einer großen Abwanderungswelle gekämpft hat, schafft es dank dem Tourismus wieder zu wachsen. Wohl wissend, dass die zuvor armen Menschen von dem Tourismus profitieren, machen mir die nun in größer werdenden Mengen anströmenden Touristen Sorgen. Wie lange bleibt diese Schönheit der Natur noch überwiegend unberührt? Noch vor 10 Jahren war die Gegend so abgeschottet, dass sie im Winter für mehrere Monate von der Außenwelt abgeschottet war. Die Abgschiedenheit der Gegend hat u.a. auch dazu geführt, dass sich die katholische Religion in dem sonst muslimisch geprägtem Albanien und den orthodoxen Nachbarn erhalten hat. Überalle stehen Kreuze. Albanien, bisher ein eher schwarzer Fleck auf meiner historisch-kulturellen Landkarte, hat sowieso eine unglaublich spannende und interessante Geschichte. Dies durfte ich dank der Gesprächen mit den Einheimischen erfahren. Manches gehört bestimmt in die Schublade Mythen ( So soll z.B. der Name "Jesus" aus dem albanischen Dialekt "Geg" abstammen), doch Anderes ist durchaus interessant und logisch (so bedeutet z.B. "Herkul -ules" auf Geg "Eisen-brecher"). Angefangen hat diese erste Stunde albanische Geschichte mit Roland.Denn es war Roland, der Jo zu einem Cafe eingeladen, zusammen mit Jo in einem 30 Einwohner Dorf auf mich gewartet und schließlich nach der erfolgreichen Schnitzeljagd 3.0 sich 2 Stunden Zeit genommen und uns über Mythen und Fakten der albanischen Sprache und Geschichte informiert hat. Dieser Moment steht für mich auch sinnbildlich für "Das Ankommen im Reiseradeln". Rein vom Gefühl her, könnte ich mit meinem Radl jetzt nochmal für ein Jahr losziehen. Grund dafür ist auch Albanien, das mit seiner Natur und den gastfreundlichen Menschen mir das gegeben hat, auf dessen Suche ich bin. Doch dazu mehr im nächsten Artikel.

5 - 3 vs. wild

Eigentlich reise ich gerne alleine mit dem Fahrrad. Umgeben von der Natur und eingebettet in der körperlichen Ertüchtigung, habe ich viel Zeit, um mir über mich und andere Gedanken zu machen. Frei von jeglichen äußeren, aufgezwungenen Strukturen, gibt mir diese Form des Reisens die Möglichkeit, neue Gedanken zu fassen und Schlussfolgerungen zu kommen. Die Freiheit täglich jede Entscheidung selbsbestimmt fällen zu können, ist mir unglaublich viel Wert. Doch es ist sicherlich auch eine einsame Form, die zwar tief in dich blicken lässt, aber dem auch doch auf Dauer etwas fehlt: Das Teilen von Momenten. Darüber hinaus ist es als ein Mann in einer Beziehung auch nicht einfach, so fern von seiner besseren Hälfte zu sein... und das auch noch freiwillig. Bei kalten und stürmischen Nächten, ver misst man so auch das ein oder andere Mal das warme Bett Zuhause.  

So bin ich froh, dass ich Freund besitze, die sich auch gerne auf das Rad sitzen und Mensch und Natur auf eine etwas abenteuerliche Weise kennenlernen wollen. So treffe ich mich wieder mit zwei bekannten Gesichtern: Jo aus Kanada und Pasquo/Davide aus Italien. Dieses Mal wollen wir in die Berge von Montenegro. Wir werden (wieder) an unserer Grenzen kommen.

