Neuveröffentlichung
Vorbericht zur Reise nach China
Wer mich kennt weiß, dass ich schon lange den Reisevirus in mir trage. Infiziert habe ich mich damals irgendwo in den Weiten Australiens. Damals reiste ich nach dem Abitur 6 Monate im Land der Kängurus und Koalas und durfte sowohl die Schönheit der Natur als auch die der Menschen aus allen Herren Länder kennen lernen. Seitdem zieht es mich immer wieder ins Ausland, um auch Menschen mit anderen kulturellen Hintergründen kennenzulernen. Doch warum muss dies gerade eine Reise mit dem Fahrrad sein und dann auch noch soweit gen Osten? Dies hat folgende Gründe. Zum einen wurde mir auf meinen Reisen bewusst, dass es mit öffentlichen Verkehrsmitteln recht schwierig ist wirklich nah an der Natur zu sein bzw. individuell Standorte auszusuchen. Man muss sich dem Fahrplan unterordnen und sieht Mensch und Natur meist nur durch die Scheibe des Fahrzeugs. Ein Kontakt mit Mensch und Natur beschränkt sich dann meist nur auf menschliche Ballungszentren bzw. sind in gewisser Weise vorgegeben. Oft war es so, z.B. in Laos, dass ich auf den Weg in die Stadt X Orte gesehen habe, die ich gerne besucht und erlebt hätte. Jedoch blieben diese Orte für mich nur kurze Momente der Betrachtung hinter einer Busscheibe. Die Wahl auf das Verkehrsmittel Fahrrad hat schlussendlich 3 Gründe. Der einfachere Kontakt zu Menschen und zur Natur, die schnellere Fortbewegung (im Gegensatz zum Laufen), und die große Freiheit. Gerade letzterer Grund ist mir sehr zu Herzen gewachsen. Selbst zu entscheiden, wo ich z.B. schlafen werde, wie lange ich an bestimmte Orte verweile oder welche Route ich nehme ist ein unglaublich befreiendes Gefühl, welches konträr zu unserem eingeengtem, vorgegebenen Lebensalltag steht. Auf dieses Gefühl der Freiheit warte ich schon sehnsüchtig….
So viel zu ein paar inneren Zielen meiner Reise. Vielleicht noch ein paar kurze Infos über die Fahrradreise gen Osten. Vor ca. 2 Jahre hatte ich mir vorgenommen, nach dem Studium eine Auszeit einzulegen und eine Reise mit dem Fahrrad zu starten. Von Konstanz aus losfahrend, soll das Endziel Südostasien sein. Ich wollte nicht mehr nur ferne Länder und Kulturen aus dem Fernsehen wie dem „Weltspiegel“ sehen, sondern sie hautnah erleben. Trotz allem bin ich des „Allein Reisens“ etwas müde, gerade bei einer so langen Fahrradtour. Man kann es nun Schicksaal nennen, dass mich meine Fahrradreise wieder zurück zum Reise-Ursprung treibt. Auf der Suche nach Informationen für eine große Fahrradreise schrieb ich vor ein paar Monaten Pedro an, welcher schon mit dem Fahrrad von Frankreich nach Rumänien fuhr. Es ist eben dieser Pedro, den ich damals beim „Bäume-Pflanzen“ in Pingelly/Australien bei teils über 40 Grad (bis heute meine härteste Arbeit) kennengelernt habe. Nach dieser kräftezerrender aber verbindenden Arbeit sind wir zusammen mit drei weiteren Franzosen mehrere Monate durch halb Australien gereist. Von den Geschichten damaliger Zeit erzähle ich immer wieder gerne. Beim „Facebook-Gespräch“ stellte sich dann heraus, dass auch Pedro vorhat, mit dem Fahrrad nach Asien zu fahren. So kam die Idee, die Fahrradreise doch zusammen zu unternehmen….
Es soll nun also mit dem Fahrrad vorerst mal nach China gehen. Viele fragen mich, wie die genaue Route aussieht. Wer die, ich nenn sie mal „Roots-Reisende“ kennt, der weiß, dass es nie geschickt ist genaue Pläne zu schmieden, sondern sich treiben zu lassen. Somit ist unsere Route nicht genau geplant, wobei es den groben Plan gibt, über den Balkan in die Türkei zu gelangen und dort dann auf der Seidenstraße Richtung China zu gelangen. Es wird sich im Laufe der Reise zeigen, welchen Weg wir einschlagen werden. Lasst euch überraschen…
Eigentlich bin ich etwas schreibfaul. Darüber hinaus weiß ich nicht, wie oft ich Internetzugang haben werde. Es kann also sein, dass hier nur einmal im Monat etwas geschrieben wird. Kann aber auch sein, dass es öfter sein wird. Ihr seid alle eingeladen Teil der Reise zu sein, jedoch werde ich nicht in heutiger Twitter/WatsApp Manier jeden Tag etwas posten. Wir schon zuvor erwähnt ist die Freiheit einer der wichtigsten Gründe meiner Reise. Dies soll auch bzgl. des Blogs so sein. Auch die Form der Einträge wird unterschiedlich sein. Mal eher wie ein Tagebucheintrag, mal eher wie ein Reisebericht. Lasst euch also überraschen, so wie ich mich auch auf der Reise überraschen lassen werde….
Es geht los
Nach ein paar Wochen Verspätung geht es nun endlich los! Pedro hat sich ein „tall-bike“ gebaut und dies hat den einen oder anderen Tag länger gebraucht als angenommen. Lasst euch überraschen, wie dieses „tall bike“ aussieht. Bilder werden folgen. Nachdem der Frühling einige Zeit auf sich warten lassen hat, scheinen nun auch die Temperaturen etwas angenehmer zu sein. Auch wettertechnisch kann es also losgehen.
Pedro ist seit Mittwoch, den 16.03, unterwegs gen Osten. Schon am ersten Tag meiner Reise werde ich jedoch mit meinem Motto „immer gen Osten“ brechen und morgigen Samstag, den 19.03, erst einmal gen Westen Richtung französischer Grenze unterwegs sein. Dort werde ich mich mit Pedro treffen und schließlich Donaueschingen suchend der Donau entlang gen Osten fahren.
Die Reise kann beginnen…
Die ersten Meter
Nachdem ich noch alleine Richtung Lörrach unterwegs war, ging es heute das erste mal mit Pedro auf Tour.
Das Ziel: Görwihl (Dorf, in dem ich aufgewachsen bin). Erfreulicherweise konnten wir mit Andy schon den ersten Mitreisenden für die erste Etappe gewinnen.
Von Lörrach nur 50 km entfernt schien es uns eine schöne Einstiegsetappe. Höhenmeter von 900m waren jedoch durchaus beachtlich für den Anfang.
Wie ihr auf den Bildern sehen könnt, sind wir etwas in den Schnee geraten. Ein warme Dusche, warmes Essen und warme Menschen waren die Belohnung für eisige Hände, steile Berganstiege und Schneegestöber.
Schon die erste Etappe (bis Höhe 1015m) wird uns sicher in Erinnerung bleiben.
Von Deutschland nach Österreich
Gestern Abend sind Pedro und ich glücklich aber ein bisschen erschöpft in Wien angekommen. Nach nun 2 gemeinsamen Wochen auf Rädern ist es mir nun möglich den ersten Erfahrungsbericht zu liefern.
Wie geplant haben wir uns am 24. März in Lörrach getroffen und sind dann am nächsten Tag erst einmal Richtung Hotzenwald/Görwihl gefahren (sh. vorheriger Bericht). Wurden wir hier bei dieser Etappe noch von Schnee und Kälte überrascht, so konnten wir bei der nächsten Etappe (Görwihl-Blumberg) unsere Energiespeicher durch Sonnenenergie zusätzlich auffüllen. Die war auch nötig, da vor allem die Nächte in den ersten Tagen doch noch recht frisch waren. Am folgenden Tag ging es dann weiter Richtung Donaueschingen und von dort aus an der Donau entlang Richtung Wien. So viel zu unserer Route, nun vielleicht ein paar Worte über das „Leben auf Rädern“.
Wie einige von euch wissen, bevorzugen wir es im freien mit Zelt zu übernachten. Es ist nicht immer einfach gewesen einen geeigneten Platz abseits der Zivilisation, doch meist wurde unsere Suche durch schöne Naturlandschaften in ruhiger Lage belohnt. Zu den schönsten landschaftlichen Übernachtungsplätzen gehörte eines im Donautal nahe Beuron. Hier war es auch Zeit das erste Mal eine natürliche Dusche in der Donau zu nehmen. Bei 8 Grad Außentemperatur und wahrscheinlich ähnlicher Wassertemperatur mag dies auf den ersten Blick nicht gerade angenehm erscheinen. Auch wenn es am Anfang etwas Überwindung kostet, ist das Gefühl danach überwältigend. Nach Stunden auf dem Rad und einigen geflossenen Schweißperlen, lässt das kalte Wasser den Körper zu neuem Leben erwecken. Hört sich jetzt etwas naturverbunden an (was es ja auch schließlich ist), aber ich kann es jedem nur einmal empfehlen, auch mal bei kalten Temperaturen sich im See oder Fluss zu erfrischen. Wow, geiles Gefühl danach!!! Wenn wir gerade beim Thema Wasser und Hygiene sind.
Wasser ist natürlich, wie auch für sonstiges Leben, das zentrales Element auf unserer Reise. Wir brauchen es zum Trinken, Waschen und Kochen. Das Problem auf dem Rad ist nur, das jedes zusätzliche Kilo, zusätzliches Gewicht und somit zusätzliche Anstrengung kostet. Wir müssen demnach genau kalkulieren, wieviel Wasser wir benötigen bzw. wann wir wieder auf eine (trinkbare) Wasserqualle stoßen könnten. Des Öfteren (gerade, wenn es um das Waschen der Töpfe, Teller, etc. geht), musste auch das nicht immer sauberer Wasser der Donau zum grobspülen herhalten. Darüber hinaus ist der bewusste Umgang mit Wasser sehr dominant in unserem täglichen Radtourleben. So haben wir mittlerweile eine Technik entwickelt, die es uns ermöglicht mit einem halben Liter Wasser den ganzen Körper zu duschen (Haare können leider nicht mitgewaschen werden). Im Alltagsleben redet man sich den bewussten Umgang mit Wasser ständig ein, doch ich glaube, dass man erst bei der tatsächlichen Notwendigkeit auch wirklich bewusst damit umgeht. Man weiß zwar, dass Wasser das zentrale Element in unserem Leben ist, trotzdem lässt man den Wasserhahn beim Zähneputzen, Äpfelwaschen, etc. laufen. Bei uns kommt es tatsächlich auf jeden Tropfen an. Fürs Zähneputzen sind nicht mehr als 50ml drin. Dadurch, dass wir jetzt fast ständig an der Donau entlang gefahren sind, wurde mir auch bewusst, wie wichtig die Wasserqualität des Flusses ist. Waren Fabriken in der unmittelbaren Umgebung der Donau, war mit dem Wasser nichts anzufangen. Bergflüsse waren dagegen für uns meist Gold wert, da wir hier unsere Wasch-und Trinkspeicher auffüllen konnten. Der Richtigkeit halber muss natürlich auch erwähnt werden, dass meist die Hälfte des Wassers (vor allem in den ersten Tagen) natürlich auch aus dem Supermarkt stammte.
Nach 14 Tagen (12 davon in freier Natur nächtigend) im Sattel, waren wir beide dann aber doch auch mal froh, uns eine „richtige Dusche“ in Wien zu gönnen und unsere Kleider endlich waschen zu können. In den nächsten Tagen, wollen wir uns dann auch erst einmal erholen und dann weiter Richtung Balkan fahren. Wir sind uns unserer genauen Route noch nicht ganz sicher, doch es läuft darauf hinaus, dass wir nun doch der Donau weiter folgen. Dies hat vor allem 2 Gründe. Es erspart uns bergige Landschaften und es bietet die Möglichkeit von Fahrradwegen. Das Fahren entlang von Straßen ist nicht wirklich entschleunigend.
Es gibt bestimmt noch einige Themenbereiche über die ich berichten könnte. Für heute will ich es einmal beim Thema Wasser belassen. Ich hoffe, dass ich euch beim nächsten Bericht mehr über unser tägliches Fahrrad-tagesablauf berichten kann.
Noch kurz ein paar Sätze zum tall-bike: es klappt bisher super!!!! Es ist sehr schön zu sehen, dass alleine der Anblick des tall-bikes, bei vielen Menschen ein Lächeln hervorruft. Würde man ein Zähler an das Fahrrad anbringen, das für jedes Lächeln beim Anblick des Fahrrads zählen würde, wäre man bestimmt bei über 1000. Gerade in den Städten ist das Fahrrad eine wirkliche Attraktion, dass ganze Fußgängerbereiche zum kurzen Stillstand und Erstaunen bringt.
Kurz zu dem bayrischen und österreichischem Volk: sehr zurückhaltend, nicht unfreundlich, aber oft auch nicht gerade einladend
Es grüast eu der Freddy aus Wien!
Unterwegs in Ungarn, Kroatien und Serbien
Es ist nicht immer einfach für mich Erfahrungen, die wir bisher auf der Reise gemacht zu verschriftlichen. Oft sind es nur „kleine Ereignisse“, die in jenem erlebten Moment Glücksgefühle hervorrufen. Z.B. hat sich ein Reh von uns verfolgt gefühlt und ist dann einige Minuten neben/vor uns her gerannt, bis es dann doch schlussendlich abgebogen ist. Dies war ein Erlebnis für mich, jedoch hört sich das hier schriftlich verfasst nicht wirklich spannend an.
Da wir bis auf unsere kurzen Stadtaufenthalte die ganze Zeit in der Natur sind, beziehen sich viele Erlebnisse auf die Tier-und Lanschaftswelt. Wildschweine mit Frischlingen(11 Stueck), Bieber, Luchs, viele Rehe, viele Schlangen – alles gesehen und vor allem ERLEBT. Denn es ist was anderes ob man auf ein Tier in freier Wildbahn trifft oder im Wildpark. Es ist etwas anderes wenn man beim Frühstück ein paar grasenden Rehe zuschauen kann oder diese im TV sieht. Bis auf die Schlangen genieße ich es wirklich alles aus nächster Nähe zu betrachten. Vor allem die Begegnung mit einer doch sehr großen schwarzen Schlange in Ungarn war in diesem Moment nicht so gemütlich. Eine andere muss ich beim urinieren beim Sonnenbaden gestört haben, als sie keine 10 cm an mir vorbeizischte. Solche Momente gehören dazu, müssen jetzt aber auch nicht immer auftreten (bin ein absoluter Schlangenschisser) :).
Ich will nun kurz meinen jetzigen Aufenthaltsort (Belgrad) kurz in die Reise einordnen, weg von Landschaft und Natur und hinzu den Menschen kommen.
Nach einer sehr schönen Zeit (5 Tage) in Wien bei meinem Cousin Alex und seiner Verlobten Heidi, ging es weiter in die Slowakei, nach Ungarn (2 Tage Aufenthalt in Budapest), Kroatien und nun Serbien. Bis 150 km vor Budapest waren die Fahrradwege noch ganz in Ordnung, dann ging es teilweise weiter auf solchen Straßen:
Teilweise waren sie auch in gutem Zustand, doch im Allgemeinen ging es vor allem ab Kroatien auf Landstrassen weiter. Menschen in Ungarn waren meist sehr hilfsbereit und auch in Budapest hatten wir in einem 2 taegigen Stopover in einem Hostel eine sehr angenehme Zeit. Mit dem Übertritt nach Kroatien haben wir mehr und mehr Kontakt zu Einheimischen und anderen Tourenradler hergestellt. Keine 10 km hinter der Grenze bei Udvar trafen wir auf Esther aus Heildeberg. Sie faehrt allein nach Taiwan und hat ein ganz ordentliches Kilometerpensum mit 120 km pro Tag. Wir sind mit ihr zusammen 2 Tage gefahren. Immer wieder wird uns zugehupt, zugelaechelt, gewunken oder Bilder/Videos vom Tallbike gemacht. Kurz vor Vukovar ruft uns ein etwa 50 Jaehriger Mann zu: „How are you ?“ Da wir sowieso unsere Trinkwasserreserven auffüllen mussten und eine Pause machen wollten, halten wir an und fragen nach Wasser. Wer die Gastfreundschaft von Menschen dieser Laender kennt, weiss, dass es nicht beim Auffuellen der Wasserflaschen bleibt. Wir werden ins Haus eingeladen und verbringen 1,5 Stunden bei hausgemachten Wein und Wurst und witzigen und interessanten Gesprächen in einem Mix aus kroatisch, italienisch, englisch, französisch und deutsch im Haus von Bijana und Dragan. Man fuehlt sich richtig wohl bei diesen warmherzigen Menschen, die von außen wohl nicht viel haben zu scheinen, doch uns dann ganz stolz ihren ganzen „Reichtum“ praesentieren. Eigene Schweine im Hof, Huehner, Weinreben. Immer wieder sagt er ganz stolz, dass hier alles Bio ist und das schmeckt man auch. Er füttert seine Schweine mit eigenen Mais. Er macht Wein und Wurst selber im Hof.
Da ich einmal eine Hausarbeit ueber den Jugoslawienkonflikt geschrieben habe und auch in meiner muendlichen Pruefung ueber diesen Konflikt abgefragt wurde, ergreife ich die Gelegenheit beim Schopfe und lenkte das Gespraech hinzu dem Jugoslawienkonflikt. Man spuert sofort, dass es nun etwas emotionaler wird. Vukovar war einer der am schwersten betroffenen Staedte auf kroatischen Boden und Dragan hat bei diesem sinnlosen Krieg (wie wohl alle Kriege) selbst mitgekaempft. Seine Aufgen werden feucht, wenn er vom Tod seines Bruders erzaehlt, der von einer Granate bei der Schlacht um Vukovar toedlich getroffen wurde. Er schimpft auf politische Eliten, welche sich durch diesen Krieg bereichern wollten und erzahelt, dass sie alle hier unter Tito ein sehr schoenes Leben gehabt haben. Ich will hier nicht zu weit ins historische/politische gehen, denn auch Biljana, seine Frau, hat nach einigen Minuten die Traurigkeit des Gespraeches erkannt und freundlich, aber bestimmend gesagt, dass jetzt Schluss mit politischen Gespraechen sei.