Die Freude ist groß als Jo und ich, Pasquo vom Flughafen in Dubrovnik abholen. Nachts um 23:30 Uhr wird noch schnell das Fahrrad zusammengeschraubt und schon kann es am nächsten Tag losgehen. Die Straßen sind am Ostersonntag leer, der Zöllner an der kroatischen Grenze grüßt weder noch schaut er uns an. Der Zöllner in Montenegro kommt nach wenigen Minuten aus seinem Häusschen heraus, grüßt kurz freundlich, scant den Reisepass und "ciao ciao". Willkommen in Montenegro! Ein Land, das liebend gerne in die EU möchte (wie viele andere Staaten Osteuropas auch) und den EURO als Zahlungsmittel etabliert hat. Die Küste Montenegros ist unglaublich schön. Mit den hohen Bergen im Hintergrund, und den tiefen, ins Landesinnere ziehende Buchten, wirkt die Küste Montenegros wie ein gewaltiges, verschachteltes Gebirge, inmitten der Adria. Störend sind die riesigen Kreuzfahrtschiffe, die einem hin und wieder die Sicht versperren. Küste, Sonne, 3 Männer mit guter Laune, unser Trip beginnt enspannd. Die knapp 800 Höhenmeter haben wir kaum gemerkt, ein Erfrischungsgetränk in einem Café an der Küste versüßt unseren Start.

Am nächsten Morgen heißt es dann aber: es geht ab in die Berge. Von nun an ist nicht mehr so viel mit "dolce vita". Es geht bergauf, bergauf, bergauf, noch auf Asphalt und mit angenehmen Temperaturen, doch dies soll sich auch in den nächsten Tagen ändern. Es wird kalt und regnerisch. Unser geplantes Highlight der "Durmitor Nationalpark" muss ausgelassen werden. Die nächsten Tage soll es nasskalt bleiben. Wir planen um und werden etwas südwestlicher auf einem Plateau fahren. Hier soll es zumindest keine Minusgrade haben. Ein Auto hält an, fragt nach dem Weg und weist uns darauf hin, dass die Straße in den Nationalpark gesperrt ist: Überrschwemmungen. Alles richtig gemacht. Die Landschaft ist einzigartig, selbst für mich neu. Das Plateau, auf dem wir fahren, wird auch "little Mongolia" genannt. Einzig das nasskalte Wetter trübt ein wenig etwas die Stimmung. Auch die Straße (meist ein Mix aus Geschotter, Wiese und Matsch) macht ein Vorrankommen kaum möglich. Unserer Genießer Pasquo erwähnt schon alb spaßig halb ernst, dass wir vielleicht beim nächsten Mal eine gemütliche Flusstour auswählen. Und trotzdem: wir machen Fotos, eins ums andere und ich genieße diese Einsamkeit in Dreisamkeit in dieser menschenverlassenen, kargen Gegend. Den größten Lachanfall habe ich, als wir völlig entkräftet noch einmal das Fahrrad eine steile Schotterpiste entlang schieben müssen. Die Nacht zuvor war für Jo und Pasquo etwas überwindend, nachdem wir im nasskalten Regen keine andere überdachte Bleibe als einen Kuhstall mit Kuhmist gefunden haben. Ich fühle mich wie Maria und Josef und bin froh, dass der Kuhmist einigermaßen trocken ist. Jo versucht es noch vergeblich in anderen verlassenen Häusern. Keine Chance! In diesen 3 Tagen auf dem Plateau haben wir eine treue Begleiterin. Ich nenne sie Erica! Sie ist eine Hündin, die uns gefolgt ist und mit unglaublichen Elan, Kraft und Freude auch Etappen über 40km mitläuft. Jo hat sie so ins Herz geschlossen, dass sie in der nächsten Stadt in der wir ankommen, alle Informationen einholt, wie man diese adoptieren und nach Kanada bringen kann. Doch keine Chance! Die Hürden sind unglaublich hoch. Wir sind froh, dass wir durch Zufall einige Tage später erfahren, dass diese Hündin auch anderen Fahrradfahrern hinterherläuft. Was für ein schönes Leben sie hat! Täglich in dieser beeindruckenden Natur frei herumlaufen zu können. Diese 3 Tage in der fast komplett menschenleeren Gegend, hatte ich wohl meine bisher schönste Zeit auf dieser Fahrradreise. Und daran haben auch Jo und Pasquo ihren Anteil. Auch wenn nicht immer alles reibungslos und ohne Meinungsverschiedenheiten läuft, war das Teilen dieser körperlich anstregenden Momenten in dieser beeindruckenden Landschaft etwas prägend Tolles. Die Erinnerungen dieser kräftezerrenden schönen Tage sind nun tief in mir verankert und werden in anderen Lebenssituationen wieder auftauchen.