Eines will ich jedoch noch erwaehnen. Viele erzaehlen, dass sie vor dem Ausbruch des Konflikts friedlich miteinander gelebt haben und das gegenseitige Abschlachten (so wurde z.B. in Vukovar von jugoslawscher/serbischer Seite ein Lkw mit Leichen ohne Kopf und mit abgeschnittenen Armen und Beinen vor dem Krankenhaus ausgeschuettet) alter Nachbarn von politischen Eliten herbeigefuehrt wurde. Der Krieg ist in den Koepfen uns Seelen der Menschen noch immer sehr praesent, auch wenn Schussloecher in Hauserfasaden um Vukovar groestenteils wieder verputzt wurden. Hoffentlich scheint die Zeit, die grossen Wunden allmaehlch zu heilen. Hier das Wahrzechen von Vukovar:
Am gleichen Tag verlaesst uns noch Esther, da sie noch abends nach Novi Sad will, uns das aber dann nach 80 gefahrenen Kilometern doch zu weit ist. Wir wollen gerade unsere Zelt aufbauen als ein Mann mit Gewehr uns entgegen kommt. Mit nicht sehr freundlichem Gesicht sagt er: „Nix schlafen hier.heute Jagd!“. Also packen wir unsere Sachen und fahren weiter. Keine 3 km spaeter erreichen wir Ilok. Wir halten kurz an und wollen einen Platz zum Schlafen finden. Ein vorbeifahrendes Auto hält an und fragt auf Deutsch: “ Woher kommt ihr?“. Nach kurzem Gespraech laden uns Katica und Nobert zu sich nach Hause ein. Sie sind erst vor enem halben Jahr nach Ilok nach Kroatien gezogen. Sie ist Kriegsfluechtling aus Kroatien gewesen und im Zuge dessen hat sie Norbert kennengelernt. Nachdem Nobert in Rente gegangen ist, sind sie gemeinsam nach Kroatien gezogen. Norbert, ein waschechter Berliner, erzaehlt uns ununterbrochen seine interessanten und unterhaltsamen Lebensgeschichten. Katica verwoehnt uns und will uns beide am naechsten Tag bei stroemenden Regen gar nicht gehen lassen. Sie fahren bis an die Grenze mit dem Auto vor, wir verabschieden uns und kurz nach Grenze bei Kaelte und stroemenden Regen sehen wir einen Tourendradler auf unsere Strasse abbiegen. Wir geben Gas und lernen so beim Ueberholen Douglas(Douggi) kennen. Er ist 52 Jahre und ist von Newcastle nach Suedostasien, Australien, Amerika fuer 18 Monate unterwegs. Es stellt sich heraus, dass er die Nacht davor wenig geschlafen hat, da er im Natonalpark nachts die Bekanntschaft mit Wölfen gemacht hat!!!! Seit 2 Tagen sind wir gemeinsam unterwegs und haben die bisher härteste Tour bei Regen, eisiger Kaelte und schlechter Strassen nach Belgrad gemacht.
Morgen geht es nun weiter Richtung Schwarzes Meer und dann nach Istanbul. Ich werde mich wahrscheinlich erst wieder in Istanbul melden.
Geniesst die Zeit!
(Ab hier verlieren sich wieder meine Aufzeichnungen :( )
Mit dem Grenzübertritt nach Rumänien ändert sich auch die Wetterlage für uns. Die 4 Wochen
zuvor hatten wir nur wenig Regen und Gegenwind. Nun müssen wir mit beiden zurecht kommen.
Mit Plastiktüten um die Schuhe gewickelt schlagen wir uns bis zum Eisernen Tor im Südwesten
Rumäniens durch. Die Nacht zuvor in Serbien hatten wir noch einmal das Glück ein Spektakel mitzuerleben:
Wir haben am Abend zuvor das Zelt wie schon öfter zuvor außerhalb von Dörfer nahe der Donau aufgestellt. Morgens um 5.00 Uhr werde ich dann von einem noch nie gehörten Geräusch geweckt. Es scheint sich ca. 50 Meter von unserem Zelt fortzubewegen und von mehreren Tieren zu kommen. Nach einer knappen Minute wird mir klar, dass es sich um Wolfsgeheul handelt. Auch Pedro ist von diesem ungewohnten Geräusch geweckt worden und vermerkt nur kurz: „Wolves, man!“. Die Hunde im Dorf spielen nun verrückt. Und von denen gibt es viele in Rumänien. Ein lautes und lang andauerndes Gebell durchdringt die Morgenruhe gepaart mit dem Wolfsgeheul, dass sich nun aber immer mehr vom Zelt wegbewegt und um das Dorf herumzugehen scheint. Die Wölf sind schnell, waren aber wohl relativ nahe an unseren Zelt und scheinen sich um das Dorf herum bewegt zu haben. Das Hundegebell dauert ca. 30 min.. an und ist echt verrückt. Wow, Wölfe…coole Sache….denke ich mir, bleibe aber doch noch etwas länger im Zelt obwohl meine Blase drückt. So nahe werden uns in Zukunft keine (lebende) Wölf mehr kommen.
Wind bläst uns in Rumänien entgegen, es regnet stark und die um die Schuhe gewickelten Plastiktüten scheinen nach ein paar Stunden nicht mehr zu wirken.
Die Temperaturen sind um 15 Grad auf um die 8-12 Grad gefallen. Mein Körper ist durchnässt, meine Hände frieren und geredet wird in diesem Moment auch nicht viel. Wir sind immer noch zu dritt unterwegs (Douggıe, Pedro und ich). Douggıe und ich lieben es, mit Humor über das Wetter zu ‘uchen und uns nach besserem Wetter zu sehnen. Der Plan nach dem Grenzübertritt war sich einen Bankautomaten zu suchen, rumänische Lea abzuheben und Essen zu kaufen. Nicht ahnend, dass wir uns in der tiefsten Provinz bebnden, bndet sich weit und breit kein Bankautomat geschweige denn eine Bank. Bald merken wir, dass wir am ersten Tag keine Bank mehr bnden werden und uns mit unseren Essenvorräten begnügen müssen. Douggıe scheint weniger als wir zu brauchen und schlägt sich mit ein paar Bananen durch. Pedro und ich gehen unsere Vorräte durch: Eine Packung Erdnüsse, 2 Bananen, 2 Zwiebeln, Knoblauch, 0,5 Liter Milch und Reis. Schon auf dem Fahrrad überlegen wie unser Abend- und Morgen Gericht aussehen könnte.
Es beginnt wieder stärker zu regnen. Wenn möglich brauchen wir eine überdachte Unterkunft, d.h. wir halten nach Bauruinen Ausschau. Wie aus dem Nichts erscheinen riesige Gebäudekomplexe und ein alter Industriekomplex. Teils sind die Hochhäuser von Roma bewohnt. Oft wissen wir nicht, ob das Gebäude nun bewohnt ist oder nicht. Der Anblick der Landschaft ist bizarr. Wir bebnden uns hier in einem der landschaftlich schönsten Gegenden auf unserer Reise. Die zuvor immer grösser werdende Donau schlängelt sich durch eine Gebirgskette und ist gleichzeitig die Grenze zwischen Serbien und Rumänien. Wir sind fast die einzigen auf den guten Straßen und auch in den winzigen Dörfern scheint um diese Jahreszeit nur wenig loszuziehen. Und wie aus dem Nichts kommt dann diese Geisterstadt zum Vorschein. Wir versuchen unser Glück, kennen aber in der nichts passendes bnden. Die Moral ist am Boden. Wir müssen bei Regen ,Gegenwind, Kälte und müden Beinen weiter. Wir fahren weiter und hoffen. Jetzt kommt die Zeit, in der ich sehr dankbar um meine im Fußball gemachte Erfahrungen bin. Auch wenn der Körpers müde ist, gilt es mental stark zu bleiben und zu beißen. „Immer weiter“ Würde Oliver Kahn sagen. Es geht also heute bei schlechtesten
Wetterverhältnissen in die Verlängerung!!!! Zum Glück gibt es „wanna-be-Mıllınonaere“. Neben der Straße ist eine halb fertig gestellte Villa zu erkennen. Wir halten an uns schauen ob dies was für uns ist: Perfekt!!!! Es gibt 2 „bewohnbare Zimmer“ und so nimmt sich Doggıe ein Zimmer für sein Zelt und wir nehmen uns eines.
2 wichtige Dinge müssen aber noch geklärt werde:
Die erste Frage ist schnell beantwortet. Wir entscheiden uns für Reis mit Zwiebeln und Knoblaucheinfach köstlich, wenn man einfach alles in einem Topf kocht ( also nicht wirklich). Mit Müh und viel Hunger bekomme ich das auch noch von mir versalzene Essen herunter. Am Morgen gibt es dann Milchreis mit Banane. Auf die geniale Idee kommt Pedro und es schmeckt sogar! Die Erdnüsse sind als Überleben Snack für den kommenden Tag gedacht. Leider wird uns klar, dass die nächste Stadt/Dorf mit Bank 50km entfernt ist. Es reiht sich Mini-Minidorf an Mini-Minidorf. D.h. wieder
Plastiktüten um die Schuhe und eintreten in die Pedale. Die ersten 30km gehen locker da wir
Rückenwind haben und es nur leicht regnet. Dann ändert sich die Wetterlage: wir haben wieder Gegenwind und Regen und wir müssen die Berg hoch! Ja top!!!! Am Gipfel angekommen werden die Erdnüsse verschlungen. Erschöpft, aber unglaublich froh essen zu können kommen wir in Orsova an. Ab zum nächsten Imbiss!! Oh nein, geschlossen. Wir haben Samstag und der einzige Imbiss hat am Samstag Mittag geschlossen. Zum Glücke gibt es „Penny Market“. Also ab zum Penny und erst einmal die ganze Back Abteilung leer kaufen……Und dann essen….ein Genuss!
Wir schlängeln uns die nächsten Tage der Donau auf der rumänischen Seite entlang. Uns wird in den nächsten Tagen bewusst, dass wir uns hier in der letzten Provinz in Rumänien aufhalten. Und das soll was heißen. Immer wieder kommen uns Pferdekutschen entgegen, manchmal überholen wir welche und selten werden wir von diesen überholt. Das Leben in den Dörfern ist mehr als einfach aber unglaublich herzhaft und gastfreundlich. Noch einmal müssen wir die Erfahrung eines lang anhaltenden hungrigen Magens machen, da wir nun Geld in der Tasche haben, wir aber vergessen, dass Ostern für die orthodoxen Christen ist und die Geschäfte, auch die sonst tauglichen geöffneten Mini-Markets, geschlossen sind. Als wir schon fast am verzweifeln sind, bnden wir einen offenen Mini-Markt. Wir treten ein und versorgen uns mit dem Notwendigsten; Nudeln, Tomatensoße, Wurst und Bier ( Radler für mich ). Wir setzten uns vor dem Minimieret hin uns dringen genüsslich das Bier. Auf einmal kommt der Inhaber mit ein Haufen gekochten Eiern heraus, bringt Brot und wünscht uns Frohe Ostern! Bevor wir gehen steckt er uns noch ein Haufen Brot zu. Man muss wissen, dass die Menschen hier wirklich nicht viel haben, sie aber mit viel Herzlichkeit und viel Freude teilen und gastfreundlich sind.
In dieser Gegend gibt es sehr viel Roma-Dörfern. Und das sieht und fühlt man. Ich bin zuvor in
Deutschland nur vereinzelt in Kontakt mit Romas gekommen und bin sehr dankbar um die Erfahrung endlich mal von Romas bzw. vom Roma-leben zumindest am Rande mitbekommen zu haben.
Das Leben der Roma spielt sich in 2 Lokalitäten ab. Entweder sie wohnen am Rande (Anfang/Ende) der Dörfer oder ein ganzes Dorf besteht aus Roma. Sie scheinen immer noch wenig integriert zu werden und von den „Rumänen“ wird immer noch zwischen „Roma-Dörfern“ und „rumänischen Dörfern“ unterschieden. So wird uns z.B. als wir zum Ostereıeressen eingeladen wurden vor den „Roma-Dörfern“ bewusst unterrichtet. (unter dem Motto: in 2 Dörfern kommt ein Roma-Dorf, da müsst ihr aufpassen). Wir haben unserer Seitz keinerlei schlechter Erfahrung mit Romas gemacht. Im Gegenteil: Wir wurden noch frenetischer bejubelt, zugewunken, freudig im Dorf empfangen. Für diejenigen die das Dor‘eben in Rumänien oder auch in anderen osteuropäischen Staaten nicht bekannt ist, kurz eine kurze Beschreibung: Die Hauser bebnden sich nicht wie Zb. in Deutschland um ein Dorfzentrum herum, sondern sind entlang der Hauptstraße angebracht. Damit können sich Dörfer recht lang ziehen, auch wenn ihre Einwohnerzahl nicht besonders Groß ist. Die Menschen sitzen fast ausnahmslos draußen vor ihrem Haus auf einer Bank und betrachten das Leben auf der Straße oder was auch immer. Das Leben spielt sich also auf einer Straße ab. Hühner, Kühe, Ziegen, Pferde sind oft tagsüber vor dem Haus um auf der Wiese/Matsch/Erde zu verweilen.
Jetzt kann man sich vorstellen, was passiert wenn mal ein paar Westeuropäer die Straße entlang fahren. Man ist natürlich eine kleine Attraktion( auch wenn diese Route v.a. im Sommer von Tourenradler durchaus befahren wird). Und dann kommt da auch noch ein Riesenrad vorbei. Man winkt also rechts, man winkt links, sagt „Salut“ und klatscht ab und zu die Hände von Kindern beim vorbeifahren ab. Und das nun jede 3-4 km!!!!!Man fühlt sich ein bisschen wie die Queen, was nach einer Zeit aber auch austragend wird. IN Romadörfern verdoppelt sich die Anzahl der Menschen auf den Straßen dann meistens. Viele Kinder, viele (oft mit Bier‘aschen in der Hand haltende) Erwachsene und viel sichtbare Armut.
Eines Abends campen wir dann nahe einem Dorf, welches von Roma bewohnt ist. Wir sind völlig kaputt und haben schon zuvor viele Einladungen mit Menschen zu feiern und zu trinken abgelehnt. Gerade nach einem anstrengenden Tag wollen wir nur unsere Ruhe. Als wir das Zelt aufgebaut haben und sich auch ein starker Regen und Wind ankündigt kommt ein Roma mit 2 Hunden auf uns zu. Er beginnt Zeichen mit seinen Händen zu machen. Erst denke ich, dass er taub-stumm ist, dann merken wir, dass er davon ausgeht, dass wir seine Sprache nicht sprechen. Es ist immer eine Abwägung in solchen Situationen: Man ist müde und kaputt, will seinen Ruhe, weiß nicht wie der Gegenüber drauf ist (betrunken oder nicht?). Es wird eine interessante Begegnung. Er ladet uns zu sich nach Hause ein. Auf ein Bier. Wir wollen nicht da wir das Zelt schon aufgebaut haben und das Essen schon fast fertig ist. Er macht Bilder von uns, von den Zelten, vom Kocher. Erst ist es uns ein bisschen unangenehm, gerade in diesem Moment, wo wir in Ruhe essen wollen. Ich habe Heißhunger und frage ihn, ob er auch etwas zu essen haben will. Er verneint, indem er heftig mit den Händen wedelt und bittet uns darauf doch bitte eine seine Hütte zu kommen. Ein Sturm würde sich anküdnigen und bei ihm haben wir ein Dach über dem Kopf. Er zückt sein Handy und sagt, dass er ein Schwein hat, dass er jetzt sofort schlachten könnte und wir dann essen können. Vielen Dank, aber wie haben hier Pasta mit Tomatensauce, versuche ich ihm mit Händen und Füßen zu vermitteln. Wir beginnen zu essen und unser Feierabend Bier zu trinken. Er starrt uns an und schießt noch einmal ein paar Fotos. Für ihn muss das faszinierend sein: er kommt wohl nicht oft in Kontakt mit Westeuropäern und hat vielleicht noch nie ein Zelt gesehen. Er staunt, ist dann aber wohl sehr enttäuscht, dass wir seiner Einladung nicht nachkommen. Man kann es an seinem Gesicht erkennen. Er sagt enttäuscht „Ciao“ und kehrt in sein Haus zurück. Er scheint eine gute Seele gewesen zu sein und die Skepsis am Anfang war falsch ( was man natürlich nie wissen kann).
So, jetzt habe ich wieder so viel geschrieben und das waren nur die ersten Tage an Rumänien. Ich will den Süden Rumäniens nun etwas kürzer zusammenfassen: Die Menschen sind arm und bekommen nichts von dem Wirtschaftswachstum mit. Das Leben ist einfach: Morgens werden die Kühe oder Schafe auf die freien Flächen gebracht. Gras wird aus den freien Flächen mit der Sense und dann der Pferdekutsche nach Hause gebracht. Fast jedes Haus hat seinen eigenen Hühner und oder Schweine, Ziegen, etc… Doch es fahren auch sehr viele teure Autos herum. Audi, BMW, Mercedes. Wenn man nur nach den Autos schaut, dann denkt man, dass man an einem reichen Land ist. Die Hauser sind meist sehr ärmlich, aber es gibt auch wirklich kleine (oft Roma-Villen). Das Roma-Leben ist nicht einfach zu durchschauen. Ich Würde sage, dass die Meisten bettelarm sind, abgeschottet, wenig gebildet, ausgegrenzt. Trotzdem sehr freudig und freundlich. Alkohol wird sehr viel getrunken. Überall im Süden Rumäniens. Und das den ganzen Tag. Dementsprechend schlagen wir auch viele Einladungen aus.