Am Ende gönnen wir uns noch 2 schöne Tage in Podgorica, der Hauptstadt Montenegros mit Restaurant, Bar und Hotel. Während Jo seine Weiterreise nach Tirana plant, und Pasquo wieder zurück nach Hause fliegt, warte ich auf Antwort meines Reisefreundes Pedro (Reise nach China), der gerne mit mir ein paar Tage im Balkan reisen möchte, um meine nächste Fahrradroute zu planen. Alleine ist es schön, mit den richtigen Reisepartnern aber gemeinsam schöner. 

4 - Staat ohne Zukunft


Keine Nachrichten sind gute Nachrichten. Das gilt nicht nur bei Klassenfahrten, sondern auch oft bei mir, wenn ich mit dem Fahrrad unterwegs bin. Denn zu erzählen gibt es aufgrund der täglichen neuen Erlebnissen meist sehr viel, nur muss man die Zeit und die Kraft dazu haben. Denn man darf nicht vergessen, dass man sich +/- 5 Stunden auf dem Sattel befindet, der Wind einen ins Gesicht bläst, der Regen auf einen herunterprasselt, die Sonne einen schwitzen lässt, die unbefestigten, steile Wege den Muskeln vieles abverlangt und das Gehirn wegen den ständigen neuen Eindrücken und dem Einlassen auf das zukünftig Ungewisse (Wie ist die Wegbeschaffenheit? Wo schlafe ich? Lade ich meine Wasserreserven jetzt schon auf oder warte ich?) herausgefordert wird. Pausen, die ich z.B. in Mostar (2 Nächte) vorgenommen habe, dienen dann meist der Regeneration des Körpers und des Geistes. So fällt es mir manchmal schwer, nach ereignisreichen Tagen, mich hinzusetzen und das Erlebte für die Homepage in Worte zu fassen. Desweiteren sind für mich Tage, in denen ich die Schönheit der Natur erleben durfte, nicht selten nur schwer in gleichermaßen beindruckende Worte zu fassen. Und Bosnien hat so einiges an schöner Natur zu bieten!

Auf meiner Fahrt von Mostar nach Dubrovnik bin ich überwiegend einer alten Bahnlinie gefolgt: Der Dalmatienbahn. Die von der Österreichisch-Ungarischen Monarchie (oder auch als "Besatzer" zu bezeichnen) errichtete Bahnstrecke (Ende des 19 Jh.) verband nicht nur Dubrovnik und Sarajevo, sondern auch die verschiedenen Dörfer und Kulturen entlang der Wegstrecke miteinander. Die Bahnstrecke stand eben nicht nur für Fortschritt, Arbeitsplätze und Schnelligkeit, sondern eben auch für einen kulturellen Austausch.

Mithilfe der EU wurde die ehemalige Bahnstrecke zur Fahrradstrecke mit vielen Informationstafeln umfunktioniert. Das schöne daran ist, dass diese Strecke tlw. noch relativ wild ist. Ich fühle mich nicht selten selbst wie ein Zug, der sich langsam durch die Dinarischen Alpen schlängelt. Bauruinen an der Wegestreckte zeugen von der ehemaligen Bedeutung der Bahnstrecke. Tunnel ohne Licht, alte Brücken und unbefestigte Wege machen Teile der Wegstrecke zu einem kleinen Abenteuer. Doch eines wird mir leider auf dieser Strecke und auch im gesamten Bosnien auch bewusst: eine zutiefst gespaltene Gesellschaft. Erinnerungen an den Jugoslawienkrieg sind fast in jeden noch so kleinen Ort zu erkennen: zerstörte Häuser( diese wurden oft von den ethnischen Mehrheit eines Dorfes, um eine Rückkehr der geflohenen ethnischen Minderheit zu erschweren/verhindern oder durch Artilleriebeschuss zerstört), Minen/Vorsicht Minenschilder, Denkmäler gefallener Soldaten/Zivilisten, Einschusslöcher in Häusern. Die Wucht und Brutalität dieses Krieges, in denen Nachbarn von heute auf morgen zu erbitterten Feinden wurden und ethnische Säuberungen in vielen Gebieten (überwiegend von den serbischen und kroatischen Kräften) stattfanden, ist in Bosnien allgegenwärtig. Wer sich gerne dafür interessiert, dem empfehle ich (für mich bis heute die eindrücklichste Doku, die ich bisher gesehen habe): Kampf um Titos Erbe - Bruderkrieg im Jugoslawienkonflikt ( frei verfügbar in youtube). Die ethnische Zusammensetzung hat sich im Vergleich zu "Vor-Kriegszeiten" in vielen Dörfern drastisch verändert. Vertreibungen, damit einhergehende Fluchtbewegungen und die hohen Hürden, in dem zuvor vertriebenen Dorf wieder zurückkehren zu können (mental, logistisch--> abgebranntes Haus, etc.) haben bis heute Fakten geschaffen. So ist klar zu erkennen, in welches Dorf ich in Bosnien fahre: ein serbisches (serbische Flaggen und kyrillische Schriftzeichen), ein kroatisches (kroatische Flaggen, lateinisches Schriftzeichen), oder ein bosniakisches Dorf (Flagge von Bosnia u. Herzegowina). Darüber hinaus besitzt, wie vorher schon erwähnt, jedes Dorf ein Denkmal über die gefallen Opfer des Krieges. Natürlich nur von der eigenen Ethnie. Gemeinsame Denkmäler bzw. Mahnmäler gibt es in ganz Bosnien nur ein paar Dutzend. An die Gräueltaten der jeweils anderen Ethnie wird gedacht, die eigenen Gräultaten bestenfalls verschwiegen. Jede Ethnie erschafft so ihre eigene Geschichtserzählung, ihr eigenes Narrativ. Der Schuldige ist immer die jeweils andere Ethnie. Diese Form der Erinnerungskultur verbaut einem so geschundenen Land jegliche (friedliche) Zukunft. Gefühlt gibt es für viele Menschen Bosnien und Herzegowina nur auf dem Papier. Die kroatischen Bosnier würde am liebsten zu Kroatien, die serbischen zu Serbien, naja und den Bosniaken (muslimische Bosnier), die am meisten durch den Krieg gelitten haben, da sie keine Schutzmacht hatten, bleibt wohl als einziges der "Staat " Bosnien und Herzegowina. Da die ethnische Zusammensetzung des Landes einem Mosaik gleicht, sich durch Vertreibungen und Flucht ethnische Zusammensetzungen verändert haben und der Minderheitenschutz nicht gewährleistet werden kann, gestaltet sich eine "Aufteilung" des Landes darüber hinaus als äußerst schwierig. Für mich ist es nicht immer ganz klar, wie stark sich das nationale Gedankengut und die Erinnerungskultur der jeweiligen Ethnie bei den einzelnen Menschen festsetzt. Denn klar ist auch, dass Flaggen und Denkmäler oft von der herrschenden politischen Elite gefördert werden. In meinen Gesprächen mit den Menschen habe ich oft gehört, dass man ohne Probleme mit den anderen Ethnien zusammenlebt. Gleichzeitig aber auch die Typisierung der eigenen Ethnie als Opfer, das visuelle Verschwinden von Merkmalen der anderen Ethnie (z.B. durchgestrichene kyrillische Schrift auf Ortsnamen, nicht wieder aufgebaute zerstörte Gebäude/Kirchen/Moscheen), etc.) und eben auch das Glorifizieren eines großserbischen, großkroatischen Staates. In serbischen-bosnischen Dörfern ist darüber hinaus klar zu erkennen, was man von der EU und dem Staat Bosnien und Herzegowina hält (so waren viele EU geförderte Informationstafeln mit ANTI-EU Sprüchen beschmiert, bzw. das Zeichen der EU und von Bosnien-Herzegowina weggekratzt). Man muss natürlich aufpassen, dass man diese visuelle Zeichen nicht gleich auf die gesamte dort lebende Dorfgemeinschaft bezieht, genauso wenig macht man das in Deutschland, wenn man z.B. Nazisymbole an Bushäusschen sieht. Nichtsdestotrotz sind oder waren sie Ausdruck von Menschen, die meist in dieser Gemeinschaft leben.