Immer mal wieder hören wir Wolfsgeheul. Meist aber weiter entfernt. Die Hunde drehen kurz durch und nach 5 Minuten hat der Spuk wieder ein Ende. Ein toter Wolf haben wir auf der Straße gesehen. Hunde gibt es wie Sand am Meer und viele liegen tot am Straßenrand. Menschen sind sehr gastfreundlich. Gerade die Armen sind oft sehr gastfreundlich. SO will ich Zb. in einem kleinen MiniMarket Wasser kaufen. Der Besitzer drückt mir die 2,5 Liter‘asche in die Hand und sagt „gute
Reise“. Er will partout kein Geld annehmen, auch wenn man deutlich sieht, dass er nicht viel hat. Die Gemeinschaft scheint auch hier etwas stärker zu sein, Menschen fröhlicher, auch wenn sie wenig haben. Einmal wollen wir Wasser aus dem Brunnen. Sofort kommt uns eine Frau entgegen und nimmt die Flaschen und geht ins Haus füllt sie und bringt und noch eine extra Fasche mit. Oder wir werden zum Tee eingeladen…..
Eine Sache noch, bevor ich das Thema Rumänien abschließe. Überall Müll! Selbst auf den
Schafherden mitten in der Natur. Überall Plastik‘aschen. Die Menschen haben hier überhaupt keine Sensibilität für die Umwelt, obwohl sie doch noch so von ihr abhängig sind. Das hat mich etwas gewundert und hier muss der rumänische Staat noch einiges nachholen. Einfach mal Grund Schulkinder, den Müll aufsammeln gehen. Kindern zur Sauberkeit erziehen. Ich weiß nicht, ob
Rumänien einen Umweltminister hat. Wenn ja, dann gibt es aber noch einiges zu tun. Wirklich
überall Müll. Auch In den schönsten Naturlandschaften. Das macht mich wirklich wütend. Ich
Würde gerne einfach einen Meseck mitnehmen und Müll einsammeln. Vielleicht meine nächste
Mission ;). Und dann kommt man nach Bulgarien! und man erkennt: es ist möglich! Die Sauberkeit
hat ja fast holländische Ausmaße! Sehr sauber!!! In jedem Dorf verschiedene Container mit
unterschiedlichen Mehlsorten, saubere Landschaften. Es geht doch! Also Rumänien: Ran an die
Arbeit! Bulgarien macht es vor!
Nachdem wir uns in Rumanien durch schlechtes Wetter gekämpft hatten, ging zum Relaxen ans
Schwarze Meer. Leider haben wir unseren angenehmen Reisepartner Douggie verloren: Wie schon
die Tage zuvor ist Douggie auch einem weiteren Tag frueher aufgestanden als wir und, um das Zelt
zu trocken, in die naechste Stadt bzw. Dorf gefahren. Leider war sein Zelt nicht regentauglich und er
hatte immer wieder schlaMose bzw. nasse Naechte. So ging er auch eines morgens von dannen
und wartete auf uns in der naechsten Stadt. Gewohnt, dass die Staedte bzw. Doerfer nicht gross waren, sollte unser Treffen kein Problem darstellen. Doch die naechste Stadt hiess Giurgiu und so haben wir uns in der doch groesseren Stadt nicht mehr wiedergefunden, was zur Folge hatte, dass jeder seinen Weg ging. Er in Richtung Turkei, wir in Richtung Schwarzes Meer.
Angekommen in Vama Veche ganz im Suedosten Rumaeniens gab es erst einmal 2 Tage Strandurlaub. Nach 2 Tagen hiess es wieder rauf aufs Fahrrad!!! Ab nach Bulgarien.
Mein persoenlicher Hoehepunkt in Bulgarien sind dann die Waldlandschaften bzw.
Berglandschaften. Wir fahren 50km von Tsarevo eine Berglandschaft Richtung tuerkischer Grenze hoch. Fast die ganze Strecke ueber be]nden wir uns hierbei in einem Nationalpark. Die alte Zugangsstrasse zur tuerkisch, bulgarischer Grenze ist hierbei nur sehr spaerlich befahren. Die
Strasse be]ndet sich im miserablen Zustand fuer Autofahrer, was unser Glueck bedeutet. Des Autofahrers Pech ist des Radfahrers Glueck. Mit langsamer Geschwindigkeit sind kleinere Loecher fuer uns kein Problem. Gleichzeitig halten die schlechten Strassen die laestigen Autofahrer und v.a. die LKW Fahrer vom Hals. So wird die Strecke zu einem wunderbarer Naturfahrradweg.
Bulgarien hat mich landschaftlich sehr positiv ueberrascht. Es ist sauber und hat schoene Straende und schoene Berg-Waelderlandschaften. Die Frage ist nur in welche Richtung Bulgarien steuert. Es sieht nach Massentourismus aus. An den Strandgebieten enstehen und entstand in den letzten Jahren eine Masse von Hotel und Apartementanlagen. Das kann man sich kaum vorstellen. Da wurde und werde Gebiete gebaut in denen bestimmt 100.000 Menschen Platz haben (ın eınem Gebıet). Nur fuer Touristen. Da wir im Mai dort unterwegs waren glichen manche Staedte richtige Geisterstaedte, die jedoch zur Hochsaison zur Grossstadt werden muss. Gleichzeitig gibt es aber auch noch einige wenige verlassene und naturbelassene Straende.
Bulgarien hat also landschaftlich viel zu bieten. Es ist billig und scheint sowohl zu Russland als
auch Europa ( sind ja auch in der EU) gute Beziehungen zu pMegen. Das zieht an. Der Boom ist and
der Kueste zu spueren. In Bulgarien haben wir nur 5 Tage verbracht. Die Menschen sind etwas
zurueckhaltener, was aber auch daran liegen kann, dass die sprachliche Barrieren groesser sind.
Bis auf ein laengeres Hand und Fuss Gespraech mit zwei wohl Roma-Jugendlichen kamen wir nur
selten in Gespraeche mit Bulgaren. Landschaftlich war es fuer mich summa summarum jedoch
bisher das schoenste Land (bitte zu Bedenken, dass wir immer nur einen Ausschnitt eines Landes
sehen).
Wir nähern uns der türkischen Grenze. Es ist irgendwie komisch. Es ist die erste richtige Grenze, die wir zu überqueren haben. Sie ist auf dem höchsten Punkt gebaut und die nächste Stadt beGndet sich in 9 km Entfernung. Ein Zeichen wohl nicht so guter Beziehungen. Wir müssen vom Schwarzen Meer auch einen weiten Weg ins Landesinnere machen, da die Grenzstationen etwas als zuvor sind. Am türkischen Zoll angekommen merken wir auch schon das Überschreiten einer `richtigen` Grenze. Zwei Soldaten bewachten stark bewaffnet die Zollstation von einem kleinen Hügel aus. Ein 2 Meter großer Stacheldrahtzaun trennt die beiden Länder mitten in der Natur. Grenzen! Irgendwie komisch. Die Anspannung steigt auch ein bisschen. Ohne Probleme überqueren aber die Grenze und fahren auf einer Straße, welche völlig überdimensional erscheint. Wir fahren fast alleine auf einer 2 spurigen Straße inklusive großer Seitenstreifen für Fahrradfahrer. Die Straße wurde wohl für zukünftige Handelsbeziehungen gebaut oder gehört zu einem der Prestigeprojekte Erdogans. Wie auch immer: Wir freuen uns auf perfekten Straße, nachdem wir zuvor noch um jedes Loch fahren mussten.
Wir schlagen unser Zelt wieder auf einer Schafwiese auf. Kurz vor dem Schlafengehen dann wieder ein Geräusch. Nein, es sind keine Wölfe. Es ist der Muezzin! Spätestens jetzt wird mir klar, dass es wirklich gen Osten geht. Irgendwie aufregend, auch wenn der Herr Muezzin mich morgens aus dem Tiefschlaf holt.
Die erste Einfahrt in eine türkische Stadt Kirklareli wird zum Ereignis. Wie aus dem nichts beGnden wir uns nach einer kleinen Straße im Zentrum des organisiertem Verkehrschaos. Wir drehen eine Runde im Kreisel und halten an, um Geld abzuheben. Binnen weniger SEKUNDEN stehen auf einmal 20 Leute um uns rum. Wie wild beginnen sie auf Pedro einzureden. Die sind völlig aus dem Häuschen wegen dem Tallbike. Ich entziehe mich der Situation und hebe Geld ab. Pedro muss mitten im Verkehr und vor den Augen bestimmt 200 Augen noch einmal eine Runde um den Kreisel in der Stadt drehen. Wir entscheiden uns in einem ruhigeren Teil einkaufen zu gehen. Immer wieder werden wir freundlich angesprochen, Menschen kommen auf uns zu und sind interessiert an unserer Reise. Gespräche sind sehr angenehm und offen.
Wir kommen an diesem Tag sehr gut voran. Die Straßen sind gut und wir haben Rückenwind! Mehr als 100km heute gemacht. Nach einem kurzen verrückten aufeinandertreffen mit einer Roma Familie ( ein Kind springt auf mein Gepäckträger während dem Fahren, später fahren sie neben uns her und feiern uns ständig), Gnden wir an einem See einen schönen Zeltplatz für uns.
Am nächsten Morgen machen sich die 100km doch bemerkbar. Die Beine sind doch etwas schwerer. Wir fahren wieder auf wenig befahrenen Straßen und kommen so immer wieder in Dörfer, in denen die Menschen staunend das Tallbike betrachten. Auch hier sitzen die Menschen draußen und trinken meist Tee, jedoch eher im Dorfzentrum und nicht vor ihren Häusern. Wir werden oft zum Teetrinken eingeladen fahren aber immer weiter, bis auf einmal. Zum Glueck! Außerhalb eines Dorfes fahren wir an einer Moschee und Mini-Laden vorbei. Wieder winkt uns jemand zu und bittet uns anzuhalten und mit ihm zu sitzen. Da es etwas ruhiger ist, entscheiden wir uns dieses Mal anzuhalten. Sofort werden 2 Stühle geholt und wir werden zum Tee, Brot- und Käseessen eingeladen. Wir sprechen kein Türkisch, die anderen 3 kein Englisch! Perfekt! Der Minimarkt muss irgendwie zur Moschee gehören. Der etwa 50 jährige Mann ist sehr herzlich. Wir reden mit Hand und Fuß und trinken 3 Tees. Er bringt uns hinters Haus und wir sollen ein paar Früchte für uns pfücken. Wir setzen uns wieder und reden mit Hand und Fuss. Wieder ein sehr herzlicher Mensch, der und das kann man sehen nicht viel ` Reichtum` hat. Nach einem Gespräch, das ich anfangs nicht so verstanden hat, bittet er mich in die Moschee, damit ich mir die mal ansehen kann. Es geht alles sehr relaxed hier zu. Er macht viele Scherze und alles ganz locker. Dann schenkt er mit noch einen historischen Atlas mit Widmung von ihm. So schön es auch ist, wir müssen weiter. Also kurz ein türkisches „Auf Wiedersehen“ mit linker und rechter Backenannäherung und weiter gehts nach Istanbul!
Wir entscheiden uns den Bus nach Istanbul zu nehmen, da wir den gefährlichen Verkehr aus dem Weg gehen. Kurz ein paar Sätze zu den Menschen hier. Die Menschen hier sind sehr europäisch. Sehr offen gegenüber allem. Wenig Kopftücher( viel weniger als z.B in den rumänische Dörfern), westliche Kleidung, Religion scheint hier locker genommen zu werden( Frage bei einem Gespräch nach dem Ramadan, daraufhin antwortet der Mann, dass er keine Ahnung hat, aber er meine es müsste so in 4 Wochen sein). Gerade im asiatischen Teil Istanbuls ist die Stadt „westlich“. Ein lautstarker Frauenprostest kommt mir heute entgegen. Die kleinen Gassen in Istanbul sind voll mit Leben. Hidjab tragen hier nur Touristen aus dem arabischenRaum. Jedoch ist der Nationalismus hier visuell stark präsent. Überall türkische Flaggen und Atatürk. Wirtschaftlich beGndet sich der Westen der Türkei auf dem Stand von Mitteleuropa. Zumindestist es hier ein weiter Sprung nach oben nach all den osteuropäischen Staaten.
Ich bin gespannt wie der Osten der Türkei auf mich wirken wird.
Ich bin beeindruckt! Beeindruckt von der türkischen Gastfreundschaft und der Herzlichkeit dieser Menschen hier. Jedoch nehmen aus meiner Sicht die Religion und der Nationalismus eine zu große Rolle im gesellschaftlichen Leben ein. Nach 4 Tagen an Istanbul verlief unsere Reise wie folgt: Um dem Verkehrschaos zu entkommen, beschließen wir Istanbul mit der Fähre zu verlassen. Das erspart uns eine Menge Stress und ist nebenbei eines meiner Lıeblıngsverkehrsmıttel. Auf dem Bosporus treibend, zieht rechts und links die Mıllıonenmetropole an uns vorbei. Die steilen Hügel auf beiden Seiten geben uns eine Vorahnung auf die Landschaft und den Anstrengungen der zukünftigen Wochen. Es ist schon etwas spät als wir die Fahre verlassen und wir wissen dass wir nur eine gute Stunde haben, um eınen geeıgnete Schlafplatz zu fınden. Es geht gleıch mıt eıner Steıgung von 10% 150 Meter den Berg hinauf. Nach 100 Metern brauchen wir eine kurze Pause. Wir sind wohl das Fahrradfahren nicht mehr gewohnt. Und schon sind wir wieder umgeben von jungen Erwachsenen, die ein Bild mit und von uns machen wollen.
Wir können uns nicht lange mit ihnen unterhalten und schwingen uns wieder auf die Fahrräder. Es wird dunkel und noch immer sind wir mitten in Wohngebiete. Bei Dunkelheit und Verkehr macht es weniger Spaß und müde bin ich auch noch, da ich im Hostel nicht so gut schlafen kann. Doch wir haben Glück und ^nden nach weiteren 30 Minuten ein kleines Waldstück, in dem wir unser Zelt aufbauen können. Ich will mich gerade schlafen legen, da ertönt wieder der Gesang des Muezzins.
Wir haben es langsam raus, wann sich der Muezzin meldet ( morgens um 5, mittags um 1, 17Uhr, 19.00 Uhr, 22.00Uhr) Im Laufe der Reise mache ich 3 Phasen in meiner persönlichen Beziehung zum Gesang durch:
Am nächsten Tag geht es weiter an die Schwarzmeerküste. Immer wieder hoch und runter. Auf kleineren Straßen fortbewegend genießen wir die Sonne, die neuen Eindrücke der kleinen türkischen Dörfer und die Ruhe auf den Straßen. Wir sehen unglaublich schön möglichen
Campingplatze, sind aber noch zu wenig gefahren um schon anhalten zu wollen. Später ^nden wir sicher noch etwas. Pedro rettet eine Schildkröte auf der Straße und wenig später bemerkt er, dass er nur noch wenig Luft im Reifen hat. Anhalten, Reifen gicken und weiter gehts. Es wird nun wieder Abend und wir suchen einen Platz zum Übernachten. Aber wir brauchen noch Wasser, somit halten wir Ausschau nach öffentlichen Trinkwasserstellen (von denen es fast in jedem Dorf eine gibt), können aber nach 30 Minuten immer noch keine ^nden. Wir brauchen Wasser und halten an einem kleinen Lebensmittelladen an, vor dem türkische Männer ihren Tee schlürfen. Ich frage nach, ob es irgendwo eine öffentliche Wasserstelle gibt. Ich weiß nicht, was er verstanden hat, aber er kommt mit einem 5 Liter Wasserkanister heraus. Ich will bezahlen, aber er verneint, schenkt uns das Wasser und ladet uns zum Tee ein. Wir müssen eigentlich einen Schlafplatz ^nden, aber wir können natürlich seine Einladung zum Tee nicht ausschlagen. Sie können kein Englisch, wir kein Türkisch. Optimal für ein Gespräch! Man unterhält sich wieder mit Händen und Füssen. Die Anzahl der Männer steigt, die sich für die Reisenden interessieren. Ich lerne einen 94 Jahre alten ehemaligen deutschen Gastarbeiter kennen, mache später aber dann deutlich, dass wir nicht für einen weiteren Tee bleiben können. Wieder wird es langsam dunkel und auch in dieser Gegend ist es auf einmal schwierig einen Schlafplatz zu ^nden. Hätten wir uns zuvor aufgrund der Fülle nicht entscheiden können, ist es jetzt wieder eine langwierige und schwierige Suche. Und dann beginnt es auch noch zu regnen. Schlussendlich werden wr fündig und “verstecken” und irgendwo inmitten von Dörfern.
Am nächsten Tag werden wir vom Regen begrüßt. Es ist kein schönes Gefühl, wenn die kalte und nasse Zeltplane sich beim Herausgehen um den Morgenkörper schlängelt. Das bedeutet Frühstück im Zelt. Es wird gewartet bis der Regen etwas nachlässt und dann zusammengepackt.
Die Straßen des heutigen Tages sind zwar kaum befahren, jedoch ist die Beschaffenheit dafür im
Regen nicht gerade Fahrrad tauglich. Vor allem, wenn der Boden auch noch aus lehmartigen Material besteht. Obendrauf geht es auch noch immer wieder hoch und runter. Löcher im Boden, nicht geteert, Regen und starke Steigungen wirken sich jetzt mal wieder negativ auf meinen Gemütszustand aus. Der lehmartige Boden verstopft mein ganzen Fahrrad. Er lässt sich nur schwer von Fahrrad entfernen und so schleift er am Fahrradblech klebend an meinem Reifen. Jeder steile Anstieg fühlt sich jetzt doppelt so steil an. “Freddy stay cool, boy”, denke ich mir, rege mich aber wahnsinnig auf. “Nächstes Mal fahren wir nicht mehr die kleinen Straßen entlang”, entgegne ich stark genervt Pedro, der irgendwie leichtgüssig die Hügel hoch und runter fährt. Bei ihm klebt kein Lehm am Fahrrad. Heute kommen wir nur 40 km weit.
Der nächste Tag wird besser. Die Sonnen scheint sich durchzusetzen und die Straßen werden auch besser. Immer wieder sind wir von Großbaustellen umgeben. Es wird eine große nördliche Verbindungsstrasse nach Istanbul gebaut. Wir fahren mehr oder weniger parallel auf den noch kleinen Straßen entlang und werden immer wieder zum Tee eingeladen, nehmen aber nur eine Einladung an. Es laufet gut. Wir kommen gut voran und beschließen dann so gegen 6 Uhr abends langsam einen Platz am Strand zu suchen. Ich hole Wasser in einem kleinen Geschäft, Pedro wartet draußen. Als ich rauskomme sehe ich eine kleine junge Männergruppe im Augenwinkel auf der anderen Straßenseite freudig winken. Puuh. Wir wollen aber einen Schlafplatz suchen und eigentlich am Ende des Tages unsere Ruhe. Bei so viel Männern weiß man nie… Ich versuche sie erst einmal zu ignorieren, winke aber dann doch mal zurück. Sie winken: wir sollen zu ihnen kommen. Ich hadere damit und Pedro ist gar nicht „amused“ und sagt, dass dann ich rübergehen soll. Ich treffe eine Entscheidung und gehe rüber. Mal kurz Hallo sagen. Drüben angekommen wird gleich gefragt, wo ich herkomme und was ich zu trinken will. Pedro zieht nach und kommt auch rüber. Man unterhält sich kurz ( keiner spricht wirklich Englisch) weniger gut. Dann fragt einer, der von vornherein am interessiertestes und herzlichsten war, wo wir übernachten. Wir sagen:” beach,… plaja.”no problem –here”, antworten andere und zeigen auf ein Strandstück keine 50 Meter von uns entfernt. Dann sagt aber der eine, Mesut: “ you campıng my house, no problem”. Ich bejahe, frage Pedro ob es für ihn Ok ist und wir machen uns auf zu Mesut. Wir setzen uns zuerst auf eine Art Veranda und reden. Zum Unterhalten benutzt Mesut oft „google translator“. die Kommunikation ist nicht einfach. Er spricht am Anfang nur mit mir. Nach 30 Minuten dann auch mal eine Frage an Pedro. Es stellt sich heraus, dass er davon ausgeht, dass Franzosen ja kein Türken mögen ( woher er das hat ist nicht ganz klar, aber ich vermute aus dem TV). Auf die Frage wieviele Franzosen er denn bisher kennengelernt hat antwortet er mit “keine”. Religion scheint eine wichtige Rolle in seinem Leben zu spielen, wie auch für die anderen Jungs, die wir in diesem Dorf kennengelernt haben. So wurde z.B. ein Mann aus dem Dorf von den Jungs sehr stark beleidigt, weil er Alkoholiker war (so sah zumindest danach aus). Und auch Mesut ist etwas schockiert, als wir antworten, dass wir auch ab und zu gerne was trinken. Gerade auf dem Dorf scheinen viele durch TV und Religion stark beeingusst zu werden. Die Religion/Tradition spielt eine wichtige Rolle in dieser Region der Türkei. Auch bei der Jugend. Gerade in Dörfern ohne Meerzugang bzw. Tourismus oder aber in Städten ohne Meerzugang/Tourismus oder ohne Universitäten spielen Religion und Tradition eine wichtige Rolle. Das gibt der Gesellschaft zwar einen Zusammenhalt, wenig religiöse Menschen werden aber auch dadurch ausgegrenzt.
War ich bei Mesut am Anfang noch etwas skeptisch aufgrund der neuen/fremden Umgebung ( wo gehe ich nachts urinieren, wann können wir Schlafen gehen, etc.), war die Übernachtung süper angenehm. Natürlich haben wir nicht bei ihm draußen im Garten übernachtet, sondern schön angenehm im Bett geschlafen. Mama Mesut hat immer gut gekocht und die Atmosphäre war sehr angenehm. Noch kurz ein Foto zum Abschied und weiter gehts.
Immer wieder steile Hügel hoch und dann wieder runter. Die Bremsen sind bei den Steigungen und dem Gepäck langsam ziemlich heruntergefahren. Es ist heiß, sehr heiß und manchmal sogar even heißer geworden. Nach 50 km entscheiden wir uns eine kleine Essenspause einzulegen. Wir kommen in einer Kleinstadt am Meer an. Man merkt sofort, dass diese Stadt wieder wesentlich offener ist als Gegenden zuvor. Wir halten an und kochen. Wir, vor allem Pedro, werden sofort von einem Haufen von Kindern umgegeben. Meist sprechen die Kinder sogar mehr Englisch als die (jungen) Erwachsenen. Sie stellen viele Fragen, sind super begeistert und waren echt herzhaft. Nach dem Essen machen wir uns wieder auf und ziehen weiter. Nach einer knappen Minute fährt einer der Kinder an uns vorbei und macht uns deutlich, dass er uns begleitet. Er begleitet uns nicht nur, sondern ist richtig stolz uns den einfachsten Weg aus der Kleinstadt zu zeigen.
Am nächsten Tag fahren wir wieder spät los. Nach 4 km dann ein Tunnel. Da wir sowieso Wasser brauchen und es davor eine Wasserquelle gibt halten wir kurz an, füllen unsere Flaschen und Pedro geht noch kurz ın den Wald um sich einen Stock für sein Fahrrad zu holen( er benutzt ihn als Ständer und hat den Stock davor verloren-braucht also einen neuen). Kaum ist er weg, kommt auch schon ein Mann, Ali, auf mich zu. Null Englisch sprechend ladet er mich zum Tee ein und macht deutlich dass ich ihm doch folgen soll. Wir gehen also vor sein, Haus dass nur 100 Meter von der Straße entfernt ist und seine Frau begrüßt mich winkend auf dem Balkon. Er erzählt was er macht und erklärt etwas von der Gegend. Ich verstehe ca. 10% von dem was er sagt und reime mir den Rest zusammen. Es geht wieder zurück und wir warten an der Pıcknıckstelle bis der Tee fertig wird. Eine andere ihm bekannte Familie sitzt neben uns. Pedro kommt bald erfolgreich aus dem Wald und ich kann an seinem Gesichtsausdruck erkennen, dass er wieder nicht so glücklich ist, dass ich es schon wieder geschafft habe, zum Tee eingeladen worden zu sein. “ so kommen wir niemals nach China”, mag er sich wohl denken. Es dauert eine Weile bis der Tee heiß ist und dann kommt auch die Frau vorbei und bringt uns frisches Essen ( Goezleme). Wir essen genüsslich und trinken Tee. Die Frau sitzt mit dem Kindern und der anderen Familie am Tisch neben dran. Wie auch sonst halten sich die Frauen hier immer im Hintergrund. Wenn wir Tee trinken, dann immer nur mit Männern. Wenn, dann bringen Frauen nur den Tee vorbei. Offensichtlich eine starken
Männergesellschaft hier. Beim Tee und gutem Essen und schwierigen Gespräch kommt Ali auf einmal auf ein Paket Tee zu sprechen und verweist auf die Zahl 42. Ich verstehe, dass er uns Tee verkaufen will. Ich gebe ihm zu verstehen, dass ich viel Gepäck habe und ein Paket Tee nicht gebrauchen kann. Er läßt aber nicht davon ab, kommt aber zu einem neuen Thema
,währenddessen er uns auf einmal an seiner Hüfte seine Waffe zeigt. Er ist wohl eine Art Sherif hier im Dorf. Wir, beide nicht so erfreut über die Waffe, sind etwas irritiert. Er spricht darüber wie schön es ist, dass egal wo man her kommt eine Tasse Tee zusammen trinken kann und dann kommt er wieder auf den Tee zu sprechen und sagt wir sollen mitkommen in sein Haus er zeigt uns den Tee. Währenddessen wir zum Haus gehen, sage ich Pedro, dass ich ein Paket Tee kaufen werde. Ali und seiner Pistole zu liebe. Als wir oben in seiner Wohnung ankommen, zeigt er uns eine halb offene Packung Tee auf dem der die Nummer 42 steht. Erst jetzt begreifen wir, dass er uns nur sagen will, dass wir auf dem Weg nach Trabzon in seiner Heimatstadt Tırebolu vorbeikommen, wo es seiner Meinung nach den besten organischen Tee gibt, den wir unbedingt kaufen sollen. Er zeigt uns noch wo und greift dann zu seiner Waffe und holt sie aus seinem Halfter. “okay…”, denken wir uns beide und sind uns beide etwas unsicher. Er nimmt das Magazin heraus und zeigt uns voller Stolz seine Waffe, welche aus Spanien kommt. Wir kennen uns null mit Waffen aus, spielen aber das Spiel mit und sagen: “ wow” etc….Sind am Ende dann aber schlussendlich froh als wir wieder raus sind, zum Picknick Park gehen und uns von ihm, seiner Frau und der anderen Familie verabschieden. Der Tunnel wartet auf uns.
Es ist nie schön als Fahrradfahrer durch einen Tunnel zu fahren. Die starken Autoabgase und das schlechte Licht sind Gefahren, die wir nur ungern in Kauf nehmen, aber manchmal in Kauf nehmen müssen. Zumindest haben wir an diesem tag Glück mit dem Schlafplatz. Wir ^nden einen Strand, der auch von vielen türkischen Familien zum Erholen benutzt wird. Kaum sind wir dort angekommen kommt ein Familienvater mit zwei Tassen Tee in der Hand auf uns zu. Er ist sehr freundlich und auch seine Kinder kommen bald und stellen uns fragen auf türkisch und teils gebrochenen Englisch. Es wird bald dunkel, die Menschen verlassen langsam den Strand und wir schlagen unser Zelt auf. Wir werden am Morgen von der Sonne geweckt. Ein Fischer, der hier auch mit seiner Familie am Strand wohnt, kommt vorbei und fragt ob wir irgendetwas brauchen. Wir können jederzeit seine Toilette oder Dusche benutzen. Wenn wir irgendetwas brauchen sollen wir einfach kommen. Ich danke ihm, packe aber gleichzeitig langsam unsere Sachen zusammen. Wir wollen weiter. Kaum haben wir unsere Sachen gepackt hat Pedro wieder einen Platten. Es wird langsam klar, dass Pedro eine neue Felge braucht, da seine zu alt und kaputt ist. Wir beschließen heute nach Zonguldak zu fahren und dort nach einer neuen Felge zu fragen. Doch der Weg dorthin ist mehr als beschwerlich. Die Steigungen werden mit dem Gepäck immer mehr zur Tortur. Bei 35 Grad läuft mir der Schweiß nur so ins Gesicht. Jetzt wünscht man sich wieder den Regen. Nur ein Regenschauer, bitte! Doch keine Wolke am Himmel! Der Helm bleibt vom Kopf, es ist einfach zu heiß. Am Liebsten würden wir ohne T-Shirt fahren, aber aufgrund der dominanten Rolle der Religion trauen wir uns noch nicht oben ohne zu fahren. Wir haben schon immer unsere Bedenken, wenn wir uns im Freien erleichtern. Wenn uns jetzt jemand sieht. Dieses Gefühl wird uns die ganze Zeit verfolgen. Wir fühlen uns nicht 100% frei. Schon eine kurze Hose zu tragen oder ein Achsel-Shirt wird in den konservativen Dörfern nicht gerne gesehen. So zumindest unser Eindruck. Bei unserer abendlichen Dusche versuchen wir uns so gut es geht zu verstecken und alle möglichen zufälligen Begegnungen auszuschließen. Wir merken an den Abend, dass wir es nicht mehr bis nach Zongdulak schaffen und müssen unsere Zelt wieder inmitten einer Vorstadt aufschlagen.
Am nächsten Morgen machen wir uns auf in die Stadt. Die Bewohner machen alles um uns zu helfen. Es dauert aber eine halbe Stunde bis jemand kommt und Englisch spricht. Er bringt uns zu einem Fahrradladen. Leider kein Glücke! Wir sollen es in Caucuma ca. 100 km von hier entfernt versuchen. Der Student, der uns durch die ganze Stadt gebracht hat, ladet uns noch zu einem Milchshake ein ohne dass er was trinkt. Er muss weiter und schreibt heute noch 2 Klausuren. Hinter Zongdulak beginnt dann ein schwieriger Streckenabschnitt. Die Steigungen sind einfach brutal. Fast immer zwischen 10-15% und neben dir rauschen die LKW mit ihren Abgasen vorbei. Hätte ich noch vor der Türkei gesagt, dass jeder so eine Fahrrad reise machen kann, ist das Reisen auf Fahrrädern in der Türkei, zumindest an der Schwarzmeerküste, an sich oft kein Spaß. Dafür sind die Menschen mit ihrer Gastfreundschaft überragend. Wir werden gerade in der Gegend um
Zonguldak die ganze Zeit zum Tee eingeladen. Kurz vor Ende des Tages reißt dann auch noch die
Bremse von Pedro. Wir beschließen auf dem letzten Berg eine Pause zu machen. Wir essen, relaxen und Pedro wechselt das Bremskabel. Immer wieder halten Autos an, stellen Fragen, bringen etwas vorbei. Ein Auto hält an und bringt uns Kirschen, dann haltet eines an und bringt uns ErıkFrucht, dann hält einer an und gibt uns Infos, dann hält die Polizei mit Blaulicht an nur um uns die Hand zu geben uns nach dem Namen(ich stell mich mit Freddy vor) und unserer Reise zu fragen. Kurz bevor wir gehen wollen, kommen zwei Jugendliche mit ihren Mopeds an. Wir unterhalten uns und kommen auf das Campen zu sprechen. Sie machen uns deutlich, dass in einem Kilometer es ein schöner Strandplatz gibt. “cok guesel” ( sehr schön/gut) soll dieser sein. Also machen wir uns mit den Beiden auf an den Strand. Immer den Mopeds hinterher. Am Strand angekommen besorgen sie für uns was zu essen, tischen auf und freuen sich richtig mit uns den Abend verbringen zu dürfen. Sie zeigen uns auf ihren beiden Mopeds noch die Gegend und wir unterhalten uns noch bis um Mitternacht. Sehr nette Jungs……
Am nächsten Tag machen wir uns dann auf nach Caycuma. Da wir die steilen Hügel etwas satt sind, wollen wir bis Gerze im Landesinneren und dann wieder die Küste entlang fahren. In Caycuma klappen wir erst wieder 2 Fahrradgeschäfte ab bis wir auf eines treffen, dass uns weiterhelfen
kann. Aber auch hier verweisen sie uns auf Trabzon. Wieder kein Glück. Wir setzen uns in das neben gelegene Restaurant und essen hungrig. Ich mache mich auf zu bezahlen. Die Frau gibt mir zu verstehen, dass schon alles gezahlt sei. “no,no, ı wıll pay. No problem”, sage ich. Aber sie lehnt ab und gibt mir zu verstehen, dass ein Autohändler gegenüber schon für uns bezahlt hat. Dann will ich mich aber auch dafür bedanken. Gehe rüber reiche ihm die Hand und verabschiede mich auf türkische Art ( rechts/linke Umarmung)
Ich düsen gerade den Berg herunter als ich neben der Straße einen Mann sehe, welcher mich durch Winken auffordert doch bitte anzuhalten. Kaum halte ich an, werde ich von einer grossen Familie umgeben. Auf einmal sind dutzende Kinder um mich herum. Mir wird die Hand gereicht. Dann wird mir ein Baby in die Hand gedrückt. Es geht alles sehr schnell. Der Mann sagt er komme aus Syrien und zeigt mir seinen türkischen Pass. Er bedankt sich bei mir, Kinder sprechen wahllos auf mich ein, spielen an meinem Fahrrad herum. Dann kommt endlich Pedro, er hält auch an und ^ndet sich auch schnell umringt von der Großfamilie. Es handelt sich hier um eine Roma-Familie aus Syrien. Auch hier in der Türkei haben wir immer wieder Kontakt mit Roma Kindern. So schnell die
Begegnung zustande kam, so schnell ist sie auch wieder zu Ende. Ich soll noch schnell ein Bild von seiner Tochter und dem Baby machen und dann gehen sie auch schon wieder in ihr Auto und wir unseres Weges.
Die Fahrt im Landesinneren gestaltete sich als weniger ereignisreich. Die Menschen sind etwas zurückhaltender, die Natur hat aber auch hier ihre Schönheiten. Es ging bis auf 1300m hoch, aber alles in sehr gemächlicher Steigung. Leider mussten wir immer wieder durch meist kleinere Tunnel durch. Wir wurden immer wieder zum Tee eingeladen und sind den Einladungen das ein oder andere Mal gefolgt. Kurz bevor wir wieder uns Richtung Schwarzes Meer bewegen dann ein Erlebnis ganz besonderer Art. Pedro entdeckt in einem Hügel einen griechischen Tempel. Da sein Fahrrad wieder einen Platten hat, beschließen wir dort auch gleich zu übernachten. So campen wir am Fuße eines jahrhundertalten griechischen Tempels mit einem sehr schönen Blick aufs Tal. Leider konnte ich bis heute keinerlei Informationen über den Tempel erhalten. Weder im Internet noch von türkischen Bekannten. Und ja: wir hatten ein Interview mit einem türkischen Journalisten, welcher gesagt hat dass er einen Artikel über uns schreiben wird. Da wir aber kein türkisch sprachen und er kein Englisch stammt der Inhalt des Artikels wohl mehr der Fantasie des Journalisten.