Wie wichtig eine kritische Erinnerungskultur ist, zeigt meiner Meinung nach Deutschland. Wie kaum ein anderes Land setzen wir uns zurecht kritisch mit unser Vergangenheit auseinander. Und das ist auch gut so! Denn nur diese kritische Geschichtsaufarbeitung und -erinnerung schafft Versöhnung und somit auch Frieden! Diese Form der Erinnerungskultur dürfen wir uns nicht von den Rechtsextremisten wie der AFD nehmen lassen! Denn sie zerstört langfristig einen der wertvollsten Pfeiler den wir als Gesellschaft haben: den Frieden! Im Übrigen wird diese Form der Erinnerungskultur gerade von den gebildeten Schichten weltweit als Vorbild gesehen. Im Gegensatz zu Deutschland zeigt nämlich der Fall in Bosnien, dass das Gegenteilige generationenübergreifend zur Spaltung, zum Hass und schlussendlich auch zu Unfrieden, wenn nicht sogar zum Krieg führen kann. Die Spaltung der bosnischen Gesellschaft, die mitunter durch die Erinnerungskultur geschaffen wird, führt dazu, dass Bosnien und Herzegowina zum jetzigen Zeitpunkt zum Staat ohne Zukunft wird.

3 - Bären

3 - Bären
Auf einem kleinen Waldweg geht es schiebend den Berg hoch. Überall liegt Müll: alte Kleider, Plastikflaschen, Bierdosen, Feuchttücher. Es sind die stillen Zeugen der Flüchtlinge, die sich vor Jahren durch Bosnien auf den Weg Richtung Europa gemacht haben und in und um Bihac (Stadt im Nordwesten Bosniens) ausgeharrt haben. Rechts uns links vom Weg stehen Warnhinweise: Vorsicht Minen! Lebensgefahr! Das sind wiederum nicht immer ganz so stille Zeugen des Jugoslawienkrieges, der hier vor 30 Jahren getobt hat. Diesen kleinen Waldweg geht man dann doch nicht so unbeschwert entlang. Was ist, wenn ein Regenguss die eine oder andere Mine auf den Weg gespült hat? Wie schrecklich muss es für Menschen sein, die in einem ohnehin schon schrecklichen Krieg durch Minenfelder gehen müssen. Diese Angst, dass man jede Sekunde auf eine Mine treten kann. Unvorstellbar!

So bin ich froh, dass ich am Ende des Waldweges wieder auf die normale Straße komme und vor dem Eingang des Nationalparks UNA stehe. Ein einsamer Wärter sitzt in seiner vom Holzofen gewärmter Hütte. Mit seinen langen Haaren sieht er ein bisschen aus wie Winnetou. Ich komme mit ihm ins Gespräch, erst die Formalien klärend ("Kann ich hier mein Zelt aufsellen?" "Klar, kein Problem"), geht es schnell um seine persönliche Geschichte. Ein bisschen Deutsch und Englisch sprechend, erklärt mir Jasmin ( mit französischem Akzent aussprechend), dass seine Kinder und Enkelkinder in Deutschland(München) leben, was nicht einfach für ihn ist, aber aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage in Bosnien, nur verständlich ist. Jasmin selbst ist eigentlich Jurist, hat aber aufgrund seine kritischen Haltung gegenüber der Regierungspartei keinen Job in seinem Bereich bekommen. Deshalb sitzt er nun hier in seinem einsamen Häuschen, ist aber sehr glücklich darüber, da er jeden Tag die frische Luft der Berge und des Waldes einatmet (und den Zigarettenrauch, denn wie viele Bosnier schlotet auch Jasmin so einiges weg). Immer wieder kommt er zurück auf die unfähige und korrupte politische Elite, die sich die eigenen Taschen mit Geld fülle und die Ängste zwischen den verschiedenen Ethnien in Bosnien (Kroaten, Bosniaken, Serben) schüre, während die Menschen an sich friedlich miteinander leben (wollen). (Ich habe vor, darüber noch einen separaten Artikel zu verfassen) Die Dämmerung tritt so langsam ein, es ist Zeit für Jasmins Feierabend und für mich Zeit, das Zelt aufzustellen. "Noch eine Frage Jasmin. Wie sieht es aus mit Bären?" "Die bleiben für gewöhnlich im Wald", versucht er mich zu beruhigen. Außerdem hätte ich ja auch zwei (Straßen-)Hunde, die den Ort bellend verteidigen würden. Doch anstatt Verteidigung steht bei einem der Hunde erst einmal Angriff auf dem Plan und so beißt und reißt einer der Hunde in mein Zelt und hinterlässt einen 30 cm großen Riss. "Oh Hund!" Naja, vielleicht ist das ja die Bestrafung dafür, dass es eigentlich verboten ist, hier zu zelten. Ein Schild weist auf der anderen Seite darauf hin. Ich habe es aber erst entdeckt, nachdem mir Jasmin (Wärter des Nationalparks) es ausdrücklich erlaubt hat und ich in der Dämerung das Zelt schon aufgestellt habe. Denn ansonsten halte ich mich schon an solche offensichtliche Verbotsschilder. Vielleicht ist der Biss in das Zelt aber auch ein Vorbote der Nacht, denn diese wird unruhig uns sehr, sehr kalt.