Die erste Explosion höre ich so um 19.00 Uhr. Wir denken erst, dass hier einer mal wieder herumschließt, doch als wir kurze Zeit später die zweite, dritte und vierte Explosion hören macht uns das etwas stutzig und lässt uns auch nicht gerade gut schlafen. Kommt es von der umliegenden Industrie? Oder ist ein Naturphänomen? Wir wissen es bis heute nicht, denken aber dass es von der umliegenden Ziegelproduktıon stammen könnte. In unregelmaessıgen Abständen hören wir die Nacht über immer wieder kleine Explosionen. In dieser Nacht ^nde ich kein Schlaf. Das liegt auch daran, dass der Ramadan begonnen hat und der Muezzın jetzt such auch nachts um 3 Uhr meldet. Ab diesem Zeitpunkt sollten Muslime nichts mehr essen.
Mit schlechtem Schlaf im Gepäck geht es erst 20km den Berg rauf. Bis auf 1100m. Als wir den zu durchquerenden 2km langen Tunnel sehen, entscheiden wir uns auf 1300m hochzugehen und den
Tunnel zu überfahren. Gute Entscheidung! Eine unglaublich schöne und vor allem ruhige
Landschaft erwartet uns dort oben. Eine gute Alternative zu den stickenden Abgasen im Tunnel. Die Abfahrt nach unten ist nach Strapazen nach oben dann noch zusätzlich eine wohlverdiente Belohnung.
Noch immer sind wir auf der Suche nach einer Felge für Pedro nicht fündig geworden. Immer wieder werden wir auf die nächste große Stadt verwiesen. Wir fahren also weiter die Küste entlang.
Der zweite Kuestenabschnıtt ist sehr gerade und so kommen wir wieder nahe an unseren 80km Schnitt von zuvor heran: wenn nicht gerade die Sonne scheint und wir am Strand relaxen. Wir werden nun weniger zum Tee eingeladen….Ramadan. Tagsüber ist es schwierig etwas Warmes, wie einen Döner oder ähnliches zu bekommen. Ich bin nun öfters hungrig. Tauglich essen wir fast das Gleiche. Und das schon seit Wochen. Meist gibt es Brot, Gemüse und Käse zur Tageszeit. Das Abendessen besteht meistens aus Reis mit wahlweise Sucuk(Knoblauchworst)/Eıern/Gemuese.
Das Gemüse, Brot und das Obst ist billig hier. Alles andere unterscheidet sich preislich nur marginal von den Preisen aus Deutschland. Ich sehne mich des Öfteren nun nach einer eigenen Küche, in der ich jederzeit etwas Warmes und Nahrhaftes kochen kann. Ich glaube, dass ich nun das erste Mal unter 69 Kilo falle……
Der Kuestenabschnıtt ıst zwar gerade, dafür fahren wir die ganze Zeit auf einer Art Autobahn. Das ist auch nicht das, was ich mir gewünscht oder vorgestellt habe. Dann doch lieber Berge. Man merkt, dem Radfahrer kann man es nur schwer recht machen. Uns wird bewusst wie schön eigentlich der Donauradweg war. Aufgrund der Fahrradwege ist die Nähe zur Natur und die Ruhe….. extraordinär.
Aufgrund des hohen Stressfaktors auf der Hauptstraße entscheiden wir uns einen kleinen
Abschnitt auf einer kleinen Straße zu fahren, auch wenn es einen Umweg bedeutet. Und wieder war dies eine richtige Entscheidung. Es ıst zwar hügelig, aber die Steigungen sind nicht zu steil und es gibt kaum verkehr. Jetzt koenen wir das Schwarze Meer in seiner ganzen Pracht genießen. Doch am Abend sind wir wieder auf der Suche nach einem Schlafplatz. Wir entdecken einen einsamen verlassenen Ort. Als wir gerade den Ortscheck machen wollen kommt uns ein Junger Mann mit Harpune entgegen. Ich frage in halb türkischer halb erfundener Sprache ob dieser Ort Privat sei. Er antwortet in gutem Englisch, dass ich auch Englisch mit ihm sprechen koenne. Es sei kein Problem hier, aber keinen Kilometer weiter gäbe es einen Secret place den er uns zeigen koenne. Er führt zu einer orthodoxen Kirche, welche im 19. Jahrhundert von hier ansässigen Griechen gebaut wurde. Wir be^nden uns am “Cape Jordan” und irgendwie gibt es dazu eine Geschichte aus der
griechischen Mythologie. Dann verweist er uns noch auf eine andere Gruppe hier zeltenden jungen Erwachsenen und geht dann zu seinem Hotel zurück (Die Nıchtramadan machenden Tuerken verbringen oft ihre Zeit am Strand, weil das der Ort mit groesstmoeglıcher Freiheit zu sein scheint. Wir haben irgendwie keine Lust auf einen Haufen türkischer Jugendlicher und wollen uns wieder in
Richtung “Secret Place” aufmachen, als uns 3 Leute in den jungen Zwanziger aufhalten.” No Campıng here. Archaeologıcal sıte”. Aber wir sollen doch mit ihnen kommen. Free Campıng! Also doch das türkische Ferienlager. Wir begeben uns zum Zeltplatz und sind natürlich erst einmal die
Attraktion. Alle sind süper freundlich und bieten uns für unsere nächste Reise
Überachnachtungsmöglichkeiten in diversen Städten an. Wir werden zum Essen und Tee eingeladen und verbringen eine Nacht am Lagerfeuer bis in die Morgenstunden. Lieder sprechen nur wenige gute Englisch, trotz allem war es ein super Erlebnis, sich bei Lagerfeuer und meist traditionellen türkischen Liedern in einer Gruppe junger Tuerken/ınnen wieder zu ^nden. Wir entscheiden sogar spontan noch einen Tag länger mit dem “harten Kern” der Gruppe zu bleiben und genießen einfach nur die Zeit.
Wir nehmen eine Nacht Samet bei uns im Zelt auf. Das Mathe-Genie aus Istanbul hat weder Zelt noch Schlafsack dabei. Samet und ich verstehen uns sehr gut.
Im Gegensatz zu uns hier ın Deutschland scheinen facebook-organısıerte Treffen in der Türkei zu klappen. Es gibt eine Gruppe in Facebook, welche „Interrail Türkei“ heißt. Dieser gehören mehrere 10.000 Menschen an und man organisiert in dieser dann oft kurz geplante Treffen. Beim Zeltcamp läuft das z.B. wie folgt ab: Ugur kümmert sich um einen Zeltplatz, den er von Ort von einer Bauernfamilie kostenlos zur Verfügung bekommt. Er postet nun in der Facebook Gruppe, dass jeder der will, am Wochenende mit Zelt sich an diesem Zeltplatz ein^nden kann. Dann wird gemeinsam gesungen, gegessen, gefeıert, etc. Das alles scheint wunderbar zu klappen ohne dass es wie die ein oder andere “facebook” Party in Deutschland ausartet.
Wir lernen viele Leute kennen so auch Bugra aus Gıresun, der sein Zelt neben uns aufgeschlagen hat. Beim Kennenlernen erwähnt er sofort, dass er uns gerne in Gıresun willkommen heißen würde.
Da es unserem Weg liegt, nehmen wir diese Einladung gerne an. Wir lernen noch ein paar Andere
aus Gıresun kennen und entscheiden uns dann nach 3 Tagen im Camp direkt nach Gıresun zu fahren. Wir erfahren schon zuvor dass Bugra uns wahrscheinlich doch nicht “hosten” kann, aber auch Ugur ( Organisator des Camps) sagt, dass wir gerne bei ihm übernachten können. Zusammen mit Samet, Fatıh, Ugur verbringen wir dann 2 Nächte in Gıresun, lernen noch 2 deutsche Mädels und das Strandleben in Gıresun kennen und genießen die Zeit unter lockerer Atmosphäre einer “Nıcht-Ramadan” Gruppe.
Hier, in der von uns besuchten Regionen der Türkei, macht ein Großteil der Bevölkerung Ramadan mit. Es ist eher die Ausnahme, wenn jemand kein Ramadan macht, doch diese Leute ^ndet man auch. Während den 30 Tagen richtet sich das öffentliche Leben nach dem Ramadan. Imbiss Geschäfte haben weitestgehend tagsüber geschlossen und man sieht kurz vor Sonnenuntergang viele Menschen in Restaurants mit dem Essen auf dem Tisch auf das Signal des Muezzins warten. Wenn man tagsüber etwas essen will, sollte man wenn möglich nicht gerade in aller Öffentlichkeit tun. Das Gebiet um den Strand bietet hier eine Ausnahme. Hier ist es mehr oder weniger kein Problem. Auf unseren täglichen Pıcknıckstopss versuchen wir uns so gut es geht zu verstecken, um den Ramadan machenden Menschen Respekt zu zollen
Egal ob eine 5 Quadratmeter große Insel, die Schule, Famılıenhaueser oder einfach mitten in der Pampa. Die türkische Flagge ist so allgegenwärtig wie die Wolken am Himmel. Kemal Attatürk ist überall präsent. Kemal Attatürk Straße, Schule, Brücke, Universität. In jedem Dorf und in jeder Stadt gibt es mindestens ein Gebäude, welches nach ihm benannt ist. Auch sonst ist es sehr schwierig aus westeuropäischer über Politik zu sprechen. Die Schuld wird, außer von Studenten (bei denen Erdogan meist alles andere als beliebt ist), immer dem anderen Land gegeben. Schaut man sich aber mal bei den Nachbarn in der Türkei um, so sıeht man, dass die Türkei zu keinem Nachbarland gute Beziehungen zu haben scheint.(Armenien, Georgien, Russland, “Syrien”, Griechenland, Bulgarien/EU, Iran). Wie auch immer: ich werde das ein oder andere Mal auf Merkel und ihre Politik angesprochen, aber ansonsten versuchen die Menschen hier (v.a. sie Studenten) die politischen Streitigkeiten mit anderen Nationen nicht auf ihre Menschen zu übertragen.
Ugur nennt sich selbst “The kıng of the black Sea”. Er scheint sehr viele Verbindungen zu haben und prahlt damit auch sehr gerne. Für ihn ist alles “no problem”. Das sagt er aber auch wenn er nichts versteht. So entstehen ganz witzige Diskussionen. Da wir in der nächsten Großen Stadt Trabzon ein paar Tage bleiben wollen um Vısaangelegenheıten zu erledigen, nehmen wir Ugurs “no problem” Angebot für eine Couch in Trabzon gerne an. 2 Tage später kommen wir erschöpft in Trabzon an. Wir arrangieren ein Treffen mit Ugur, der auch ein bisschen an der Schwarzmeerkueste herumreist, in Trabzon und verbringen den Abend mit Kebab und EM in der Stadt. Ich frage immer wieder bei Ugur nach, wo wir denn jetzt übernachten werden. Er sagt immer wieder “no problem”, doch die Uhr tickt und wir sind müde. Irgendwie scheint es nicht ganz einfach zu sein in Trabzon eine Couch für uns zu ^nden. Er führt jetzt fast alle 10 Minuten ein Telefongespräch, doch ohne Erfolg. Es wird langsam 1 Uhr in der Nacht und wir sagen, dass es kein Problem ist, wenn er nichts ^ndet. Wir entscheiden uns ins Hotel zu gehen. Ugur läuft der Schweiß nur so ins Gesicht. Sein t-Shirt ist auch schon ganz nass. Er tut uns ein bisschen Leid. Hätte er nur nicht so geprahlt…. Wir schmeißen uns also auf unsere Drahtesel. Dann kommt uns nochmal Ugur entgegen: “ We found someone” Also doch! Wir haben Glück und über Umwege ^ndet sich jemand, der uns nachts um 1 Uhr aufnehmen wird. Wir fahren nochmal nachts im Verkehr durch Trabzon und treffen spät in einer Student-WG von Okan, Fatıh und Fırat ein. Was für ein Glück und was für liebe Menschen. Sie sagen, dass wir so lange hier bleiben können wie wir wollen und nisten uns jetzt schon seit 5 Tagen bei ihnen ein. Wir haben eine schöne Zeit hier, wollen aber dann morgen Richtung Georgien aufbrechen.
Pedro musste seine Felge aus Istanbul beordern. Selbst hier in Trabzon haben sie keine Ersatzfelge mit seiner 32er Felge, welche nur noch selten produziert wird. Wir haben das Iran Visum beantragt und warten nun auf Antwort.
Und dann noch eine Überraschung: Douggıe the Englıshman ıs back!!!!!
Nachdem wir immer wieder in Kontakt geblieben sind( haben über seinen Blog seine
Handynummer bekommen), haben wir es geschafft ihn in Trabzon wieder zu treffen. Back on the roads tomorrow! Next destınatıon: Georgıa!
Catch ya!
Wir sind des Reisens in der Türkei etwas müde geworden. Die stark befahrene Straße mit vielen
LKW und das damit verbunden geringe Erholungsniveau auf dem Straßen war ein Grund, warum
wir uns nach Georgien sehnten. Ein anderer Grund war der Ramadan, der im Nordosten doch noch
erhebliche Auswirkungen auf das gesellschaftliche Leben hat. Und nach 6 Wochen in der Türkei
sehnten wir uns einfach nach neuen Erfahrungen.
So machen wir uns Ende Juni von Trabzon auf zur georgischen Grenze Richtung Batumi. Wir sind wieder zu dritt (Douglas, Pedro, ich). Wir haben es geschafft unsere Reisepläne zumindest bis TiTis zu vereinen. Noch einmal heißt es bis nach Rise: Verkehr, Lkws, Tunnel. Danach entspannt sich die Verkehrslage wieder etwas und es wird gemütlicher auf den Straßen. Der Grenzübertritt nach
Georgien erfolgt ohne Probleme. Schon kurz nach der Grenze können wir die größer gewordene Freiheit spüren. Der Strand entlang der Kueste ist voll mit Menschen und Alkohol kann man nun auch wieder bedenkenlos konsumieren. So trinken wir nach 6 Wochen unser erstes Bier in einem Hostel in Batumi.
Georgien war eigentlich nicht wirklich in unsere Reiseplanung vorgesehen, doch wir sind sehr froh darüber in diesem wirklich schönem Land reisen zu können. Nachdem wir die ersten 2 Tage nochmal an der Schwarzmeerkueste verbringen, zieht es uns ins Landesinnere und in die georgischen Berge. Schon nach den ersten Kilometern zeigt sich, dass wir die richtige Routenwahl getroffen haben. Wir sind nun fast alleine auf den Straßen und genießen die Natur und die georgischen Dörfer, welche wir von Zeit zu Zeit passieren. Es ist wieder heiß geworden. Das Thermometer steigt bis auf 38 Grad. Irgendwie fühle ich mich müde und kaputt. Den anderen beiden geht es ähnlich. Doch wir haben Glück. Im Gegensatz zur Türkei sind die reichlich vorhandenen BergTüsse sehr sauber. So halten wir immer mal wieder an, um uns im Fluss abzukühlen. Die ersten Begegnungen warten nicht lange auf sich.
Schon am ersten Tag, nachdem wir ins Landesinnere ziehen treffen wir auf eine Horde Kinder, welche ihre Ferienzeit beim Baden im Fluss nutzen. Wir sehen diese Flussstelle auf einer Brücke und schaffen es über Umwege diese zu erreichen. Es scheint einer der lokalen Stellen zu sein und wir sind wahrscheinlich die ersten Touristen, die hier baden gehen. Dementsprechend ist der Andrang um uns groß. Da es so heiß ist, warte ich nicht lange und springe sofort ins Wasser. Doch von Erholung ist hier erstmal keine Spur. Nach wenigen Sekunden belagern mich die Kiddies und reden auf mich ein. Immer wieder höre ich das Wort “Wolf”. Ich habe Glueck’ dass wenigstens einer der Kinder Englisch spricht. So stellt sich heraus, dass es sich um eine sehr interessantes KinderSchwimm-Fangspiel handelt. Sie wollen das ich mitspiele. Ich habe zwar nicht wirklich Lust, aber was macht man nicht alles den Kindern zu Liebe. Die Kinder sind clever, kennen sich mit den Strömungen und den guten Positionen im Fluss aus und so bin ich natürlich der Erste, der gefangen wird. Ja super, jetzt bin ich der Fänger! Sowas von gar kein Bock drauf. So dauert es dann auch einige Minuten bis ich jemand anderen gefangen habe und ich nicht mehr Fänger bin. Ich spiele noch ein paar Minuten mit und entziehe mich dann der Situation mit dem Hinweis, dass die anderen beiden auf mich und das Essen warten. Keine 5 Minuten später kommt ein Mann mit einer 0,5 Liter PlastikTasche vorbei. Chacha! Erst verneinen Douggie und ich das Angebot zu trinken, jedoch beharrt der Mann darauf also probieren wir auch. Scheußlich und sehr stark! 72% und er schüttet nicht gerade wenig ins Glas ein. Und natürlich alles auf einmal. Er will uns gleich wieder einschenken, doch wir verneinen nun etwas dominanter. Wir wollen ja auch noch ein bisschen fahren. Also schenkt er uns die Flasche, welche die nächsten 2 Wochen mehr als Reiniguns-und Heizmittel und weniger als Getränk uns ihren Dienst erweist.
Wir hnden an diesem Abend einen Überragenden Zeltplatz. Am Fluss im Flachland gelegen, fühle ich mich irgendwie in einem Western-hlm. Als dann auch noch ein ca. 9 jähriger Junge mit seinem Pferd an den Fluss angeritten kommt (ohne Sattel, aber mit Zigarette im Mund) fühle ich mich erst recht in einem Film. Und als dann auch noch am Morgen eine Kuh- und Pferdeherde am Fluss grast, ist das Bild perfekt.
Wir wollen einen 2000er Pass überqueren und machen uns mit dem Fahrrad Richtung Baghdadi auf. Auf dem Weg dorthin machen wir an einem Abend Halt in einem Dorf namens Shuampta. Wir trinken am Abend genüsslich ein Kaltgetränk vor einem Geschäft als nach wenigen Minuten eine
Horde (junger)Männer auf uns zukommt. Sie reichen uns alle die Hand und heißen uns in ihrem
Dorf willkommen. Keine 5 Minuten später haben wir wieder eine BierTasche in der Hand. 10 Minuten später gibts noch eine WhiskyTasche obendrauf. Sie bieten uns an uns ihr Dorf, die Kirchen und die Gegend zu zeigen. Wir willigen ein und so beginnt ein kleines Abenteuer in einem kleinen georgische Dorf. Zuerst einmal stellen wir die Fahrräder ab. Dann geht es rein in ein Opel corsa. Zuerst jedoch muss das Auto in die “Werkstatt“. Wir fahren also keine 100 Meter und hnden uns in einer georgische Dorfwerkstatt wieder. Der Mechaniker sieht schon etwas alkoholisiert aus, hantiert ein bisschen unter dem Auto und dann kann es auch nach 15 Minuten wieder losgehen. Sie wollen uns ihre Kirche oben am Hügel zeigen. Doch das Auto macht schon beim ersten minimalen Anstieg schlapp. Wir bieten ihnen an zu laufen. Das kommt für sie jedoch nicht in Frage. Also wieder zurück zur alkoholischen Werkstatt. Diese Mal dauert es mindestens eine halbe Stunde, aber schließlich scheinen sie das Kupplungprobleme einigermaßen gelöst zu haben. Also wieder zu fünft ins Auto und ab zum Hügel. Ich würde dieser Strecke nur einem 4/4 Auto zutrauen und so spinnt die Kupplung schon nach einem steileren Anstieg wieder. Giorgi der Fahrer, geht nun selber unters Auto repariert es kurz und so geht es wieder einen Kilometer weiter hoch bis er wieder unters Auto steigen muss. Als wir schließlich oben angekommen sind, wo die anderen 5 Georgier schon sehnsüchtig auf uns warten, haben wir einen sensationellen Blick auf die georgische Ebene.
Es wird ein Foto nach dem anderen geschossen. Sie bieten uns an am Fluss baden zu gehen, zuvor jedoch besuchen wir noch das Haus des „georgischen Goethes“. Als wir dann etwas länger Richtung Fluss unterwegs sind und wir einen mehr schlechten als rechten Weg entlang fahren, hnden wir uns auf einmal vor einem Bauernhof wieder. Das Tor vor diesem wird einfach aufgemacht und wir fahren durch. Keine 100 Meter weiter dann das: Heiße Quellen! WOW! Aus dem nichts sind hier einfach heiße Quellen. Zwar ist es noch über 30 Grad, trotz allem ist es ein Genuss. Und das Beste. Der kalte Fluss ist keine 50 Meter entfernt. Das ist mal Lebensqualität!!!! Natürlich wird auch dieser Besuch mit etwas Alkohol versüßt. Nebenbei wird auch Brot mit Wurst aufgetischt. Ich weiß nicht, ob einer von den Jungs einen einigermaßen guten Job hatte, doch trotz mehrmaligen Angebot wollen sie partout kein Geld für Einkäufe von uns entgegennehmen.
Den Abend verbringen wir dann noch mit den Jungs bei reichlich Wein und interessanten Geschichten über Georgien. Einen Rat für euch: trinkt niemals mit einem Georgier! Das ist brutal.
Eigentlich trinken die immer alles auf Ex. Und das in Glaeser zwischen 0,1 und 0,2 l.
Dementsprechend verlauft dann auch unsere nächster Reisetag etwas verkatert und unmotivierter ab.
Es ist immer noch unser Ziel den ersten großen Berg zu erklimmen. Das Problem ist nur, dass wir nun eine schlechte Karte vom Tourismusbuero haben. Wir versuchen uns Informationen von den Einheimischen zu holen, ob der Weg, den wir einschlagen wollen möglich ist bzw. wie die
Straßenbeschaffenheit ist. Die Aussagen wiedersprechen sich ständig. In der letzten Stadt vor dem Pass befragt Pedro dann ein paar Taxifahrer. Diese bestätigen, dass der Weg geteert ist und gut zu befahren ist. Also machen wir uns den Tag darauf auf den ersten richtigen Berg zu erklimmen. Es geht ständig bergauf, doch die ersten 20 km aufwärts sind gut ausgebaute Straßen. Wie aus dem nichts dann auf einmal einen großes Erholungsgebiet mit vielen Touristen. Wir durchfahren den Ort und fahren weiter hoch. Am Ende des Dorfes dann das: Die geteerte Straße hört auf einmal auf! Mist. Wir stärken uns mit einem Picknick und entscheiden uns dann trotz der Schotterpiste hochzufahren. Es wird unglaublich schweißtreibend. Es geht nur bergauf. Einzig und allein 4/4 Autos kommen uns ab und an entgegen. Wir sind alle 3 völlig am Ende, kämpfen uns aber trotzdem immer weiter hoch mit der Hoffnung irgendwann am Gipfel angekommen zu sein.” Dass muss doch jetzt endlich der höchste Punkt sein”, denke ich mir nach jeder zweiten Kurve. Doch irgendwie nimmt es kein Ende. Ich steige nun immer wieder ab, um mein Fahrrad zu schieben. Auch Douggie (52!) hat sichtlich mit dem Anstieg zu kämpfen. Immer wieder beleidige ich die anderen beiden, um uns zu motivieren. Dann endlich! Dass muss der höchste Punkt sein! Wir wollen nicht am höchsten Punkt übernachten(Gewitter) und entscheiden uns noch etwas weiter zu fahren. Von wegen höchster Punkt! Es geht weiter hoch. Wir sind so fertig, das wir irgendwann einfach unser Zelt am Wegesrand aufstellen. Wir machen ein Feuer und grillen 4 Würste. Für jeden 1 1/3. Nicht gerade viel! Wir haben den Berg unterschätzt und wieder viel zu wenig Essen mitgenommen. Ich gehe hungrig ins Bett und habe das Gefühl aufgrund der Höhe etwas Atemprobleme zu haben. Wahrscheinlich auch viel Kopfkino. Die Nacht schlafe ich schlecht. Ein Tier schnüffelt nachts am
Zelt herum. Pedro und ich haben keine Essenreserven mehr, so sind wir froh, dass Douggie sein Essen mit uns teilt. Douggie meint, der Gipfel sei jetzt nicht mehr fern. Er ist am Morgen etwas hochgelaufen und hat dies sehen können. Ich bin völlig kaputt und mache mich als erster aufs Fahrrad. Ich habe Angst, dass die Wolken die klare Sicht in ein paar Stunden verdecken. Schon nach den ersten Kurven merke ich, dass es immer weiter hoch geht. Das gibts doch nicht! Die Anstrengungen werden aber durch atemberaubende Sichten belohnt. Ich glaube, dass war die schönste bergige Landschaft, die ich in meinem Leben gesehen habe. Von unserem Berg kann ich sogar das kaukasische Gebirge deutlich sehen (5000er). Wir brauchen noch 2 weitere Stunden bis wir wirklich am Gipfel angekommen sind! Dort wird uns von Georgier wieder Alkohol angeboten, den ich diese Mal jedoch vehement ablehne. Ich freue mich auf die Abfahrt! Jedoch wird diese nicht so gemütlich, weil man die ganze Zeit auf der Stein-und Schotterpiste bremsen muss und das Fahrrad durchgeschüttelt wird. Unten völlig kaputt angekommen, genehmigen wir uns ein Königsessen.
Noch am Abend verabschieden wir uns von Douggie, den wir in Tiflis wieder treffen wollen(
Visaangelegenheiten). Wir fahren Richtung Vardzia und werden weiterhin durch atemberaubende Landschaften und ruhige Straßen belohnt. Dieses Land ist wirklich ein Traum. Wir schlängeln uns einem Fluss entlang der von steilen Bergketten umgeben ist. Dann ein weiteres Highlight: Die Klosterstadt Vardzia! Hier sollen in Hochzeiten bis zu 2000 Behausungen im Berg geschaffen worden sein. Wir campen direkt unterhalb der Klosterstadt am Fluss und haben interessante Gespräche mit einem frueh-pensionierten Deutschen. Ein herzensguter Mensch mit richtigen, positive Travelspirit. Er versorgt uns noch mit Bundeswehrfertignahrung hergestellt im Jahre 1992, damit uns der Hunger auf unseren künftigen Bergetappen nicht mehr plagt:)
Wir behnden uns überraschende Weise die ganze Zeit auf einem 1500 hohen Plateau, was uns erst in Vardzia bewusst wird. Auf dem Weg nach TiTis überqueren wir wieder einen 2200er Pass, jedoch sind hier die Straßen gut ausgebaut. Auch hier ist die Landschaft wunderschön!
Unsere Reisepläne verändern sich ständig. Doch unser Plan sieht nun wie folgt aus: Wir werden uns über Armenien in den Iran aufmachen( Visa ist beantragt). Dann werden wir vom Iran nach
Tadjikistan fliegen (aufgrund von Visa-Problematiken blieb uns fast keine andere Möglichkeit) und
das Highlight unserer Reise, den Pamir Highway befahren. Dann kurz nach Kirgisistan und dann
nach Chia einreisen.
Doch nun geht es erst einmal zurück nach Deutschland. Als Trauzeuge meines „Seit-dem-Ichdenken-
kann-Sankasten-Freundes“ freue ich mich auf die bevorstehende Hochzeit.
Ich halte euch auf dem Laufenden!
Nach längerem Aufenthalt in Ti?is, ist das Fahrrad wieder mein Zuhause.
Es ist ein tolles Gefühl wieder auf dem Fahrrad zu sein. Frei und umgeben von Natur.
Wäre da nicht die Hitze, die uns beim ersten Anstieg aus der Fläche Ti?is‘ zu schaffen macht.
Ich merke, dass ich eine Pause brauche.
Zum Glück geht es Pedro genauso und so Nnden wir Platz unter dem Schatten eines Baumes.
Unser Drang wieder vorwärts zu kommen ist groß und so fahren wir bis kurz vor der armenischgeorgischen Grenze und sind glücklich am Abend einen Bach zu Nnden, in dem wir uns waschen können.
Der Grenzübergang Nndet ohne größere Probleme statt und wir werden vom Zöllner in Armenien willkommen geheißen. Die Landschaft ist schön: links und rechts ist unsere Straße umgeben von Bergen. Wir haben Glück, dass sich unsere Straße entlang eines Flusses bewegt und wir so keine großen Steigungen zu überwinden haben. Nach 3 Stunden Fahrt mitten in der Natur auf verkehrsruhigen Straßen ergibt sich uns ein sehr skurriles Bild: Wie aus dem nichts taucht eine Stadt (Alaverdi) auf, welche aus alten Sowjet-Fabriken und den damit verbundenen ArbeiterHochhäusern zu bestehen scheint. Die Fabriken sind teils in die Berge gebaut bzw. verlaufen vom Gipfel der Berge bis ins Tal. Einige Fabriken scheinen noch zu laufen, andere sind stillgelegt. Es könnte eine perfekte Szenerie eines Filmes à la „Waterworld“ abgeben. An diesem Abend Nnden wir einen schönen Berg?uss, an dem wir unser Zelt aufschlagen und baden können.
Am Morgen gönne ich mir erst noch einmal einen kurzen Sprung in den kalten Berg?uss bevor es wieder aufs Fahrrad geht. Mein Hintern scheint die Strapazen nicht mehr gewohnt zu sein und so schmerzt er schon nach 2 Tagen. Oder ist es die Fahrrad Lidl Hose, welche nach 4 Monaten ihren Geist aufgibt? Das Ergebnis ist das gleiche: Mein Hintern schmerzt und das ist eine der nervigsten Stellen für Tourenradler. Da ich bei 35-40 nicht meine Langradlerhose anziehen will, binde ich die lange Radlerhose um den Sattel und ziehe weiter meine gebrauchte, kurze an. Der heutige(3.Tag) beginnt nun mit stetigen, langen, aber nicht so steilen Anstiegen. Die Tunnel, von denen es reichlich gibt, sind abenteuerlich. Kein Licht, riesige Schlaglöcher und vor einem ein 40 Jahre alter DieselLKW. Doch die wunderschöne Landschaft entschädigt uns. Die Menschen machen hier einen armen Eindruck: Das Gras wird noch weitestgehend per Hand mit der Sense geschnitten und die Landwirtschaft scheint noch immer eine der wichtigsten Arbeitssektoren zu sein. Leider bleiben uns längere Gespräche mit den Menschen verwehrt vor allem aufgrund unser fehlenden russischen Kenntnissen.
Ich bin am frühen Abend das erste Mal wieder richtig kaputt. Kurz bevor wir einen längeren Anstieg zu befürchten haben signalisiere ich Pedro, dass ich kaputt bin, wir aber noch Wasser für die Nudeln und zum Trinken benötigen. Mein Hintern schmerzt und die Muskeln sind auch müde. Irgendwie haben wir Glück und Nnden eine Wasserquelle und einen Traumcampingplatz mitten im Wald mit einem schönen Berg?uss an der Seite. Wieder baden im Bach!!!:) Was für ein Glücklich trinke auch das erste Mal mit meinem WasserNlter aus dem Bach. Ich bin nicht daran gestorben. Meinen Hintern creme ich mal wieder mit der Zink-Wundsalbe ein….
Wenn der morgen gleich mit einer über 2000m großen Pass-Überwindung beginnt und am Ende des „Passes“ ein 3km langer Tunnel steht, ist die Laune nicht gerade groß. Aber was solls: Der Berg muss überwunden werden und so schwinge ich mich mit schweren Muskeln auch am Morgen des heutigen Tages wieder auf mein Fahrrad. Mit wenigen km\h geht es den Berg hinauf. Mal wieder tropft mir Schweiß ins Gesicht. Zum Glück gibt es immer mal wieder Wasserstellen an denen man sich erfrischen kann. Glücklich und hustend verlassen wir den Tunnel. Die ganzen Tunnel durch die ich gefahren bin kosten mich bestimmt ein Jahr meines Lebens. Aber was solls ;)… Nach dem Tunnel gehts wieder aufs Fahrrad und wir werden mal wieder belohnt: Wir fahren bergab auf den Sevansee zu und an ihm entlang. Wir haben Glück: kein grösser Gegenwind und dem Unwetter können wir auch weitestgehend entkommen.
Auf der Suche nach einem Zeltplatz stoßen wir abends dann völlig unerwartet auf ein paar armenische Männer. Ich sehe die Wodka?asche auf dem Tisch und erkenne sofort die Folgen für uns: Wodka trinken auf hungrigem Magen! Natürlich werden wir zu Tisch eingeladen und es folgen einige shots Wodka. Immerhin sind es keine normalen Wassergläser wie in Georgien. Ich freue mich schon auf die alkoholfreie Zeit im Iran……
Ich habe das Gefühl, dass es in Armenien nur bergauf geht. Bis auf den Sevansee müssen wir jeden Tag über einen Pass. Am heutigen Tag haben wir auch noch mit starkem Gegenwind zu kämpfen.
Da wir es irgendwie immer hinbekommen, trotz dem vorhandenen Willens(sagen bei jedem neuen Land, dass wir uns eine Karte kaufen wollen), keine richtige Karte eines Landes zu kaufen, werden wir auch immer wieder durch stetige Anstiege überrascht. Da die Abfahrt nach einer halben Stunde meist wieder vorbei ist und es danach wieder bergauf geht zerrt Armenien ganz schön an den Nerven. Armenien hat jedoch einen Vorteil. Die Landschaft ist noch wilder, die Straßen noch ruhiger als in Georgien. So werden unsere Strapazen eigentlich täglich belohnt. Trotzdem creme ich meinen Hintern auch diesen Abend mit der Zinkwundsalbe ein.
Wind bläst uns schon am Morgen ins Gesicht. Wir schlängeln uns einen Fluss langsam entlang.
Obwohl die Steigungen nicht stark sind, bewegen wir uns nur mit langsamer Geschwindigkeit fort. Der Wind ist stark und scheint immer stärker zu werden. Wir schauen auf unsere Google Karte und können kaum kurvige Straßenabschnitte erkennen und schließen daraus, dass wir auch in den nächsten 50 km keine größeren Anstiege zu befürchten habe. Voll daneben….. Wir beNnden uns auf einmal in einer „Death valley“ Landschaft und müssen bei böigem Wind einen Pass überwinden. Ich habe 3 Liter Wasser dabei, das sollte reichen…. Da wir schon den ganzen Tag Gegenwind haben, geht mir der Wind gewaltig auf die Nerven und Muskeln. Das Jammern hilft nichts. Der Pass muss überwunden werden. Also Freddy: trete mal rein in die Pedale! Die ersten Meter bin ich noch motiviert, doch die Motivation lässt immer mehr nach. Der Wind wird stärker. In den Kurven schiebe ich das Fahrrad immer mal wieder, weil die Steigung und der Wind mir die Kraft raubt. Nach ein paar Mal schieben merke ich aber, dass meine Muskeln anfangen zu schmerzen. Sie sind das bergaufgehen nicht gewöhnt. Ich beginne mal wieder zu ?uchen. Manchmal laut, manchmal leise ver?uche ich den Wind auf das Gröbste! Dann bitte ich ihn doch bitte etwas schwächer zu werden. Er nimmt mir das Fluche wohl übel und entscheidet sich immer stärker zu werden. Natürlich reichen auch die 3 Liter Wasser nicht aus. Und wie schon zuvor in meinen Reisberichten beschrieben, zieht sich das erwartete Ende des Passes nach jeder Kurve in die Länge. Ich weiß nicht wie, aber irgendwie schaffe ich es völlig entkräftet am Gipfel anzukommen. Ich kann mich immer noch nicht beruhigen und sage Pedro, dass es das erste und einzige Mal ist, dass ich mit dem Rad nach Armenien komme. Am Gipfel können wir unsere Wasser?aschen auffüllen uns ein paar frische Früchte kaufen. Und wieder werden wir am Abend belohnt:
Campen auf 2300m Höhe an einem schönen verlassenen Bergsee. Am Abend entscheiden wir uns noch in den Bergsee zu gehen und zu baden. Verlassen, im Nichts stehend, sehen wir am Rande des Sees ein Haus stehen, an dem wir Zugang zum See bekommen könnten. Dies entpuppt sich aber als Enttäuschung. Die schlammige Landschaft verhindert einen Zugang. Pedro entscheidet sich die Altbewährte Flaschendusche an unserem Zeltplatz zu nehmen und kehrt zurueck. Ich jedoch sehe einen kleinen Bach, der zum See führt und kämpf mich durch schlammiges Gebiet, um mich im eiskalten Wasser so gut es geht zu waschen. Als ich mich gerade wieder anziehe steht vor dem verlassenen Haus ein ältere Herr und schaut zu mir. Ich winke freundlich. Er winkt zurück. Nachdem ich meine 7 Sachen zusammen gepackt habe, komme ich ihm entgegen und begrüße ihn per Handschlag. Zwei Kinder kommen aus dem Haus. Ich werde ins Haus eingeladen und folge der Einladung.