Wohl wissend, dass die Bären die Menschen zu 99,9% in Ruhe lassen und einen großen Bogen vor dieser gefährlichen Spezie machen, kann man diese 0,1% Möglichkeit in seinen Gedanken nicht einfach ausschalten. So kann ein Geräusch, das im Wald durch knackende Äste verursacht wird, eben nicht nur ein Fuchs, sondern gleich ein Bär sein. Das lässt einen natürlich unruhiger schlafen. Aber auch an dieser Angst muss man arbeiten, denn statistisch gesehen ist es so unwahrscheinlich, ein Opfer einer Bäresattacke zu werden. Gut, dass ich in dieser Nacht zwei Hunde vorm Zelt als (mentale) Unterstützung  habe. Doch die machen das Schlafen nicht einfacher, denn mit Einbruch der Dunkelheit beginnt auch schon das Gebelle und zwar bis 1 Uhr nachts! Dabei sind es nicht nur die Hunde vor meinem Zelt, sondern auch die der umliegenden Weiler. Ab 23 uhr mischt sich auch ab und an Wolfsgeheule hinzu, welches aus den tiefen Wäldern zu kommen scheint. Zwischen 1 und 2 Uhr wird es dann ruhig, dafür aber bitterkalt. Mal drehe ich mich auf den Bauch, mal rolle ich mich seitlich ein, um am meisten Wärme zu generieren. Aber irgendwie hilft nichts so wirklich. Es muss mehrere Grad unter Null sein. Ich bin froh als die Vögel anfangen zu zwitschern, da es das erste Zeichen des beginnenden Morgen ist und somit auch wärrmeren Temperaturen. Doch es dauert, bis mein Körper anfängt aufzutauen. Der Gaskocher braucht schier ein Ewigkeit, bis das Wasser erhitzt ist. Als die ersten Züge meines Mate-Tees in meinen Körper gelangen, erwacht der Körper so langsam aus seiner Kältestarre. Die Zehen sind noch kalt, also springe ich einige Minuten auf diesen herum, bis auch in diese Eiszapfen wieder schmelzen. Dann geht es los! Mit dem Rad durch den Nationalpark. Ich, ganz alleine in den tiefen des Waldes. Um ja keinen Bär zu überraschen und über den Weg zu laufen, pfeife ich mal, mal betätige ich die Klingel. Und nach 1,5 Stunden komm ich am Highlight des Nationalparks an: Wunderschöne Wasserfälle! Ich lasse eine Gruppe arabischer Touristen hinter mir und habe diese dann alleine für mich. Von nun an zeigt sich mir (bis auf Straßenseiten, die überall als Müllhalden benutzt werden) die Schönheit diese Landes. Glasklare Flüsse, gewaltige Karstgebirge, freundliche Menschen. Es gibt viele kleine, einprägsame, schöne Momente, die erzählenswert sind und bleiben. Sei es der Besuch eines kleinen serbischen Restaurants, in dem das einzige Gericht Fisch ist und dieser dann vor meinen Augen frisch aus dem Wasser geholt wird. Die Gruppe Jugendlicher, die mich eine Stunde durch ihre Stadt begleiten und mir die Geschichte dieser erklären, sei es der einsame Moment am größten Bergsee Bosniens bei eisigem Wind und verschneiter Bergspitze oder das Treffen mit David, einem anderen Fahrradfahrer, der zufälligerweise aus dem gleichen Landkreis kommt, in dem ich arbeite. Es sind diese vielen, kleinen Geschichten, die diese Fahrradreise wieder so besonders machen und so erlebnisreich und mir so tagtäglich zeigen, warum ich diese Form des Reisens so schätze.
 