Die Wärme, die dieser Mann und das Haus ausstrahlt erinnert mich an ein Kinderbuch:“ Es klopft bei Wanja in der Nacht“. Das Aussehen des Mannes glich dem im Buches sehr. Und irgendwie auch die Situation. So bekomme ich nach der kalten Bachdusche einen warmen Tee am Kamin. Während wir uns über Armenien und des Mannes Geschichte unterhalten, spielen drei Kinder im Hintergrund Karten. Sie spielen weniger konzentriert Karten, sondern schauen mich immer wieder an. Wanja( ich habe seinen richtigen Namen leider vergessen) kommt immer wochenends aus der Hauptstadt Jerewan in die Hütte\Haus am See und gibt den Dorfkindern teils Mathe-Unterricht bzw. Nndet seine Ruhe in seinem Geburtshaus mitten im Nichts. Bis heute hat mich die Begegnung mit diesem Manne irgendwie fasziniert. Es hat mich eben sehr stark an dieses Kinderbuch erinnert.
So schlafe ich völlig entkräftet aber glücklich auch an diesem Abend ein…..
Der nächste Tag beginnt wieder mit Wind, sehr starken Wind. Entgegen unserer Informationen lässt die Abfahrt auf sich warten. Heute ist es Pedro, der sehr kaputt ist und immer wieder Pausen braucht. Ich fühle mich irgendwie gut. Ich merke, dass mein Körper sich sehr schnelle nach Strapazen regeneriert….Die ersten Stunden zeigt dann auch Pedro ein grimmiges Gesicht und ist sicherlich froh als es dann auf eine ein-stuendige Abfahrt geht. Es wird Abend und irgendwie haben wir wieder Glück mit unserem Zeltplatz. Schien es am Anfang noch so, dass wir keinen Zeltplatz in der von Bergen umgebenen Landschaft Nnden können, sehen wir völlig überraschend eine kleine Nische am Rande der Straße. Die Landschaft und der Blick in der Abendatmosphaere ist unschlagbar. Ehrlich….brutal…..Wir sehen im Tal der Schlucht einen Mini-see. uuuuu: da jetzt reinspringen, nachdem heißen und anstrengenden Tag. Das wäre was….Leider privat…Als wir unser
Zelt aufbauen kommt eine Frau mit einem 13-jahrigen Jungen vorbei. Man spricht mit Händen und
Füßen und wir werden zum Schwimmen in den See eingeladen: jaaaaaaaaaackpot!!!!Just
Amazing!!!!!Dieses Schwimmen in dem selbstgebauten Minisee werde ich auch nie vergessen.
Nachdem wir ausgiebig und entspannt in der Mini-oase gebadet haben, werden wir für den Morgen zum Frühstück eingeladen. Wir machen noch die Entdeckung, dass hier überall teils meterhohes wildes Cannabis wächst und freuen uns dann aber auch auf unseren Schlaf.
Schon früh am Morgen höre ich Kinderstimmen vor unserem Zelt. Als ich aufstehe und aus dem Zelt gehe, sitzen 2 neugierige Kinder auf einem Stein und warten wohl schon einiger Zeit, bis wir endlich aufstehen. Es ist Junge vom Vortag und sein Zwillingsbruder, die warten bis wir endlich runter zu ihrem Haus kommen und gemeinsam frühstücken. Nachdem auch Pedro aufgewacht ist machen wir uns auf runter ins Tal zum Mini-Paradies mit See. Wir frühstücken in dem Bauernhaus und uns wir werden vor der Entscheidung gestellt entweder Wodka oder Wein zu trinken. Wir entscheiden uns für Wein, bekommen aber nebenbei auch noch frische Kuhmilch und andere hausgemachte Produkte wie z.B. Käse angeboten. Das Haus und das Grundstück an sich sind mit einfachsten Mitteln aufgebaut worden. Der Vater hat alles mit eigener Hand aufgebaut inklusive See, Wassersystem, Hausueberdachung, etc. Anscheinend haben hier schon vor Tausenden vor
Jahren Menschen gewohnt. Uns werden 1000 Jahre alte Grabsteine und die alte Weinfabrik gezeigt. Es ist alles wirklich wie ein Mini-Paradies. Doch das Paradies hat auch seine
Schattenseiten, wie wir später erfahren sollten. Schon beim Auftischen des Frühstücks merke ich, dass die Umgebung alles andere als sauber ist. Überall Fliegen, die Hände der Familie dreckig, der Tisch wird mit einem noch dreckigeren Lappen gewaschen. Das ist wohl der unhygienischste Ort, an dem ich jemals gewesen bin. Aber egal: Der Wein morgens um halb 9 macht mich stark Ich traue mich sogar von dem nicht gekühlten stinkenden Käse zu essen. Entscheide mich nach einem Stück dann aber lieber die Finger davon zu lassen. Nachdem das Weinglas immer wieder aufgefüllt wurde, brauche ich erst einmal einen kühlen Sprung ins kalte Wasser und gehe in dem See baden. Da weiter Wein eingeschenkt wird, bekomme ich langsam Kopfweh. Nachdem wir schon einiges getrunken haben und auch die Diskussionen mit dem Vater etwas komplizierter werden (Thema Hitler, etc. wir angesprochen) entscheiden wir uns weiter zu fahren.
Wir werden von den 2 Jungs noch nach oben begleitet und schwingen uns dann in der Mittagshitze mit dickem Schädel auf die Fahrräder. Ich merke, dass es mir nicht so gut geht. Wir machen eine kleine Mittagspause. Am Abend geht es dann wieder einen Berg hoch. Nach einer Stunde geht es mir irgendwie schlecht. Ich bekomme Schüttelfrost. Ich kämpfe aber weiter und will noch die Bergspitze erreichen. irgendwann merke ich aber, dass es wohl besser wäre anzuhalten und das mir irgendwie schlecht. Ich bekomme Schüttelfrost. Ich kämpfe aber weiter und will noch die Bergspitze erreichen. irgendwann merke ich aber, dass es wohl besser wäre anzuhalten und das Zelt aufzuschlagen. Ich begebe mich ohne essen ins Bett, habe aber Glück, dass ich am nächsten Tag zwar geschwächt aber wieder halbwegs gesund bin. Pedro ging es gut. Doch am Morgen merkt er, dass es ihm nicht so gut geht. Beim Fahren bekommt er immer wieder einen Brechreiz (Er hat den stinkenden Käse, ca. 600g, am Abend und am Morgen fertig gegessen, den wir von der Familie mitbekommen haben). Als wir an einem kleinen Laden anhalten, muss er sich dann das erste Mal übergeben. Es sollte nicht der letzte „Broeckle-blues“ bleiben. Wir können natürlich nicht weiterfahren. Halten bei der Hitze unter einem Baum an und bleiben dann auch die Nacht dort. Am Morgen ist Pedro wieder einigermaßen Nt. Nach einer kurzen Abfahrt geht es wieder……den Berg hoch…Dieses Mal einen 2500m hohen Pass. der letzte vor der Grenze zum Iran. Kurz vor dem Passanstieg, fahren wir noch durch ein sehr komisches Dorf\Ministadt. Es ist Kajaran und beNndet sich wie auch andere Städte irgendwie im Nichts. Als wir in die Stadt einfahren merke ich schon, dass die Menschen hier irgendwie komisch sind. Als wir dann einen Dürüm kaufen und mit dem ein oder anderen halbwegs sprechen, merken wir, dass hier ein Großteil irgendwie geistig beeinträchtigt ist. Eine ganz komische Situation in dieser Stadt. Kommt mir irgendwie vor wie in einem Film von Edgar Wallace, der in einer Psychatrischen Klinik stattNndet, vor. Wir wollen hier raus….Wir kämpfen uns den Pass hoch, der irgendwie nicht enden will. Auch dieses Mal wussten wir nicht, dass wir einen 2500m hohen pass überwinden werden. Bei der letzten Wasserstelle schlagen wir dann nachts unser Zelt auf: Am Gipfel angekommen, dürfen wir noch einmal die schöne Berglandschaft Armeniens betrachten. Es folgt eine lange, wohlverdiente Abfahrt nach Agarak an die iranische Grenze. Wir sehnen uns nach neuen Erfahrungen und können es kaum erwarten endlich in den Iran zu fahren. Natürlich habe ich ein etwas mulmiges Gefühl. Wird alles an der Grenze klappen? Werden sie uns befragen? Vorsichtshalber ziehen wir unsere langen Hosen an, da wir widersprüchliche Aussagen zum Fahren in kurzer Hose gehört haben. Dann machen wir uns auf in Richtung Grenze….
Im Park mit iranischen JugendlichenIrgendwie habe ich ein mulmiges Gefühl in den Iran zu gehen. Man hört nicht viel aus dem Iran und wenn, dann werden hierzulande meist negative Nachrichten publik gemacht. Im Jahr 2002 beschuldigte der damalige Präsident George W. Bush den Iran zur Achse des Bösen zu gehören. Diesen negativen Nachrichten stehen die Berichte von Reisenden gegenüber, die viel Positives zu berichten haben. Wie werden wir das Leben und das politische System im Iran empfangen?
Am Grenzübergang verläuft alles ohne größere Probleme oder Wartezeiten. Sowohl die Zöllner als auch die Menschen, die uns kurz nach der Grenze begegnen sind sehr freundlich und heißen uns herzlich in ihrem Land willkommen. „Do you need help?“, fragt auch schon der nächste Iraner, der uns in der islamischen Republik begegnet. Wir verneinen uns stürzen uns in die nordiranische Hitze:
Es ist mal wieder sehr heiß, aber wir haben; RUECKENWIND!!! Unglaublich. Und so fahren wir sehr angenehm in einer schönen Landschaft den Grenz_uss Richtung Jolfa entlang. Am ersten Dorf halten wir an, um unsere Trinkwasserreserven aufzufüllen. Ähnlich wie in der Türkei bildet sich eine Menschenmenge um uns.
Wir sprechen mit einem Mann in unserem Alter und werden prompt zu einem seiner Freunde für eine Übernachtung nach Hause eingeladen. Da wir schon einige Kilometer gefahren sind, nehmen wir die Einladung an. Nach ein oder 2 Minuten gibt uns der Mann jedoch die Hand und verlässt uns. Er muss jetzt gehen. Wir sind etwas überrascht, da er uns doch 2 Minuten zuvor eingeladen hat. Wir werden später noch einiges zu den Gewohnheiten im Iran erfahren. Wir brauchten 3 Wochen, um die ungeschriebenen Regeln im Iran zu verstehen und selbst danach haben wir nur einen Bruchteil davon verstanden.
Die Iraner sind so freundlich wie kein anderes Volk, mit denen wir bisher in Kontakt getreten sind. Aber vieles ist hier eine Farce, ein Fake, ein Spiel. Doch dazu noch mehr.
Über den Iran werde ich dieses Mal etwas anders berichten. Hier steht nicht die Natur, sondern die Menschen im Vordergrund. Die Natur ist schnell abgehackt. Es ist sehr trocken, bis auf den Norden des Irans, an dessen kaspischen Küste wird entlang gefahren sind.
Da es meist nur eine große Verbindungsstrasse zwischen den Städten gibt und auch im Iran viel gebaut und mit alten Lkw gefahren wird, ist das Fahrrad fahren im Iran an sich nicht empfehlenswert. Viel Lärm und Luftverschmutzung resultieren in einen hohen Stressfaktor für Fahrradfahrer.
Die Menschen _ippen hier v.a. aufgrund des Tall-bikes völlig aus. Es wird geQlmt, gehupt, fotograQert, angehalten, langsamer gefahren, Unfälle riskiert. Doch nun wieder zur Story:
Nachdem wir die nächstgrößere Stadt Jolfa erreicht hatten, machen wir kurz nach der Stadt eine kleine Snack-Pause. Wie nicht anders zu erwarten war halten Autos an und kommen auf uns zu, um mit uns zu reden. Einer davon ist Vahid, der uns dann auch in seine 5km entfernte Heimatstadt Hadashir zum Essen einlädt.
Wir nehmen die Einladung an und essen 2 traditionelle iranische Gerichte. Vahid erzählt uns von sich und dem Leben im Iran. Er kritisiert das System sehr deutlich und würde wie so viele hier gerne ins Ausland gehen. Vahid ist etwas skeptisch gegenüber anderen Personen v.a. gegenüber Iranern.
Er warnt uns, dass uns nicht jeder positiv gesonnen bzw. andere uns das Geld aus der Tasche ziehen wollen. Trotz seiner eher negativen Grundeinstellung gegenüber Menschen, fühlen wir uns wohl und sind auch froh, dass er uns ein Zimmer oberhalb des Restaurants zur Mittagspause anbietet. Es gehört einem seiner Freunde und so können wir hier in Ruhe relaxen. Der Freund mitsamt seiner Frau und einem kleinen Kind kommt kurz vorbei, um uns willkommen zu heißen, doch danach können wir uns für 2 Stunden hinlegen uns ausruhen. Sobald wir wieder auf der Straße sind bzw. sobald wir anhalten kommen Menschen auf uns zu und heißen uns in ihrem
Land\Stadt willkomen oder fragen uns ob uns es gut geht bzw. ob wir etwas benötigen. Als wir die
Stadt verlassen kommt noch einmal Vahid auf seinem Motorrad vorbei, fragt nach unserem WohlbeQnden und organisiert uns dann noch von seiner Schwester Brot. Übernachten tun wir irgendwo im Freien, leider ohne Wasserzugang. Wir sind noch etwas vorsichtig, was waschen im Freien, urinieren oder der Gleichen angeht. Gerade bei mir merkt man doch den Ein_uss der deutschen Berichterstattung über den Iran. Wie sich herausstellen sollte, ist der Iran aber ein unglaublich sicheres P_aster. Der Tourist genießt auch hier eine Sonderstellung und kann sich einiges mehr erlauben als die Einheimischen hier.
Die Einfahrt in die erste große Stadt im Iran (Marand) wird zu einem tollen Erlebnis. Als wir anhalten, kommen sofort Jugendliche aus der Werkstatt gegenüber zu uns angerannt. Der Junge ist ganz nervös:“ Hello. How are you? I am so nervous……i dont know what to say. It´s my Qrst time i speak to a tourist.“ Ich unterhalte mich kurz mit ihm. wir wollen essen gehen und so zeigt er uns ein Restaurant keine 10 Meter von der Stelle entfernt an der wir angehalten haben. Als wir das Restaurant betreten und Kebab (Am Spieß) mit Reis bestellen kommen immer mal wieder Kinder vorbei. Sie fragen, woher wir kommen bzw. ob sie ein Foto mit uns machen können. Ein kleiner Junge nimmt dabei die Frontrolle ein (das scheint hier eine Regel zu sein: einer übernimmt die
Verantwortung und dieser begleitet einen dann die ganze Zeit bzw. ist Ansprechpartner Nummer
1). Sein Name ist Ersah (14 Jahre) und er sollte uns noch den ganzen Tag über begleiten. Die Jungs machen uns darauf aufmerksam, dass Pedro einen Platten hat. Wir fragen die Jungs, ob sie wissen, wo ein Fahrradgeschäft ist (Pedro braucht sowieso neue Schläuche). Ersah weiß es und sagt, wir sollen ihm folgen. Umgeben von Kindern auf Fahrrädern, hupenden Autos und fotograQerenden Menschen, machen wir uns auf den Weg zum Fahrradgeschäft. Das Fahrrad wird schnell ge_ickt, wir werden noch zum Tee eingeladen und von einigen Menschen in ihre Stadt herzlich willkommen geheißen, dann frage ich Ersah, ob er mich zur Post bringen kann (habe noch Postkarten, die ich in der Türkei gekauft, in Georgien geschrieben und jetzt im Iran an Menschen, die uns aufgenommen haben, versenden will) Er bringt uns zur Post. Waehrend ich in der Post die Karten verschicken will, schüttelt Pedro _eißig die Hände von Menschen, die ihn willkommen heißen. Die Post ist zwischen Männern und Frauen aufgeteilt, genauso wie es auch die Busse sind ( Frauen hinten, Männer vorne). Der Mann am Schalter ist etwas überfordert mit dem Postkarten. Ich warte 5 Minuten, dann kommt auf einmal ein Mann auf mich zu und zückt seinen Ausweis: „Police. Passport, please.“ Super, kaum bin ich in der Post, da holen die die Polizei, denke ich mir. Ich muss also raus zu meinem Fahrrad, meinen Pass zeigen und einige Fragen zu meiner Reiseroute beantworten. Das Auftreten der Polizei, so wird sich zeigen, soll eher ein Signal an die Bevölkerung, sich nicht mit uns zu unterhalten, als eine Einschüchterung an uns, sein. Trotzallem hat die Einschüchterung bei mir beim ersten Mal funktioniert.