2 - Wow

Als mich am Morgen Vögel verschiedenster Art zum Orchester bitten, weiß ich, dass ich richtig bin. Hier in meinem Zelt in Ostslowenien. Es war die erste Nacht und nun soll es in den nächsten Monaten durch Osteuropa gehen. Wohin genau? Das weiß ich noch nicht. Jetzt geht es erste inmal durch Kroatien und Bosnien u. Herzegowina Richtung Dubrovnik. Hier werden zwei Alt-Bekannte warten mit denen ich dann durch die Berge Montenegros schleichen werde. Weiter weiß ich noch nicht. Auch heute weiß ich nicht genau wo es hingehen soll. Die Pläne ändern sich teilweise stündlich. Immer dem Gespür nach...

Slowenien ist schon ein tolles Land! Unglaublich grün, viele Berge und Flüsse, es ist ordentlich und immer wieder gibt es öffentlich PLätze, die zum Verweilen einladen. Doch was mir besonders positiv an Slowenien auffällt, ist diese sportorientierte Gesellschaft. Selbst die kleinsten Dörfer sind bestens mit hochwertigen Sportanlagen ausgerüstet: Sportplätze an Schulen, öffentliche Fitnessparks, Fahrradwege. Morgens, mittags, abends: immer sehe ich Menschen sich sportlich betätigen. Das beeindruckt mich, denn auch ich bin davon überzeugt, dass Sport bzw. körperliche Bewegung essentiell für das Wohlbefinden eines Menschen ist: für den Körper und den Geist.

Nach mehreren Umentscheidungen, lande ich nach teils steilen Anstiege über einen Waldweg im "Naturpark Sichelgebirge und die Samobor-Gebirge" in Kroatien. Es ist der erste richtige Fahrradreisetag, da ich abends zuvor mit dem Zug nach Zidani Most (ein Dorf bzw. besser gesagt ein kleiner Bahnhof in Ostslowenien) gefahren bin. Der Körper ist von dem Tag etwas platt und wie immer am Abend stellt sich für mich die Frage: Wo übernachte ich? Soll es die Wiese hier oben sein, oder doch eine Kilometer weiter dort oben neben der verlassenen Hütte? Da ich noch nicht gegessen habe, entscheide ich mich gegen die oben genannten "Schlafplätze" und fahre erst einmal zu nahe gelegenden "Öko-Tourist-Information" in einem kleinen Dorf namens "Budinjak". Das Dorf sieht komplett verlassen aus, es scheint keine Menschenseele da zu sein. Ich rufe zweimal "Dober Dan" ( Guten tag), aber keiner meldet sich. Es scheint hier in der Nebensaison nicht viel los zu sein. Aber ich habe Glück: es gibt Holztische/-bänke, die sich perfekt für das Abendessen anbieten. Ich dürfte noch 1,5 Stunden Licht haben, das müsste reichen , um zu essen und ein Schlafplatz zu finden. Das Dorf sieht danach aus, als würde es keinen stören, wenn ich hier auf den schönen Wiesen mein Zelt aufbaue. Als das Essen fast fertig ist, cruised ein Jeep um die Ecke, ein Mann steigt aus, ruft etwas auf kroatisch, grüßt mich und fragt mich dann noch einmal etwas auf kroatisch. Ich gebe ihm zu verstehen, dass ich kein kroatisch spreche, wir unterhalten uns kurz auf englisch und nachdem er erwähnt hat, dass sich in diesem Naturpark 20 registrierte Bären aufhalten und heute Nacht Minustemperaturen zu erwarten sind, kann er mich überzeugen, doch nicht im Zelt, sondern beim ihm zu übernachten. Der Kocher wird ausgemacht und ich springe kurz in den Jeep, damit er mir meinen Schlafplatz zeigen kann. Er ist nämlich auf dem Weg zur Jagd. Petar, so heißt der er, macht einen sehr netten und vertrauenswürdigen Eindruck. Und das soll sich auch bestätigen. Er zeigt mir sein großes Anwesen (es muss sein Zweitwohnort sein), den Ort an dem ich schlafen kann (ein Art Restaurant), die Bar, an der ich mich frei bedienen kann (er drückt mir zur Sicherheit noch eine Flasche Weißwein in die Hand) und lädt mich dann noch sogar für Morgen auf eine Geburtstagsparty mit 120 Menschen ( und 2 Spanferkel) ein. Dann düst er wieder los: Er will doch zur Jagd (aber nur Wildschweine, Rehe seien zu süß). Und er lässt mich zurück mit einem großen "Wow" im Gesicht. So nett können Menschen zueinander sein! Die Reise startet mal genial!