Ersah will uns zu sich nach Hause einladen, jedoch müssen bei ihm zu Hause vor der Tür warten. Wir vermuten zuerst, dass die Mutter Angst hat vor unangenehmen Fragen der Polizei, jedoch stellt sich bei einer anderen Begegnung heraus, dass es wohl auch an der Religion\Tradition liegt: Es geziemt sich für eine Frau nicht, Männer in das Haus zu lassen, wenn kein Mann im Haus ist.“ Mir geht das ganze Religion Zeugs sowieso ein bisschen auf den Keks, wo ich hier im Iran übrigens nicht allein bin. Der Großteil der Menschen ist weitaus weniger religiös, wie zum Beispiel in der Türkei. Sie sind der Regeln des religiösen Regimes müde und wollen einfach auch in Freiheit leben, so wie wir das wollen. Ich war auch etwas überrascht, dass die Moscheen hier weitaus weniger präsent sind als in der Türkei. Nur vereinzelt habe ich Moschen gesehen bzw. Muezzins gehört. Es Qndet hier keine Beschallung wie in der Türkei statt. Ehrlich gesagt, muss ich im Nachhinein sagen, dass mir die Türkei der Zukunft etwas Angst macht. Der Iran ist von außen sehr religiös, doch im Inneren sind es viele Menschen nicht. Die Türkei ist von außen angeblich säkular, doch innerhalb der Türkei spielen die Moscheen und der Islam eine starke Rolle. Auch innerhalb der von mir besuchten Orten. Ich habe gedacht, dass mit den Muezzin hören in jedem kleinen Dorf gehöre zum Islam wie das Glockenläuten in den Kirchen. Doch der Iran hat mir anderes gezeigt, dass das nicht der Fall sein muss. So habe ich auch gehört, dass zum Beispiel im Iran ein Großteil kein Ramadan macht, sondern „heimlich“ zu Hause isst. In der Türkei aber selbst der Großteil der Studenten (zumindest in Trabzon) mitmacht.
Wie auch immer, der Iran ist ein großes Spiel….
Ersah bietet uns dann noch an in ein Schwimmbad zu bringen. Wir sind überrascht und fragen nach, ob wir mit kurzer Hose schwimmen können. Ja, kein Problem! Das Schwimmbad war ein Traum und ein Erlebnis. Natürlich sind hier nur Männer und Jungs anzutreffen. Ersah, sollte 1 Stunden nach unserem Eintreffen mit seinem Vater dazukommen. Das Schwimmbad an sich, ist eher eine Wellnessoase als ein Ort, um schwimmen zu lernen. Es entwickelt sich hier ein Ritual aus Dampfbad, dann heißes Becken, dann Saunaaufguss mit Menthol, dann Abkühlen im Eiswasser. Das Ganze wiederholt sich dann wieder. Für uns und unsere Muskeln war es ein Traum. Natürlich waren wir hier die ersten Touristen. Dementsprechend wusste dann auch das ganze Schwimmbad von dem Deutschen und den Franzosen. Wir wurden oft angesprochen oder beobachtet. Ersah wurde immer etwas eifersüchtig, sobald wir uns mal mit anderen Kindern\Menschen unterhalten haben. Auch das war bei anderen Begegnungen so. Derjenige, der sich als Frontmann auserkoren fühlte, wurde eifersüchtig, sobald wir mit anderen sprachen bzw. versuchte uns von anderen fernzuhalten.
Ersah wollte uns gar nicht mehr aus dem Schwimmbad gehen lassen und ihm kamen ein bisschen die Tränen als wir ihm klar machten, dass wir nicht bis zum Ende bleiben können, das wir weiterfahren müssen.“PLease, full time.You have full time!“, sagte er immer wieder. Erst ein Gespräch mit seinem Vater, machte ihm verständlich, dass wir gehen müssen.
Die Fahrt aus Marand war dann so verrückt: Autos hielten vor und neben uns an: fotograQerten, hupten, Qlmten, forderten uns zu selQes auf…..Keine Übertreibung!!!Die Leute _ippten aus. Wir waren müde und hatten einen Tag mit vielen sozialen Erlebnissen und wollte eigentlich nur unsere Ruhe. Es wurde dunkel und wir waren müde. Dann sahen wir eine kleine Baumplantage, wir hielten an und stellten unsere Fahrräder abseits der Straße auf die Plantage ab. Da blieb natürlich nicht unbeobachtet. Ein Mann und ein Jugendlicher folgten uns. Erst der eine, dann der andere luden uns zu sich nach Hause ein. Wir wollten eigentlich nur in Ruhe schlafen, doch beide ließen nicht locker.
Erst der eine, dann der andere holten uns eine Frau ans Telefon, mit der wir gut Englisch sprechen konnten und die uns übersetzten, dass wir doch bitte bei ihnen zu Hause übernachten sollten. Dieses Mal war es also kein Fake! Wir konnten uns nicht entscheiden. Dann holte der der eine 4 Frauen dazu, welches alle junge Englischlehrerinen waren (eine davon seine Frau). Doch wir konnten die andere Einladung auch nicht einfach ausschlagen. Beide ließen nicht locker. Da wir noch weitere Einladungen in Zukunft erwarteten, entschieden wir uns für keinen und schlugen das Zelt in der Plantage auf.
Mitten in der Nacht wurde es dann irgendwie recht kalt. Der Boden fühlt sich doch sehr kalt an. Als ich den Boden berühre merke ich eine große Wasserlache unter dem Zelt. Auch Pedro ist aufgewacht.“ Scheisse, die _uten die Plantage nachts mit Wasser. Nichts wie weg von hier. Schlaftrunken bewegen wir also das ganze Zeltequipment 50m weiter mitten in der Nacht.
Am Morgen dann wieder ein alt bekannter Freund: Der Wind. Er bläst mal wieder gegen uns. Wir wollen es bis nach Tabriz schaffen und uns dann in Tabriz entscheiden, welche route wir im Iran fahren. Der Gegenwind macht uns zu schaffen. Wir kommen nur schleppend voran und die Abgase machen uns die Fahrt nicht unbedingt angenehmer. In Tabriz angekommen, machen wir eine größere Pause in einem Park. Ein Mann bringt uns eine Melone vorbei. Ein anderer läd uns zu sich nach Hause ein, was sich aber wieder mehr oder weniger nicht als wirkliche Einladung erwies. Da wir noch aus tabriz fahren wollten, waren wir nicht daran interessiert, jedoch kam wir dem Spiel mit den Einladungen etwas näher. Das „Spiel“ heisst „Taroff“: Wie wir in teheran, bei unserem host Hooman und seiner Familie erfahren, bieten Menschen uns hier oft Übernachtungen an bzw. Restaurants bieten uns an, nicht zu zahlen. Sie wollen uns das nicht wirklich anbieten, bieten uns das aus Hö_ichkeit aber an. So werden wir nach kurzen Gesprächen nach Hause eingeladen bzw. des Restaurantbesitzer sagt, dass wir zum Essen eingeladen sind. Aber sie gehen davon aus, dass wir ablehnen. Wenn derjenige weiterhin darauf besteht, dann ist es ernst gemeint. Bis heute können wir nicht immer wissen, ob es nun „taroff“ war oder ernst. Es ist nicht immer einfach, das herauszuQnden Doch Touristen müssen wissen, dass es eben nicht immer 100 % ernst gemeint ist. Trotz dem taroff-Spiel bleibt die Gastfreundschaft unschlagbar.
Nach dem Park in Tabriz wollen wir am Abend auf einem Bypass Tabriz umfahren. Beim Anblick der Stadt von oben, merken wir aber dass wir bei der Größe und dem Gegenwind das nicht schaffen. Wir übernachten in einem Park mitten in Tabriz (2-3 Mio. Einwohner).
Und am Morgen grüßt wieder der Wind. Er will einfach nicht nachlassen. Wirt entscheiden uns gegen unseren ursprünglichen Plan nach Isfahan mit dem Fahrrad zu fahren. Stattdessen wollen wir an der Küste der Kaspischen Meeres entlang und dann nach Teheran fahren, um dort die Fahrräder stehen zu lassen und mit dem Bus nach Isfahan zu fahren. Der Wind hat uns einfach die Kraft und die Zeit geraubt. Am Abend Qnden wir ein Zeltplatz mitten auf dem Feld, doch 2 Jungs kommen vorbei und laden uns ein bei ihnen vor der Farm zu campen.
Wir fahren gegen den Wind Richtung Arderbil. Diese Stadt ist genauso wie der Großteil des Westens des Irans von Iranern mit türkischen Wurzeln bewohnt. Da meine Finanzplanung nicht vollkommen ausreicht, fahren wir in Ardebil mit weniger als einem Euro ein. Wir haben uns mal wieder mit Reis durchgeschlagen. In Ardebil wollen wir dann Geld wechseln ( Sanktionen verhindern ein Abheben von inländischen Bankautomaten). Nachdem wir unser Geld gewechselt haben, machen wir uns per Handy auf der Suche nach einem CouchsurQng Host. Wir wollen dabei in den Park gehen und nebenbei relaxen. Schon auf dem Weg zum Park müssen wir für SelQes posten bzw. werden ständig angesprochen. Ein Polizist grüßt uns freundlich per Handschlag. Als wir jedoch uns in den Park setzen kommen auf einmal Leute von allen Ecken und Enden des Parks auf uns zu und beobachten uns, stellen Fragen, etc. Natürlich ist das unangenehm fürs Regime also: „passport, please!“ Wir kennen das Spiel. Die Polizei kontrolliert die Ausweise während wir 15 Minuten unser Vesper genießen. Nach dem Essen setzen sich 2 Englischstudentinnen zu uns, um ihr Englisch zu verbessern. Nach wenigen Minuten wird eine der beiden zur Polizei gerufen. Sie meinen, sie kennen das Spiel. Es wird ihnen verboten mit uns zu sprechen. Dann kommt ein Herr in Zivil auf uns zu stellt sich als „immigration police“ vor und verlangt wieder unsere Ausweise. „ohhhh man, ist das nervig“, denke ich mir und reiche auch ihm mein Ausweis. Nach weiteren 5 Minuten teilen die 2 Englischstudentinnen uns dann mit, dass wir den Park verlassen müssen, da es für uns hier nicht sicher sei. Ich schaue mich um sehe überall nur Familien und denke mir meinen Teil. Wir entscheiden uns an diesem Abend im Hotel zu übernachten, da wir auch vermuten, dass wir am heutigen Tag von der Polizei beobachtet werden und keine Unannehmlichkeiten unseren Hosts bereiten wollen. Wir genießen die Nacht im recht günstigen Hotel.
Der nächste Tag beginnt wieder mit Wind und so langsam habe ich die Schnauze voll von ihm. Es kostet unglaublich viel Kraft. Doch am Ende des Tages steht eine 2 ständige Abfahrt bis runter ans Kaspische Meer an. Wir genießen es. Schon wieder wird es Abenddämmerung und wir haben wieder noch keinen Schlafplatz gefunden. Wir erfahren, dass es einen oeffentlichen Campingplatz gibt. Und auch heute haben wir es wieder geschafft mit weniger als einem Euro am Abend dazustehen.(hatten das Geld 50 Euro am Abend auf der Straße gewechselt und wollten dem spontanen Wechsler unseres Geldes nicht mehr Unannehmlichkeiten bieten). Der Campingplatz kostet 1 Euro pro Nacht. Am nächsten Tag genießen wir es, ohne Gegenwind zu fahren und gönnen uns das Schwimmen im warmen Kaspischen Meer. Wir waren am Anfang etwas verwirrt und sind es heute noch, was die Schwimmpolitik dieses muslimischen Staates betrifft. Dürfen wir mit kurzer Hose ins Meer? Müssen wir ein T-shirt tragen? Es ist etwas konfus und selbst die Iraner blicken hier nicht ganz durch. Mal heißt es ja, dann wieder „nein“. Wie auch immer. Nach 1 Woche im Iran haben wir so halb den Dreh raus. Hier die „Regeln“:
Wassertemperatur ins Wasser steigen
An den öffentlichen Badestränden gibt es meistens neben den Securityguards, der Polizei, und den
Lebensrettern auch einen „Aufpasser“. Dieser läuft mit einer Pfeife herum und fordert alle, die ohne
T-Shirt baden gehen eines anzuziehen. Natürlich hat die Mehrheit der Männer darauf überhaut kein
Bock. Das heißt, sobald der Aufpasser mal wieder vorbei läuft, gehen alle ohne T-Shirt bis zum Hals ins Wasser, damit er nicht sehen kann ob sie ein T-Shirt tragen oder nicht. Mal werden sie gesehen mal nicht. Wie gesagt, dass Ganze ist ein einziges Spiel. Wir haben es nach 2 Stunden Beobachtung am öffentlichen Strand herausgefunden.
Für die Einheimischen sind solche Regeln natürlich einfach nur nervig, wie auch andere Regeln. Wir sprechen viele Menschen, die sowas von kein Bock auf das Regime haben. Wer gebildet und jung ist will raus. Die Älteren reagieren mit Resignation. Die ganz große Mehrheit ( nach Aussage eines Professors einer Teheraner Universität sind das 90%) will mehr Freiheit und fühlt sich von dem Regime unterdrückt. Einzig und allein die gut funktionierende Terrorabwehr des Regimes wird von der Bevölkerung ausdrücklich gelobt. Doch Raum für Veränderung bleibt kaum. Das Regime hat eine Nationalgarde, die alles für die Mullahs macht ( auch auf die eigene Bevölkerung schießt), die militärische Macht und die Qnanziellen Mitteln in ihren Händen. Noch immer werden politische Oppositionelle hingerichtet. So haben die wenigstens Hoffnung auf eine bessere Zukunft, doch grenzen sie sich sehr stark vom Regime ab oder „spucken“ sogar auf sie. Die Menschen sind Gefangene in ihrem eigenen Land. Sie haben Besseres verdient, denn sie sind großartige Menschen und sehr offen. Für alle nicht so erfahrenen hier, möchte ich auch erwähnen, dass es sich bei den Iranern nicht um Araber handelt. Es sind Perser und von einem ganz anderen Schlag. Wenig religionsfanatisch, gut gebildet und sehr zuvorkommend……Die Menschen haben mich begeistert…..
Kurz zum Essenstrick: immer wieder sind unsere iranischen Rials ausgegangen und wir standen nur mit Euro da oder das Essen war aus irgendeinem anderen Grund knapp. Wir haben uns dann immer neben Iraner gesetzt, die sich in einem Park, einem Fluss oder sonst wo zum populären Picknick saßen. Haben unser spärliches Essen ausgepackt und gewartet. Nach wenigen Minuten wurde uns dann Essen unterschiedlicher Art vorbeigebracht. Das hat so gut wie immer geklappt. Auch wenn wir selbst genügend zum Essen haben, wurde uns fast immer was angeboten. Die Menschen sind sowas von gastfreundlich. Ich würde das Gleiche gerne mal in Deutschland sehen….
Ich könnte noch vieles mehr über den Iran scheiben, doch meine Zeit lauft davon. Wir wollen heute uns aufmachen, um in Tajikistan den Pamir Highway zu fahren. Also noch kurz ein paar Sätze zum Iran.
Nachdem wir die Kaspische Küste entlang gefahren sind, sind wir in Teheran eingefahren. Voll von Smog und Staus! Wir übernachten bei einer iranischen Familie, bekommen Alkohol (für den man hier ausgepeitscht werden könnte, nicht jedoch für Touristen. Diese genießen eine Sonderstellung), welcher hier unglaublich teuer ist. Natürlich weiß das Regime, dass in vielen Häusern Alkohol getrunken wird. Hinter vorgehaltener Hand wird sogar erzählt, dass das Regime sehr gut am Schmuggel verdienen sollte. Ab und an wird ein Exempel statuiert und ein Schmuggler wird hingerichtet. Naja, ist alles ein bisschen konfus, wie auch andere Regeln. Man blickt irgendwie nur halb durch. So wird zum Beispiel in Isfahan auch Alkohol heimlich hergestellt. und zwar im armenischen Viertel. Das weiß natürlich das Regime, billigt es aber. Im Haus sind die Menschen frei, so Qnden Partys dort statt ( Es herrscht normalerweise Tanzverbot, auch bei Hochzeiten darf nicht getanzt werden), es wird viel Alkohol getrunken und die Frauen können hier ihre Freiheit ohne Kopftuch genießen. Gerade die Jugend sehnt sich so sehr nach Freiheit. Allein bei der Art, wie man das Kopftuch in der Öffentlichkeit trägt, kann man erkennen, wie viel/wenig Respekt man den Regeln des Regimes zollt.
Ich muss aufhören…Gerne unterhalte ich mich persönlich mit euch über den Iran. Ich habe nur eine Bitte, auch für die Beurteilung westlicher Berichterstattung: kehrt das Regime und die Bevölkerung nicht unter einen Hut. Das Regime ist ekelerregend, der Großteil der Menschen herzenslieb. Und für interessierte zukünftige Touristen: Das Land ist super sicher. Wesentlich sicherer als Europa! Das könnt ihr akzeptieren oder nicht. Aber hier brauche ich keine Angst haben, dass mir das Fahrrad gestohlen, ich ausgeraubt oder verschlagen werde. Touristen genießen eine Sonderstellung: Selbst wenn du sturzbetrunken von der Polizei aufgegriffen wirst, ist es sehr unwahrscheinlich, dass dies härtere Strafen, wie das Auspeitschen, nach sich zieht.
Jetzt geht es auf den Pamir Highway…
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