Ich bleibe nicht zur Geburtstagsfeier, kann mich leider auch nicht von Petar bedanken und verabschieden, da bis 13:00 in dem 11 Einwohner Ort kein Petar anuztreffen war. In den nächsten beiden Tagen sollte ich keinen Typ wie "Petar" mehr antreffen. Trotzdem durfte ich ein vor allem landschaftlich schönes, und vor allem grünes Kroatien entdecken. Ein Highlight war sicherlich der "Nationalpark Plivica" mit seinen Wasserfällen. Morgen soll es dann nach Bihac nach Bosnien gehen, es sei denn ich entscheide mich doch spontan doch noch um ;)

1 - Wurzeln

Nachdem ich in den letzten Monaten auf meiner Homepage durch Abwesenheit geglänzt habe, will ich im dritten Teil meiner Sabbatreise noch einmal meine Energie bündeln, um euch durch Reiseberichte an meinen Erfahrungen teilhaben zu lassen. Wie immer gibt es keine klare Struktur in der Häufigkeit und Art und Weise der Berichte. Je nach Lust, Laune und Zeit will ich mich dem Schreiben hingeben. Es freut mich natürlich, wenn der ein oder andere sich in den Berichten verliert und Spaß oder auch Interesse dabei verspürt.

Doch was steht eigentlich im dritten Abschnitt meines Sabbatjahrs an? Es geht nun erst einmal mit dem Zug nach Zidani Most, einem kleineren Dorf in Ostslowenien, von dort geht es dann weiter Richtung Süden...Kroatien, Bosnien u. Herzegowina, Montenegro sind auf jeden Fall dabei. Dieses Mal gibt es kein genaues Ziel. Ich werde mich leiten lassen vom dem Gefühl, den Menschen vor Ort und von Menschen, die mich im Laufe der Reise besuchen kommen. Alte Gesichter, die ihr aus den vorherigen Reisen kennt, werden auftauchen, neue dazukommen.

Desillusioniert und enttäuscht von all dem, was drum herum gerade geschieht und von der Menschheit als Gesamtes, möchte ich in dieser Reise zurück zu meinen "Reiseradel-Wurzeln" gehen. Mich also dem widmen, was mich, angefangen im Jahr 2016, glücklich gemacht hat: der sportlichen Betätigung, der Natur und dem einzelnen herzlichen Menschen. Schwerelos im Raum der Freiheit fliegend, will ich das Positive der Menschen, der Kulturen, der Gesellschaften, der Natur oder auch des Körpers hervorheben, ohne dabei meinen kritischen Blick zu verlieren. Ihr seid eingeladen Teil dieser Reise zu sein und euch vielleicht den ein oder anderen positiven Aspekt in euer Leben zu integrieren.

2025
 

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